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Zwei Kinder pflanzen einen Baum.
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Portrait Samia Kassid
Name
Samia Kassid
Kurztext

Samia Kassid ist Kinderrechtsexpertin und Volkswirtin und leitet das Programm „Die Rechte von Kindern und Jugendlichen“ der Stiftung World Future Council. Zuvor war sie Referentin für Kinderrechte bei Plan International Deutschland und Mitglied im Vorstand der National Coalition Deutschland – Netzwerk zur Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention.

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Das Tandem ökologische Kinderrechte und Bildung für nachhaltige Entwicklung verstehen und umsetzen: Wie kann das gelingen?

Für Samia Kassid von der Stiftung World Future Council spielen ökologische Kinderrechte und nachhaltige Bildung eine besonders wichtige Rolle, da die dreifache planetarische Krise auch eine Krise der Kinderrechte ist und eine transformative nachhaltige Bildung Lösungsansätze für Selbstwirksamkeit und Demokratisches Handeln liefert. In ihrem Beitrag führt sie in das Thema ein und stellt Vorschläge und Inspirationen zur Arbeit mit dem Thema in Schule und Hort vor.

Warum wir über ökologische Kinderrechte sprechen müssen:

Wir leben in einer globalisierten Welt mit der Folge, dass sich keiner den globalen Auswirkungen unseres Handelns entziehen kann. Die dreifache planetarische Krise – die Klimakrise, der Verlust der biologischen Vielfalt und die (chemische) Umweltverschmutzung – ist eine Bedrohung für alles Leben auf unserem Planeten einschließlich zukünftiger Generationen. Und das hat Auswirkung auf die Ausübung fundamentaler und veräußerlicher Kinder- und Menschenrechte. Besonders Kinder und junge Menschen machen die Nachrichten um den fortschreitenden Klimawandel Angst und Sorge. Es ist wichtig, globale Entwicklungen and Anstrengung zu verstehen, da sie nationale politische Entscheidungen beeinflussen, die wiederum unseren Alltag prägen. Trotz der Sorge gibt es gleichzeitig viele positive Entwicklungen und Beispiele, die aufzeigen, dass ein Umdenken möglich ist und schon stattfindet. Besonders Kinder und junge Menschen haben das Potenzial den nötigen Wandel umzusetzen.

Kinderrechte brauchen eine intakte natürliche Umwelt und globale Anstrengungen

Seit Jahrzehnten weiß die Weltgemeinschaft, dass dringender Handlungsbedarf angesichts der globalen Herausforderungen nötig ist. Mit der Verabschiedung der Agenda 2030 und den 17 Nachhaltigkeitszielen hat die UN einen Fahrplan vorgelegt, um den globalen Krisen zu begegnen, den alle UN-Mitgliedstaaten umzusetzen versprachen. Die Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 sprechen auch eine Reihe kinderrechtlicher Kernanliegen an, wie Kinderarmut (Ziel 1), Kinderernährung (Ziel 2), Kindergesundheit (Ziel 3), inklusive und qualitativ hochwertige Bildung (Ziel 4), Stärkung von Mädchen (Ziel 5), Schutz vor Gewalt und Ausbeutung, Sklaverei und Menschenhandel (Ziele 8 und 16), Klimaschutz (Ziel 13) oder den Schutz und die Rechte von minderjährigen Geflüchteten und Frieden (Ziel 10).

Die Umweltkrise als eine Krise der Kinderrechte

Für die Realisierung fast aller Kinderrechte sind intakte Umweltbedingungen grundlegend und unentbehrlich. Von der Verschärfung der planetarische Dreifachkrise, insbesondere die Klimakrise, sind Kinder und junge Menschen weltweit besonders betroffen. Laut einem Bericht des UN-Kinderhilfswerk Unicef ist fast die Hälfte aller Mädchen und Jungen weltweit durch die Auswirkungen der Klimakrise "extrem stark gefährdet". Millionen von ihnen leiden unter den Folgen von Hitzewellen, Überschwemmungen, Dürren und Wasserknappheit oder Starkregen und Tausende fliehen täglich vor den Folgen des Klimawandels. Längst sind nicht nur Kinder im Globalen Süden betroffen. Auch wir in Deutschland und Europa sind von Hitzewellen und Wasserknappheit betroffen und Kinder erleben herausfordernde Wetterphänomene, wie Wirbelstürme, die ihr Zuhause oder ihre Umgebung oder sogar ihr Leben gefährden.

