Kinderreport 2024: Demokratiebildung in Deutschland

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Bild: v. l. n. r. Holger Hofmann, Thomas Krüger und Hendrik Wüst. Sie haben den Kinderreport gemeinsam vorgestellt.

 

Die Themen des diesjährigen Kinderreports des Deutschen Kinderhilfswerkes sind die Demokratiekompetenz und Demokratiebildung. Für eine Beurteilung dieser wurden Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 17 Jahren und Erwachsene befragt. Die Umfragen fanden im Januar 2024 in einer Zeit großer politischer Unsicherheiten statt. Das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zum Bundeshaushalt 2024 und die daraus resultierenden Sparmaßnahmen verunsicherten. Zudem war das Erstarken rechter Parteien zunehmend bedeutender. Erwachsene und Kinder sind einer Meinung: Es muss mehr dafür getan werden, dass sich Kinder und Jugendliche gestärkt genug fühlen, für eine langfristige Demokratie in Deutschland einzustehen.

Die Zukunft unserer Demokratie

Gut zwei Drittel (67 Prozent) der befragten Erwachsenen, trauen der aktuellen jungen Generation zu als Erwachsene Verantwortung für den Erhalt der Demokratie übernehmen zu können. Ein Drittel stimmt dem nicht zu. Und nur die Hälfte der Kinder und Jugendlichen sieht hierfür das nötige Potenzial in ihrer Generation. Allerdings haben 23 Prozent der Kinder und Jugendlichen diese Frage nicht oder mit “Weiß nicht” beantwortet.  

Fehlende Kompetenzen müssen vermittelt werden

In der Umfrage wird deutlich, dass die Zweifel der Erwachsenen daher kommen, dass sie Kindern und Jugendlichen fehlende Kompetenzen zuschreiben.

Rund 54 Prozent sind der Auffassung, dass ihnen diese zur Teilhabe an demokratischen Prozessen fehlen. Auch Kinder und Jugendliche schätzen dies ähnlich ein.  

Die mehrheitliche Übereinstimmung der Befragten zeigt, dass eine umfangreichere politische Bildung und eine aktive Beteiligung von Kindern und Jugendlichen in Schule aber auch zu Hause von großer Bedeutung sind. Beteiligungsrechte und Kinderrechte sollten fester Bestandteil der Rahmenlehrpläne an Schulen sein. Zudem braucht es geeignete Materialen zur Vermittlung in Kita und Schule.

Wenn es um die Informiertheit der jüngeren Generation geht, sind die erwachsenen Befragten in zwei Hälften gespalten. 50 Prozent stimmen zu, dass Kinder und Jugendliche ausreichend über demokratische Abläufe informiert sind. 47 Prozent sind gegenteiliger Ansicht. Die Mehrheit der Kinder und Jugendlichen (71 Prozent) stützen die Ansicht, nicht ausreichend informiert zu sein. Nur 9 Prozent sind anderer Meinung.

Gründe für den Verlust von Demokratiefähigkeit- und Zufriedenheit

Der Hauptgrund für den Verlust von Demokratiefähigkeit und Demokratiezufriedenheit wird von Erwachsenen (81 Prozent) darin gesehen, dass die Fähigkeiten für einen respektvollen Umgang und Offenheit gegenüber verschiedenen Meinungen abnehmen. Dem stimmen 88 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen ebenfalls zu. Dass sich Politikerinnen und Politiker nicht genügend für die Interessen der jungen Generation einsetzen, zählen sowohl Erwachsene (77 Prozent) als auch Kinder und Jugendliche (86 Prozent) zu einem wichtigen Grund.

Weitere 81 Prozent der Kinder und Jugendlichen sind der Ansicht, dass ihre Generation weniger mit der Demokratie zufrieden ist, weil die Informationen zu Politik für sie meistens uninteressant sind.

Zudem fehlen 77 Prozent der Kinder und Jugendlichen Vorbilder für demokratische Beteiligung oder für politisches Engagement.

Verantwortung liegt bei Schulen

Im Gegensatz zu den Erwachsenen sehen 73 Prozent der Kinder und Jugendlichen die Hauptverantwortung bei der Vermittlung demokratischer Inhalte bei Schule und Kita. Erwachsene (85 Prozent) sehen hier eher das familiäre Umfeld in der Verantwortlichkeit. Als konkrete Maßnahme wird jedoch von 89 Prozent der befragten Erwachsenen ein verstärkter Austausch zu aktuellen politischen Ereignissen im Schulunterricht angesehen. Das befürworten 89 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen. 82 Prozent der Erwachsenen halten es für sinnvoll, politische Bildung als Pflichtfach in die Ausbildung von Lehrkräften und Erzieherinnen und Erziehern aufzunehmen. Das findet auch ein Großteil der Kinder und Jugendlichen (78 Prozent).