Eure Geschichten

Al­lein in ei­ner an­de­ren Welt - Ka­pi­tel 1

Wir sind echt gemein!

Ich tobte mit meiner kleine Schwester Lilli im Garten, sie war erst sieben, aber das machte nichts. Ihre blonden Haare mit den kleinen Zöpfchen flatterten im Wind, als sie den Hügel unseres großen, neuen Gartens herunterrannte. Ein Drache schleifte hinter ihr her. „Toni, kannst du mir helfen? Dieser blöde Drache will nicht fliegen!“ Entrüstet zog sie an der Leine, wodurch er sich im Gestrüpp verfing. Ich war gerade auf einen Baum geklettert, um zu testen, wie hoch ich komme. Schon ziemlich weit. Man musste ihn ja ausprobieren sobald man in den Garten kam. Wir waren nämlich gestern Abend erst eingezogen. Mir vielen meine schulterlangen braunen Haare ins Gesicht. Lilli sagte immer, ich habe Otter-Haare. Das stimmte, sie waren ziemlich glatt.

Als ich bei meiner Schwester ankam zogen und zerrten wir daran, bis wir rauchende Köpfe bekamen. Auf der Terrasse stand plötzlich mein Halbbruder Tim. Ich stöhnte. Nicht der schon wieder. Früher hatte ich mir immer einen großen Bruder gewünscht und Tatatata! Da war er. Ein Typ, der immer einen auf obercool machte mit seiner Sonnenbrille, voll fies war, immer nur in seinem Zimmer hockte, um sich irgendwelche Videospiele reinzuziehen, und wenn er mal rausging, dann nur, um mit seinen Kumpels die Straßen unsicher zu machen. Die Coolness spritze ihm sozusagen aus allen Poren. Ich schüttelte nur den Kopf. „Bestimmt ging er letztes Jahr als James Bond.“, kicherte Lilli. „Und das vorletzte bestimmt auch.“ flüsterte ich, damit er es nicht hörte. „Und das vorvorletzte.“ Lilli hielt sich den Mund zu, um nicht laut loszulachen. Es klappte nicht und ich musste auch grinsen. „Was ist denn so lustig?“, fragte Tim und machte immer noch einen auf cool. „Gar nichts.“, sagte ich mit verstellter Stimme. Jetzt lachte ich auch. Tim ging kopfschüttelnd ins Haus. „Wir sind echt gemein.“, sagte Lilli. „Ja.“, antwortete ich mit tiefer Stimme. Wir machten total gerne Quatsch.

Gruselnacht

Am Abend gab es labberiges Brot mit ekligem Käse. Mehr hatten wir nicht. Zum Glück hatte ich meine Notreserven. Lilli und ich teilten uns ein Zimmer, Tim bekam eines für sich allein. Bei uns standen noch Wandfarbe und Umzugskartons rum. Das störte mich aber nicht. Um meinen Stiefvater zu ärgern, überlegte ich, was ich fieses machen könnten. Ich könnte ihm Kartoffelbrei in die Schuhe schmieren… Nein, lieber nicht, so fies war ich auch nicht. Mir kam eine Idee. Wie wäre es, wenn ich morgen mit Lilli Brötchen holen würde. Das würde doch gehen und ich könnte schon mal meine neue Umgebung entdecken. Nicht, dass ich diese Stadt wirklich interessant fand, aber ich kannte schon das ständige umziehen. Meine Mutter hatte nämlich immer für Tierdokus und Reportagen gearbeitet. Jetzt hatte sie aber einen anderen Job und wir würden hier bleiben. Wenigstens war das Haus, in dem sie wohnten kein weißer neuer Schuhkarton, sondern ein älteres, hoch gebautes Backsteinhaus, welches von Efeu bewachsen war. Ich ging in mein Zimmer. Lilli saß an ihrem Schreibtisch und malte Farbkleckse auf ein Blatt. „Findest du die Farbe für die Wand schöner oder die hier?“ Ich sah mir die Farben an. Ich war kein Fan von Rosa und Lila. „Könnten wir das Zimmer nicht blau streichen? Oder Hellgrün?“ Lilli machte einen Schmollmund, aber dann lächelte sie wieder: „Wir streichen unser Zimmer Grün und Pink!“ Die Idee fand ich irgendwie nicht so gut. „Oder wir lassen es einfach weiß.“

Meine Mutter kam rein: „ So, Schlafenszeit.“ Ich hüpfte schnell in mein Nachthemd und kroch unter meine vertraute Decke. „Gute Nacht, Mama!“, rief Lilli. „Gute Nacht, Spatz. Gute Nacht, Toni.“ „Gute Nacht, Mami.“, sagte ich und drehte mich auf die Seite. Die Tür wurde geschlossen und ich schloss die Augen. Schlafen konnte ich noch nicht. Also holte ich mir meinen Roman aus meinem Rucksack. Lilli schlief schon. Ich konnte meine Schwester ganz leise atmen hören. Ich knipste mein Nachtlicht an. Etwas blendete mich. Es war doch aber stockduster draußen?! Wieder! Im Nachbarhaus leuchtete ein Blau-lilafarbenes Licht auf. Immer und immer wieder! Ich bekam Angst. Ich hatte mir schon genug Gruselfilme reingezogen. Schnell stand ich auf und schloss die Jalousie. Unruhig legte ich mich ins Bett. Lesen, nein das ging nicht mehr. Ich hatte zu viel Angst und dann auch noch einen Fantasyroman lesen? - Bestimmt nicht! Krampfhaft versuchte ich zu schlafen und drückte die Augen fest zu.

Das nächste Kapitel folgt. Ich hoffe euch gefällt die Geschichte.

LG, eure Schneeeule 😉

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Eure Kommentare

Gruselig-cool!

Super Geschichte! 

Ist super