Das kann dazu führen, dass Kinder ihr Recht auf gesundes Aufwachsen, Schulbildung, angemessene Lebensbedingungen oder das Recht auf Spielen nicht wahrnehmen können, weil es zu heiß ist oder die Schule und das Zuhause infolge von Überschwemmungen, wie bei der Hochwasserkatastrophe in 2021, zerstört sind. Dürren führen dazu, dass Ernten vernichtet werden. Das hat nicht nur Einfluss auf das Recht auf gesunde und erschwingliche Nahrung, sondern verstärkt auch Armutstendenzen und Ungleichheiten. Viele Kinder, die in Küstennähe aufwachsen, könnten durch das Wegspülen von Küsten, langfristig ihre Heimat und somit auch ihr kulturelles Zuhause verlieren.

Auch wenn die ökologischen Kinderrechte in der UN-Kinderrechtskonvention nicht explizit erwähnt werden, sind sie in vielen Rechten enthalten und aus den verschiedenen Rechten der UN-KRK ergibt sich, dass Kinder ein Recht auf eine intakte Umwelt haben. Dazu gehört u.a.:

Art. 2 - Achtung der Kindesrechte; Diskriminierungsverbot

Die planetarische Dreifachkrise bedroht bestimmte Gruppen von Kindern stärker als andere und verstärkt Armut und Benachteiligung.

Artikel 3 – Das Wohl des Kindes

Alle Entscheidungen, die Regierungen treffen, sollten das beste Interesse des Kindes im Blick haben. In Bezug auf die Umweltkrise heißt das, dass alle zukünftigen Entscheidungen das Wohl der jetzt lebenden Kinder und der zukünftigen Generationen miteinbeziehen müssen, z.B. beim Klimaschutz.

Art. 6 - Recht auf Leben

Das Recht gut zu leben, aufzuwachsen und sich entwickeln zu können ist mit einer Verschärfung der Klimakrise gefährdet.

Artikel 12 - Berücksichtigung des Kindeswillens

Kinder müssen an allen Entscheidungen, die sie betreffen, beteiligt werden. Die Klimakrise betrifft sie in hohem Maß. Sie müssen daher die Möglichkeit haben, sich dazu eine eigene Meinung zu bilden und diese zu äußern und gehört zu werden. Dafür braucht es auch Zugang zu kindgerechten Informationen (Art. 13).

Artikel 24 - Höchstmaß an Gesundheit

Das Recht auf Gesundheit beinhaltet u.a. sauberes Trinkwasser und gesunde Ernährung. Die Klima- und Umweltkrise kann die Bereitstellung dieser existentiellen Grundlagen gefährden.

Artikel 29 - Ziele von Bildung

Bildung muss Kindern u.a. dabei helfen, das Leben zu verstehen und gute nachhaltige Entscheidungen zu treffen. Dazu gehört auch, dass sie etwas über Umweltschutz lernen.

Artikel 31 - Recht des Kindes auf Ruhe und Freizeit

Kinder sollten an sauberen und sicheren Orten spielen und Zugang zu Natur haben können. Überschwemmungen, Dürren, Hitzewellen oder Flucht können dieses Recht stark einschränken.

Die vergangenen Jahre sind Meilensteine für ökologische Kinderrechte. Im Jahr 2022 erkannte die UN-Generalversammlung erstmals das Recht auf eine intakte und gesunde Umwelt an, und der UN-Ausschuss über die Rechte des Kindes veröffentlichte dieses Jahr den „General Comment 26“, eine Interpretationshilfe für Staaten und allen, die sich für Kinderrechte einsetzen, die die Bedeutsamkeit des Rechts auf eine saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt für ein gesundes Aufwachsen verdeutlicht. Eine kindgerechte Erklärung „Was die Länder dieser Welt tun müssen, um die Rechte von Kindern in Zeiten des Klimawandels zu verwirklichen“ finden Sie hier.

