Amu­lett, Ver­folg­nungs­jagd und an­de­re Din­ge (#Ge­schich­ten­tur­nier)

Die Jagd nach dem Amulett

Ich rutschte aus. ,,Komm, schnell!'' Leon half mir auf die Beine. Dann rannte er selber weiter. Ich schaute nach hinten. Sie waren schon ganz nah. ,,Mist!'' Ich rannte dann auch so schnell wie ich konnte los. Woher konnte ich denn wissen, dass ich ausgerechnet heute Ausdauer brauchte? Schließlich wurde man nicht jeden Tag verfolgt. Ich biss mir auf die Zunge. Hätte ich bloß nicht dieses blöde Amulett gefunden! Dann wären wir nicht in diesen Schwierigkeiten! Die Gasse vor mir war leer, die Straßenlaternen spendeten nur wenig Licht und der Regen glitzerte auf den Bordsteinen. Kein Wunder, dass ich ausgerutscht bin, aber hätte ich mir nur am Morgen meine Gummistiefel angezogen, hätte ich ein paar kostbare Sekunden gespart. Aber wo war Leon hin? Ich sah ihn nicht mehr. Bestimmt war er schon dutzende Meter weit von mir entfernt. ,,Blöde Regierung!'', dachte ich. Vor ein paar Tagen hätte ich mir nicht mal vorgestellt, dass es in der Regierung einen extra Bereich für die Vernichtung der Magie gab. Leider musste ich es heute auf schmerzhafte Weise erfahren. Das Amulett, dass ich gerade um den Hals habe, war nämlich ein magisches Artefakt. Die Behörden wollten es unbedingt haben, weil es ein wichtiges Teil war, um die Magie zu zerstören. Leider hatte ich es vor ihnen gefunden und hatte den Sinn viel früher bemerkt, als ihnen lieb war. Deswegen war ich gerade in einer Verfolgungssituation mit Leon, meinem Bruder. Er war der Einzige, dem ich es erzählt hatte.

Vor mir war eine Sackgasse. Ich schluckte und drehte mich um. Dort waren schon zwei große, wie Bodyguards aussehende Männer. ,,Gib uns das Amulett her, dann tuen wir dir auch nichts.'' Aha, Erpressung. Wären die nicht Teil der Regierung, würde ich sie mit Freude anzeigen. ,,Und was ist, wenn ich nein sage?'' Ich versuchte so cool wie möglich zu wirken, mein Herz aber klopfte wie verrückt. Wo war denn Leon? Ich brauchte ihn jetzt unbedingt. ,,Guck mal.'' Ein Mann kam näher, so, dass ich schon seinen Atem roch. ,,Wir können dir auch einfach das Amulett wegnehmen. Aber wir wollen dir eine Chance geben, dass du es auch selber tun kannst.'' Ich ekelte mich vor ihm. Sein Atem roch nach Pfefferminz, aber eher in Richtung ekeliger Geruch. Ich griff nach meinem Hals. Ich hatte nur zwei Wahlen. Entweder ich gab mein Amulett auf oder mein Leben. Beides würde erfreulich für die Behörde sein. Also nahm ich den dritten Weg. 

Eine letzte Chance

,,Activated et lingaturam cucurreris debet movere se!'' (Ihr seid hier bei jemandem, der null Lateinkenntnisse hat. Entschuldigt, wenn ich das falsch übersetzt habe.) Das Amulett aktivierte sich. ,,Was? Woher wusstest du den Aktivierungsspruch?'' Ich spürte eine große Kraft in mir, während der Mann das sagte. Offensichtlich hatten die beiden Angst vorm Amulett. Die beiden gingen zurück. Es klappte! Ich muss sie nur ein bisschen erschrecken und schon waren sie weg! ,,Hey, lasst das! Ich wusste nicht, dass ihr solche Feiglinge seid!'' Ein etwas kleinerer Mann stieg aus einem schwarzen Van aus. ,,Sorry, Chef!'', sagte einer der Bodyguards. Aha, also ihr Chef. ,,Du da!'' Er zeigte auf mich. ,,Gib mir sofort das Amulett her oder du wirst die Konsequenzen spüren!'' Ich war selbstbewusst. ,,Und nenne mir wenigstens einen guten Grund, warum ich das machen soll?'' Er schob einen Jungen aus dem Van. Leon.

