Eure Geschichten

Die Ma­gie des Wal­des - Kom­plett über­ar­bei­te­te Ver­si­on

Kapitel 1

Es war Winter. Draußen stürmte es gewaltig und riesige Ladungen Schnee fielen vom Himmel. Ich saß vor dem Fenster und sah dem Schneesturm zu. Meine Labrador-Hündin Wilma lag neben mir, sie hatte ihren Kopf auf meinen Schoß gelegt und schlief. 

Irgendwann hatte der Schneesturm aufgehört und Wilma war weg, ich musste eingenickt sein. Verschlafen rieb ich mir die Augen und blickte nach draußen, alles war weiß und verschneit. Ich stand auf und wollte in mein Zimmer gehen, doch Wilma kam angerannt und versperrte mir den Weg. Sie bellte mich an, lief einen Kreis um mich und dann zur Tür. Ich folgte ihr, denn ich wusste, dass sie, wenn sie sich so benahm, spazieren gehen wollte. Es dauerte, aber irgendwann hatte ich endlich alle meine Schneesachen übergezogen. Bevor ich mit Wilma durch die Haustür schlüpfte, rief ich noch ins Haus: „Mama, ich geh jetzt mit Wilma spazieren!” “Mach das, viel Spaß!”, schallte die Antwort zurück. Ich öffnete die Tür und trat nach draußen.

Es war kalt, doch der Wind war am schlimmsten, eisig stürmte er vorbei und blies mir die Mütze vom Kopf. Wilma sprang freudig hinterher, schnappte sich die Mütze und brachte sie mir zurück. Lächelnd nahm ich sie ihr ab und setze sie wieder auf. Entzückt sprang Wilma in die Luft und schnappte nach den Schneeflocken.

Kapitel 2

Ich hatte mich an einen Baum gelehnt und sah Wilma weiter zu, wie sie nach den Schneeflocken schnappte. Auf einmal hielt sie mitten in der Bewegung inne und plumpste auf den Boden. Ich konnte mir ein Kichern nicht verkneifen, woraufhin die Hündin beleidigt davonstolzierte. Also blieb mir nichts anderes übrig, als ihr zu folgen. Sie hatte ihre Nase am Boden und schnüffelte. Anscheinend hatte Wilma irgendwas gerochen. Eigentlich hatte ich keine Lust mehr, da mir kalt wurde, trotzdem folgte ich ihr. Vor einem großen Schneehaufen blieb sie stehen. Ich rief Wilma zu mir und wollte zurückgehen, doch sie blieb stur sitzen. Also kehrte ich zu ihr zurück und lief im Kreis um den Schneehaufen herum, damit mir nicht kalt wurde. Wilma verstand wohl, dass ich es eilig hatte und schaufelte schnell den Schnee weg.

Nach dem sie eine ganze Weile gegraben hatte, kam ein Blätterhaufen unter dem Schnee zum Vorschein. Auch die Blätter entfernte sie. Langsam wurde es mir echt zu dumm und ich rief: ”Bei Fuß, Wilma! Bei Fuß!”. Doch Wilma machte keine Anstalten zu kommen. Stattdessen hatte sie die Blätter beiseite geschoben. Dort auf dem Boden lag eine kleine, stachelige Kugel. 

Kapitel 3

Jetzt wurde auch ich neugierig. Vorsichtig hockte ich mich neben Wilma und schaute mir die Stachelkugel genauer an. Da begann sie leicht zu zittern. Wilma erschrak und rannte hinter den nächsten Baum. Vorsichtig berührte ich die Stachelkugel mit meinen Handschuhen. Auf einmal entrollte sich die Kugel und zum Vorschein kam ein kleiner Igel.  Er hatte winzige, schwarze Augen und eine pelzige Schnauze. Doch als ich mir den Igel genauer anschaute, sah ich, dass er ziemlich dünn und ausgehungert war. Anscheinend hatte er sich nicht genug Winterspeck anfressen können. Ich wusste nicht was meine Mama oder der Igel davon halten würden, aber es war sozusagen ein Instinkt - ich kann es nicht richtig beschreiben -, aber jedenfalls nahm ich den kleinen Igel vorsichtig hoch. “ Los komm, Wilma! Wir gehen nach Hause!”, rief ich. Ich sah, wie Wilmas Schnauze hinter einem Baum hervorlugte, dann kam sie angesprungen. Gemeinsam spazierten wir los. 