Eine nachhaltige Welt braucht eine transformative Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)

Unsere täglichen Entscheidungen, egal, ob groß oder klein, beeinflussen das (Un)-Gleichgewicht auf unserem Planeten. Was wir essen, anziehen, konsumieren oder wie wir unseren Urlaub gestalten, bleiben nicht ohne Folgen. Um unsere Handlungen und Entscheidungen zu verstehen, brauchen wir eine transformative Bildung. Bildung für nachhaltige Entwicklung ist diese Bildung.

BNE ist ein Bildungskonzept, welches im Sinne des lebenslangen Lernens alle Menschen anspricht und zu verantwortungsvollem Denken und Handeln angeregt. Es ist ein lebendiges Konzept, das sich mit den verschiedenen Herausforderungen, wie Klimawandel oder Armut auseinandersetzt und die Rolle der Dimensionen „Soziales“, „Umwelt“, „Politik“, „Wirtschaft“ und Kultur“ miteinander verknüpft. Und sie stattet mit Kompetenzen, Fähigkeiten und Werten aus, die Kinder und Erwachsene befähigen, die eigenen Handlungen zu reflektieren und gleichzeitig deren gegenwärtigen und zukünftigen Auswirkungen zu verstehen und zu berücksichtigen.

Deutschland hat seit 2017 einen Nationalen Aktionsplan Bildung für nachhaltige Entwicklung, der in allen Bundesländern unterschiedlich umgesetzt wird - von Einbindung in den Lehrplan bis hin zu Schulentwicklung. BNE ist ein wichtiges Konzept in der Schule, um auch die ökologischen Kinderrechte zu thematisieren und Lösungsansätze zu entwickeln.

Das Tandem: Ökologische Kinderrechte und Bildung für nachhaltige Entwicklung

Der Begriff „Ökologische Kinderrechte“ steht für das Recht eines jeden Kindes, in einer intakten Umwelt aufzuwachsen und ein gesundes Leben zu führen. Inzwischen wird auch der Begriff „das Kinderrecht auf eine saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt“ verwendet.

Auf BNE ausgerichtete pädagogische Ansätze fördern partizipative Lehrmethoden und qualitativ hochwertige Lernumgebungen und stellen den Lernenden und ihre Bedürfnisse in den Mittelpunkt. BNE existiert nicht in einem Vakuum. Es gibt viele verwandte Formen des Lernens - dazu gehören Umweltbildung, Menschenrechtsbildung, Demokratie- und Friedensbildung, Klimabildung etc. Alle diese Lernformen können mit der BNE, die diese Bereiche umfasst, verknüpft werden. BNE trägt durch die Entwicklung von verschiedenen Kompetenzen nicht nur dazu bei, Wissen über Kinderrechte zu vermitteln, sondern hilft, diese konkret erfahrbar zu machen, zu vertreten und zu schützen.

In Bezug auf Kinderrechte stärkt BNE verschiedene Dimensionen:
  • Soziale Dimension (Gesellschaft): Wohl des Kindes, Schutz des Kindes, Recht auf Meinungsäußerung oder Beteiligung
  • Ökologische Dimension (Umwelt): Recht auf Leben, Überleben und Entwicklung, Recht auf Gesundheit
  • Ökonomische Dimension: (Wirtschaft): Wirtschaftliche Situation des Landes, Familieneinkommen, Kinderarbeit oder Recht auf Schutz vor wirtschaftlicher Ausbeutung
  • Kulturelle Dimension: Recht auf kulturelle Bildung und Teilhabe

BNE und Umweltschutz als kinderrechtliches Interesse von Kindern

Beschäftigen sich Kinder mit den Kinderrechten, kommen sie häufig von ganz allein auf das Thema Umweltschutz zu sprechen und sie zeigen oft eine hohe Bereitschaft, sich für ihre Umwelt einzusetzen. Zum Beispiel wurden im Rahmen des Kindergipfels 2023 Kinder aufgerufen, Forderungen zu den Kinderrechten zu entwickeln. Einige Forderungen bezogen sich ganz konkret auf Umweltthemen:

Wir fordern: Dass alle Menschen auf Nachhaltigkeit achten.