Mein Herz rutschte mir in die Hose. ,,Oder er wird sterben'', sagte er mit einem großen Lächeln. Ich sah auf ihn ab. Deswegen war er nicht mehr bei mir. Er wurde entführt. Und offensichtlich betäubt. ,,Du hast 1 Minute Zeit. Entweder du gibst mir das Amulett oder dein Bruder wird getötet. Oder du greifst du mich mit dem Amulett an und dein Bruder wird getötet, und wir töten dich gleich dazu. So oder so hast du keine Chance gegen uns.'' Ich spürte eine große Kraft aus dem Chef rauskommen. Er hatte ein Schutzamulett an, ich hatte keine Chance, ihn fertig zu machen. Zumal er sich mit Magie bestens auskannte. Ich hatte keine Wahl. Ich musste mein Amulett abgeben. Ich nahm mir das Amulett und legte es auf den Boden. Wieder grinste der Chef. ,,Artiges Mädchen.'' Er schnappte sich das Amulett. ,,Komm, wir gehen.''

Er schubste Leon auf dem Bürgersteig und schon zischte der Van los. Ich lief sofort zu ihm. Der Regen prasselte. Er war bewusstlos. Was hatten sie ihm angetan? Ich prüfte sofort seinen Puls. Uff, wenigstens schlug der noch. Ich entdeckte aber etwas in seiner Tasche. Warte, war das das Amulett?! Ich stöhnte. Leon und seine Überfürsorglichkeit. Er hatte das echte Amulett mit einer Kopie ausgetauscht. Warum hatte aber dann die Kopie Magie ausgestrahlt? Wenigstens war ich jetzt dafür dankbar. Ich hob ihn, so gut wie es ging, auf meinen Rücken und versuchte dann mit ihm nach Hause zu laufen. Was für ein Tag.

Doch nur Schein!

Theodor ging rein. Sein Chef war wie gewöhnlich auf seinem Sessel. ,,Hast du das Amulett?'' ,,Ja, Chef.'' Dann drehte sich der Sessel um. Wie gewöhnlich war das Gesicht, dass ihm entgegenblickte, kalt und kantig. ,,Gut'', sagte er mit einem Grinsen. Dieses Grinsen war wahrscheinlich das fieseste Grinsen der Welt. ,,Gib es mir her.'' Theodor zog vorsichtig das Amulett aus seiner Tasche. Dann gab er es seinem Meister. Er hielt es vor sich hin und schaute es an. Dann erstarb sein Grinsen. ,,Du hast das falsche Amulett, du Narr!'', kam es wutentbrannt aus seinem Mund raus. Er warf es sofort zu Theodor und er wich in der letzten Sekunde aus. ,,Du hast dich von einem 12-jährigen Mädchen austricksen lassen! Das ist nur ein Schutzamulett und nicht das echte!'' Er stand auf. Sofort kniete sich Theodor hin. ,,Tut mir leid, Meister. Ich verspreche, das kommt nie mehr wieder vor...'' ,,Ich möchte deine Versprechen nicht mehr hören'', kam es schnippisch zurück, ,,du hast eine Chance und auch nur noch eine. Ist dir das klar?'' ,,Ja'', kam es nur noch zurück. ,,Unglaublich, dass er sich so austricksen lässt'', kam es aus dem Hintergrund. ,,Ruhe!'', schrie der Meister. Sofort wurden alle still. ,,Ich werde dieses Amulett kriegen, egal was es kostet!''

Meine Geschichte zum Geschichtenturnier. Ich werde höchstwahrscheinlich keine Fortsetzung machen, weil es ja nur für das Turnier war.