Das Cha­os-Trio 2

Solche Hornochsen

Caro stapfte die alten, verblichenen Treppenstufen am Eingang der Schule hoch. Ihr langer, schwarzer Mantel streifte den Boden. Plötzlich ertönten laute Schritte und Jonas, Leon und Falk, die eine Klassenstufe höher als Caro waren, tauchten vor ihr auf.

"Hey", sagte Jonas mit einem gehässigem Lächeln. "Da ist die kleine Caro. Gruselauge!"

"Uuuuuuuh!", röhrten die anderen beiden. "Gruselauge, Gruselauge!"

Das konnte Caro nicht länger anhören. Sie machte sich so klein wie möglich und huschte an den johlenden Jungs vorbei. So schnell sie konnte, rannte sie den Gang entlang. Immer dasselbe mich diesen Hornochsen! Sie stieß die nächste Toilettentür auf und verschwand in der Toilette.

Anders

Vor dem Spiegel blieb sie stehen und blickte in ihr blasses Gesicht, umrandet mit dünnem, feuerrotem Haar. Zwei rötliche Augen glotzten heraus. Caro hatte nicht rote Augen, weil sie weinte. Es war einfach so, sie war so geboren. Richtig erklären konnte das keiner. Caro hasste ihre Augen. Schon seit sie auf zwei Beinen laufen konnte, war ihr Wunsch: normale Augen haben! Aber dieser Wunsch erfüllte sich nie.

Caro spürte, wie Tränen in ihre Augen traten. Sie setzte sich hin, an die kalte, bleiche Wand gelehnt, und heulte los. Weil sie ihren leiblichen Vater noch nie gekannt hatte, weil sie so furchterregende rote Augen hatte, weil sie sich immer von den Bullis runtermachen ließ, weil sie noch nie richtige Freunde gehabt hatte- oder einfach weil Caro anders als die anderen war. Sie ließ ihren Tränen einfach freien Lauf.