Wir fordern, dass alle Menschen auf Nachhaltigkeit achten, weil die Umwelt ziemlich viel verschmutzt wird. Das führt dazu, dass es immer wärmer wird, weil die Menschen viel Plastik benutzen und bei der Produktion viel CO2 produziert wird. Manche Menschen werfen ihren Müll achtlos in die Gegend und auch in das Meer, dies führt dazu, dass viele Tierarten aussterben. (Von Lukas R.)

Wir fordern: Renaturierung für den Bäke Bach

Im Bäke Bach ist dreckiges Wasser. Das müssen wir ändern. Es soll sauber sein, kein stinkendes Waser. So sauber, dass man darin Tiere beobachten kann und keinen Beton am Rand, sondern Sand. Wir wollen eine Renaturierung (Freilauf) für den Fluss, sauberes Wasser, keine künstliche Begrenzung, kein künstliches Flussbett und keinen Dreck. (Grundschule an der Bäke)

Wir fordern: KEIN Müll im Meer! Vermeidet Microplastik im Meer!

Wir fordern die Säuberung der Meere, das Vermeiden von Plastikmüll und einen nachhaltigen Umweltschutz, sodass auch Kinder in späteren Jahrzehnten sicher und gesund leben können! (von MicroMs)

Exkurs: Klima-Angst – Wie damit umgehen?

Viele Studien zeigen, dass vor allem junge Menschen sich große Sorgen um die Klimakrise und ihre Folgen machen und das diese Sorgen auch ihren Alltag prägen. Zunehmend wird im deutschen Sprachgebrauch der Begriff „Klima-Angst“ verwendet, der aus dem Englischen „Climate oder Eco Anxiety“ stammt. Er soll ausdrücken, dass sich junge Menschen mit Gefühlen von Bedrohung, Verlust, Trauer, Ohnmacht, Hilfslosigkeit und Wut konfrontiert fühlen angesichts der zunehmenden Klimakrise. „Psychologists for Future“ plädieren dafür, diese Gefühle ernst zu nehmen, aber nicht als eine Krankheit zu betrachten. Denn diese Gefühle sind oft eine natürliche, gesunde Reaktion auf eine globale und diffuse Katastrophe. Daher ist es wichtig, mit dieser Angst positiv und lösungsorientiert umzugehen.

Tipps
  • Gefühle und Ängste ernstnehmen: zuhören und vermitteln, dass diese Gefühle verständlich sind und dass die Lehrkraft zuhört und unterstützend zur Seite steht. Die eigene Betroffenheit der Lehrkraft kann dabei gezeigt werden. Anregungen für den eigenen Umgang finden Sie hier (die 10 Säulen der Selbstfürsorge)
  • Gespräche anbieten und führen: Hierzu gehört sachlich mit den Schüler*innen über die Klimakrise zu sprechen und auch Fake News zu entkräften.
  • Selbstwirksamkeit ermöglichen: Darüber sprechen, wie Auswege im Kleinen aussehen könnten (nicht das globale Problem) und gemeinsam überlegen, welche Handlungsmöglichkeiten, z. B. in der Schule, möglich sind. Ideen und gemeinsame nachhaltige Aktivitäten tragen dazu bei, die Selbstwirksamkeit der Kinder wieder zu erleben, was Angst und Hilflosigkeit verringern kann
  • Naturerfahrungen vertiefen: Wo möglich, Unterricht auch in der Natur durchführen und erlebbar machen. Nachweislich führen Lern-Aufenthalte im Freien zu mehr Wohlbefinden und Selbstwirksamkeit und steigern die Achtung vor der Natur.
  • Whole School Approach (Schule als ein ganzheitlicher Ansatz): Gemeinsam mit Klasse, Schülerparlament, Fachkräften, Leitung, Eltern und Schulmanagement Klimaschutz-Aktivitäten in der Schule vorantreiben.

