Deine Meinung
- 508
- 488
- 491
- 532
- 463
- 472
Kathrin: Die Schule heißt offiziell „Deutsch als Zweitsprache (DaZ) – Zentrum“ und liegt in Dithmarschen. Das ist eine Region ganz im Norden von Deutschland. Ich unterrichte dort Kinder, die noch kein Deutsch können. Ich bringe ihnen die Sprache bei, damit sie danach auf eine reguläre Schule gehen und gemeinsam Unterricht mit deutschsprachigen Kindern machen können.
Kathrin: Am DaZ-Zentrum sind momentan hauptsächlich Grundschüler, aber generell unterrichten wir Kinder von 6 bis 16 Jahren. Wir haben aktuell insgesamt fünf Klassen. Eine 1. Klasse, eine 2. Klasse, eine 3.-4. Klasse, eine Orientierungsstufe (4.-5. Klasse) und eine Oberstufe (6.-9. Klasse). Jede Klasse hat einen eigenen Klassenlehrer oder Klassenlehrerin. Oft sind aber zwei Lehrende im Unterricht. Denn zu zweit kann man sich besser um einzelne Kinder kümmern und mit ihnen zum Beispiel Lesen üben.
Kathrin: Das ist unterschiedlich. Eigentlich sind die Klassen für bis zu 12 Schülerinnen und Schüler gedacht. Zurzeit haben wir allerdings eher 25 oder mehr Kinder in einem Raum. Die Anzahl ändert sich aber oft wöchentlich, da neue Schulkinder in Dithmarschen ankommen oder andere vom DaZ an die Regelschule wechseln, wenn sie genügend Deutsch gelernt haben. Die Kinder bleiben mindestens 7 Monate bei uns, in der Regel aber eher ein Jahr.
Kathrin: Aus der ganzen Welt! Viele der neuen Schülerinnen und Schüler kommen aus Syrien, aber wir haben auc hKinder aus Algerien, Albanien, dem Kosovo, Serbien, Polen, Rumänien oder Spanien.
Kathrin: Da gibt es natürlich Unterschiede. Aber normalerweise sprechen die Kinder, die zu uns kommen, überhaupt kein Deutsch. Da helfen dann Hände, Füße und ganz viel Zeichensprache ;-)
Kathrin: Die älteren Kinder schon, die Grundschulkinder noch nicht. Die Kinder haben jeden Tag 6 Stunden Unterricht und viele von ihnen müssen bis zu 1,5 Stunden mit dem Bus anreisen. Da bleibt fast keine Zeit für Hausaufgaben.
Kathrin: Nein. Einige der Oberschüler schreiben ab und zu Tests. Aber für Klassenarbeiten sind die Deutschkenntnisse der Schüler innerhalb einer Klasse einfach zu unterschiedlich. Auch Noten gibt es bei uns nicht. Die Kinder bekommen am Ende ihrer Zeit am DaZ aber eine Empfehlung, in welche Klasse sie an der neuen Schule eingestuft werden sollen oder auch für eine bestimmte Schulform.
Kathrin: Ja, auf jeden Fall! Allerdings ist es oft schwierig, da wir ja nicht nur Flüchtlingskinder unterrichten, sondern auch Kinder von anderen Zuwanderern. Daher haben die Kinder nicht nur unterschiedliche Deutschkenntnisse sondern auch ganz verschiedene Hintergründe und Lebensgeschichten. Für manche unserer Schüler ist es schwer zu verstehen, warum beispielsweise ein Kind aus einem Kriegsgebiet so ruhig ist und mit niemandem redet. Oder warum einige Kinder auch in ihrer eigenen Sprache nicht lesen oder schreiben können, obwohl sie schon 11 Jahre alt sind. Auch für uns Lehrende ist es nicht immer leicht, allen Kindern gerecht zu werden.
Kathrin: Das ist sehr unterschiedlich! Aber das hat man ja in jeder normalen Schule auch so - die einen wollen gerne lernen, die anderen lieber spielen und fragen direkt zu Beginn der neuen Stunde: „Wie viele Minuten noch bis zur Pause?“
Kathrin: Da fällt mir ein besonders positives Beispiel von einem unserer Schüler ein. Er kam vor 9 Monaten ohne ein Wort Deutsch zu uns und wird Anfang Oktober auf ein deutsches Gymnasium wechseln.
Vielen Dank für das spannende Interview, Kathrin!
ist schön ❤️🧡💛💚💙💜💞💝💓💗💖💕