Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigt, dass der Lockdown im März zu Bildungsungleichheiten geführt hat. Als Grund ist hier der unterschiedliche Zugang zu Bildungsmaterial zu nennen.
Ein Beitrag der Redaktion von Berit1. Dezember 2020
Die Schulschließungen im Frühjahr 2020 haben Lehrer*innen, Schüler*innen und Eltern vor ungeahnte Herausforderungen gestellt. Eine zentrale Frage war, wie Schüler*innen unterrichtet werden und an Lernmaterial kommen, wie Aufgabenblätter und Instruktionen zur Bearbeitung.
Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) zeigt nun: Fast alle Schüler*innen (89 Prozent) wurden digital, etwa per E-Mail oder Cloudlösungen, mit Schulaufgaben versorgt. Abgesehen davon gab es während des Lockdowns und auch in der Zeit direkt danach aber große Unterschiede. Diese waren vor allem abhängig davon, ob die Schüler*innen ein Gymnasium oder eine andere Sekundarschule besuchen und ob sie auf eine private oder öffentliche Schule gehen.
Demnach erhielten Schüler*innen des Gymnasiums – sowohl während des coronabedingten Lockdowns als auch in der Zeit direkt danach – häufiger Lernmaterial über Videokonferenzen als Schüler*innen der Real-, Haupt- und Gesamtschulen. Die entsprechenden Anteile lagen bei 36 im Vergleich zu 25 Prozent während des Lockdowns. In der Zeit danach lagen die Unterschiede sogar bei 57 zu 23 Prozent. Privatschüler*innen erhielten während des Lockdowns eher Lernmaterial über Videokonferenzen als Schüler*innen an öffentlichen Schulen (34 im Vergleich zu 25 Prozent). Vor allem konnten sie in den Wochen und Monaten nach dem Lockdown deutlich häufiger wieder regulär zur Schule gehen.
Dass Schüler*innen unterschiedlich guten Zugang zu Lernmaterial haben, ist in den wenigsten Fällen auf deren Alter und Kompetenzen zurückzuführen. Unterschiede zwischen den Schultypen sollten deshalb soweit wie möglich abgebaut werden. Dafür braucht es aus Sicht der Studienautor*innen eine geeignete digitale Infrastruktur, mit der alle Schüler*innen erreicht werden können. Nötig sei ein übergreifendes Gesamtkonzept, das altersgerechte Angebote ermöglicht und digitales Lernen mit Präsenzunterricht in der Schule verknüpft. Solche digitalen Kompetenzen sollten auch über die aktuelle Situation hinaus für die Zeit nach der Corona-Pandemie aufgebaut und etabliert werden.
Sehr interessanter und gelungener Artikel!