Der Auftrag: Die Schule und Ganztag als Transformator und Lernort, auch für nachhaltige Entwicklung

Schulen und Horte können eine bedeutende Rolle spielen, um Nachhaltigkeit und Kinderrechte in der Einrichtung für alle erfahrbar zu machen. Kollaborative, demokratische Entscheidungsfindungen mit den Kindern und Schülerschaft können sozial wirksam und gleichzeitig einprägsam und unterhaltsam sein. Dazu gehören der Umbau des Schulhofes/Außengeländes, Renovierung von Räumen, Anbau von Obst und Gemüsegärten, Schmetterlingsgärten, die Anlage von Feuchtgebieten, Teichen, Vogelfütterung oder die Begrünung von Außenanlagen. Niedrigschwellige Aktionen eignen sich gut für erste Schritte ins Thema. 

Praxisbeispiel aus der Lieberfeld-Grundschule

Schüler*innen der Lieberfeld-Grundschule in Dortmund setzen sich schon länger für ihr Recht auf eine intakte Umwelt ein. In den letzten Schuljahren drehten die Kinder bereits zwei Filme dazu. Außerdem nehmen die Schüler*innen regelmäßig an Demonstrationen von Fridays for Future teil und bereitet die Teilnahme und das Basteln von Demoschildern gemeinsam vor.

Praxisbeispiel aus der Weidenhofgrundschule

In der Arbeitsgemeinschaft Umwelt der Weidenhofgrundschule Potsdam arbeiten ganzjährig Kinder an ganz praktischen Projekten (Bau von Insektenhotels und Überwinterungshilfen für Tiere). Außerdem hat sich die Schule darum bemüht, dass das Areal des Integrationsgartens in ihrem Wohngebiet von den Schüler*innen genutzt werden kann. Hier haben die Kinder das ganze Schuljahr die Gelegenheit, Wissen um die Schutzbedürftigkeit der Natur und kreative Nutzungsmöglichkeiten zu erlernen. In einer Küche und einem freistehenden Ofen können die Kinder selbst angebautes Obst und Gemüse zubereiten.

Am effektivsten ist es, (ökologische) Kinderrechte und BNE gemeinsam und als einen holistischen Ansatz in Grundschulen, Ganztag und der Schulentwicklung zu denken. Hier passt das Konzept von BNE hervorragend. Erfolgreiche Ansätze können sein, BNE und (ökologische) Kinderrechte als Querschnittsthema Fach- und Stufenübergreifend anzuwenden, um interdisziplinäres Denken zu fördern und als ganzheitliches, interdisziplinäres und integriertes Konzept zur Stärkung des Lehrplans beizutragen. Sehr effektiv und Selbstwirksamkeit stärkend sind Projekte, deren Ergebnisse in ein großes (öffentliches) Anliegen einfließen. Z.B. Bäumchen pflanzen als Teil eines größeren Projektes der Stadtverwaltung.

Praxisbeispiel aus der Freiherr-Spiegel Grundschule

Im Harz sieht man die Folgen des Klimawandels in Form von Waldsterben unmittelbar. Unter dem Motto „Wir pflanzen für unsere Zukunft“ haben Schüler*innen der Grundschule Freiherr Spiegel aus Halberstadt sich daher an einer Baumpflanzaktion beteiligt und an einem Tag mit 300 Schüler*innen über 1000 Bäume gepflanzt.

Bildungsinstitutionen müssen und können sich selbst zu Akteuren eines kinderrechtebasierten und ökologischen Handelns verändern. Hier hilft der "BNE-Ansatz der ganzheitlichen Schule – whole school approach". Er trägt dazu bei, die Brücke zwischen Wissen und wirkungsvollem Handeln zu schlagen: „Lernen, wie wir leben, und leben, was wir lernen!“.

Weiterführende Infos zum Whole School Approach

Der Campus kann so weit wie möglich als Lernumgebung und Vorbild für nachhaltige Entwicklung in all ihren Formen genutzt werden und ist optimal, um ökologische Kinderrechte erfahrbar zu machen.

Die Schülerschaft einschließlich des Schulmanagements, der Lehr- und Fachkräfte und Leitung können sich mit verschiedenen Fragen auseinandersetzen, z. B. wie sieht es mit dem ökologischen Fußabdruck der Schule aus, wie wird Wasser und Energie gespart? Bietet die Schule gesundes und ökologisch angebautes Essen an? Öffnet sich die Schule für das Quartier und erlaubt sie die Interaktion mit verschiedenen Kulturen?

