Panorama

Wenn Kin­der vor Ge­richt aus­sa­gen

Kinder werden manchmal als Zeugin oder Zeuge vor Gericht geladen. Dafür können sie Hilfe bekommen. Wir haben mit Christian Veith von der Zeugenbegleitung Stuttgart von PräventSozial gesprochen. Er erzählt uns von seiner Arbeit.

Warum ist eine Zeugenbegleitung bei Kindern so wichtig?

Christian Veith: Kindern und Jugendlichen sind die Abläufe bei Gericht oft nicht bekannt. Darum erklären wir es ihnen mit kindgerechten Büchern und unserem Gerichtskoffer. Das ist ein Koffer, in dem ein Gerichtssaal mit Playmobil-Männchen nachgebaut ist.

Hier in Stuttgart haben wir zusätzlich noch Max die Gerichtsmaus. Auf unserer Webseite erklärt Max, wie das Gericht funktioniert. Und die Kinder bekommen Max auch als Stofftier, der sie während der Verhandlung unterstützt und an dem sie sich festhalten können.

Wie unterstützt ihr die Kinder bei Gericht?

Christian Veith: Wir warten mit ihnen gemeinsam auf die Gerichtsverhandlung und beruhigen sie. Im Gerichtssaal setzen wir uns neben das Kind, damit es nicht alleine ist. Zudem sind wir damit eine Art Sichtschutz. Denn viele wollen den Angeklagten oder die Angeklagte nicht sehen.

Unterstützt ihr die Kinder auch außerhalb des Gerichtsverfahrens?

Christian Veith: Fast immer schauen wir uns vorher das Gericht an. Dort können sie den Richter mal ohne seine schwarze Robe kennenlernen und sehen, dass er auch nur ein normaler Mensch ist. Das nimmt ihnen oft die Angst vor dem Gerichtsverfahren. Nach der Verhandlung haben Kinder oft noch Fragen, die wir dann gemeinsam klären.

Bekommen Kinder immer eine Zeugenbegleitung?

Christian Veith: Alle Kinder, die sich bei uns in Stuttgart melden, werden begleitet und unterstützt. Bei besonders schlimmen Straftaten haben sie sogar in jedem Bundesland ein Recht darauf. Der Staat übernimmt dann die Kosten. Nicht alle Staatsanwaltschaften informieren aber die Kinder über dieses Recht. Wir gehen deshalb immer wieder an Schulen und informieren die Kinder über ihr Recht. Wir stehen auch in engem Kontakt mit Richtern, Staatsanwälten, Anwälten, Sozialarbeitern und Beratungsstellen.

Wie geht es Kindern, die von Cybermobbing betroffen sind?

Christian Veith: Die meisten Eltern sagen ihren Kindern, sie sollen nicht mit Fremden schreiben. Trotzdem kann es passieren, dass Kinder die Warnung nicht beachten. Gerade bei Cybermobbing erleben wir es oft, dass sich die Kinder schämen und ein schlechtes Gewissen gegenüber ihren Eltern haben. Aber auch die Eltern machen sich Vorwürfe. Es ist wichtig, dass sich die Kinder nicht die Schuld geben. Denn die Schuld liegt ganz klar bei demjenigen, der gemobbt hat.

Sind die Kinder froh, das Cybermobbing angezeigt zu haben?

Christian Veith: Wenn die Verhandlung vorbei ist, sind die Kinder eigentlich immer froh. Kinder denken oft nicht darüber nach, wenn sie fremden Menschen ein Foto schicken. Fremde schmeicheln sich mit Komplimenten ein und das Kind denkt sich nichts dabei, ein Nacktfoto zu teilen. Das Besitzen eines solchen Fotos von Kindern ist eine Straftat. Bei solchen Straftaten hört das Mobbing dann in den meisten Fällen auch direkt auf, weil der Täter eine entsprechende Strafe bekommt. Aber nur, wenn sich das betroffene Kind jemandem anvertraut und das Mobbing meldet.

Vielen Dank für das Interview!

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Eure Kommentare

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LOL 
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Freue mich schon darauf wenn ich dann selber Artikel schreiben kann ich hoffe ich werde schnell angemeldet.
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Das müsste Meine Freundin mal.
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gut
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Dass es sowas gibt ist echt toll. Ich musste selbst als Kind vor Gericht aussagen und damals gab es sowas nicht!