Es ist wichtig zu betonen, dass Sie als Lehr- und Fachkraft nicht alles wissen und können müssen. BNE ist ein Prozess! Sie können den Kindern auch signalisieren, dass Sie hier selbst Informationsbedarf haben und Sie alle machen sich gemeinsam auf die Suche nach Lösungsmöglichkeiten, z.B. im Internet oder Büchern stöbern oder durch Gespräche mit Expert*innen. Hier finden Sie Ressourcen und weitere Informationen zu BNE.

Inspirationen aus Deutschland und aus aller Welt

Die folgenden Beispiele und Materialien sollen Lehrkräfte, Fachkräfte und Schulleitungen als Inspiration und Unterstützung dienen, um die Umsetzung von (mehr) ökologischen Kinderrechten in ihrer Praxis voranzutreiben:

Umweltbildungsstandards im US-Staat Maryland

Der US-Staat Maryland hat 2011 Umweltbildungsstandards strukturell eingeführt mit der Vorgabe, dass Absolventen die Sekundarschule „umweltgebildet“ verlassen. Nachhaltige (Umwelt)Bildung wird vom Kindergarten bis zum Sekundarabschluss Fach- und Stufenübergreifend unterrichtet. Wo möglich, werden naturwissenschaftliche Fächer, wie Mathematik oder Biologie, außerhalb des Klassenraums unterrichtet, entweder in der Natur oder im täglichen Umfeld. Aber auch in Schulfächern, wie Kunst, Literatur oder Sprachen werden Nachhaltigkeitsthemen aufgegriffen.

Bildungsmodell "Learning for Sustainability"

Schottland hat mit seinem „Learning for Sustainability“ Bildungsmodell sein Bildungssystem komplett auf nachhaltige Bildung und Menschenrechte umgestellt, um die Ziele der Agenda 2030 zu erreichen. Nachhaltige Bildung einschließlich den Nachhaltigkeitszielen, „Global Citizenship“, außerschulisches Lernen, Gesundheit und Wohlbefinden sind Teil des Lehrplans. Die Themen vernetzen sich miteinander und bauen aufeinander auf.

Fortbildung AQUA-Agenten

Mehrmals im Jahr bietet die BNE-Initiative AQUA-AGENTEN für Lehrkräfte Fortbildungen zum AQUA-AGENTEN-Koffer mit einer Einführung zu BNE und den SDGs. Dort wird das didaktische Konzept der AQUA-AGENTEN vorgestellt – mit einem Schwerpunkt auf Bildung für eine nachhaltige Entwicklung (BNE). Es folgt eine praxisorientierte Einführung in die Anwendung des AQUA-AGENTEN-Koffers im Unterricht, bei der die Teilnehmer*innen einen umfassenden Überblick über die 34 Aufgaben und Materialien des AQUA-AGENTEN-Koffers erhalten.

Schaufenster: Klimaschutz an Schulen

Zahlreiche Klimaschutzprojekte an den Berliner Bildungseinrichtungen tragen bereits dazu bei, den CO2-Ausstoß zu reduzieren und die Umwelt zu schonen. Das Projekt „Schaufenster: Klimaschutz an Schulen“ der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt macht dieses Engagement und die Aktivitäten der Berliner Schulen sichtbar!

Das Recht auf eine gesunde Umwelt ist mit dem Thema Generationengerechtigkeit und den Interessen künftiger Generationen verbunden und ermöglicht Schule und Ganztag, sich mit der Förderung eines ganzheitlichen Verständnisses der Kinderrechte im Zusammenhang mit dem Umweltschutz zu beschäftigen.

 

Zitiervorschlag

Kassid, Samia (2024): Das Tandem ökologische Kinderrechte und Bildung für nachhaltige Entwicklung verstehen und umsetzen: Wie kann das gelingen? In: Deutsches Kinderhilfswerk (Hrsg): Kinderrechte leben - in Schule und Hort! Online-Dossier. Unter: LINK (Zugriff am: TT.MM.JJJJ).

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