Irgendwie kam mir der Weg schon ziemlich lang vor. Seltsam...Vielleicht lag es daran, dass ich langsam schon müde wurde und ich deswegen auch langsamer lief, dachte ich. 

Nein. Langsam sollten wir wirklich schon längst zu Hause sein. Was? An diesem Baum waren wir bestimmt schon dreimal vorbeigekommen...konnte es sein...? Warum musste ich auch nur Wilma in diesen verdammten Wald folgen? Ich hätte sie doch auch zurückrufen können! Es begann zu schneien, die eigentlich leichten Flocken kamen mir so schwer vor. Ich fiel hin...mir wurde schwarz vor Augen. 

Kapitel 4

Ich blinzelte, mich schmerzte es überall.  Langsam öffnete ich die Augen und blickte auf eine schräge Holzdecke. Ich wollte mich aufsetzen, doch mein schmerzender Rücken ließ es nicht zu. Nun verstand ich gar nichts mehr. Wo war ich? Dann fiel mir alles wieder ein, der Wald, der Igel und wie ich mich verlaufen hatte. Aber wieso war ich jetzt hier? Ich spürte, wie die Schläfrigkeit mich übermannte. Das Bett, in dem ich lag, war so kuschelig. Doch ich wollte jetzt nicht einschlafen, ich kämpfte dagegen an. Dennoch wurde mir schwarz vor Augen und ich schlief schließlich ein. 

Ich wachte wieder auf, der Schmerz war beinahe komplett verschwunden. Ich setzte mich auf und blickte mich um. Die Hütte war nicht gerade groß, aber sehr gemütlich. Es gab drei Fenster, vor denen mintgrüne Gardinen hingen, einen Tisch mit zwei Stühlen und einer weißen Tischdecke, die mit mintgrünen Mandalas verziert war. Auf dem Tisch stand ein Korb und auf den Stühlen lagen mintgrüne Kissen und die Stuhlbeine waren mit kunstvollen Schnitzereien verziert. Hinter dem Tisch stand ein brennender Kamin und ein kleiner Stapel Feuerholz. Auf der anderen Seite der Hütte war eine kleine Küche, mit einem Herd, einem Waschbecken, Schränken und einem Backofen, ebenfalls in mintgrün. Neben der Küche führte eine Wendeltreppe eine Etage höher. Unter der Wendeltreppe war eine kleine Kuhle, die mit Kissen ausgefüllt war. Auf diesen Kissen lag niemand anderes als Wilma! Freudig stand ich auf und lief zu ihr. Ich streichelte sie und sie räkelte sich glücklich. Ich stand wieder auf und ging zu dem Tisch, um mir den Korb anzusehen. Er schien aus Weidenästen geflochten zu sein. In dem Korb befanden sich ein paar Mehlwürmer, eine kleine Wasserschale und ein kleiner Haufen aus Stroh. Vorsichtig hob ich das Stroh etwas an, unter dem Stroh lag zusammengerollt und friedlich schlafend der kleine Igel. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht, dann legte ich das Stroh wieder zurück. Erneut ließ ich meinen Blick in der Hütte umherschweifen. Wer hier wohl wohnen mochte? Ich lief zu einem der Fenster und schob die Gardine zur Seite. Draußen sah man den verschneiten Wald. Mama machte sich bestimmt Sorgen! Jedoch wusste ich, dass ich den Weg nach Hause nicht alleine finden würde. Auch nicht mit Wilmas Hilfe. Also nutzte ich die Zeit, um mich ein wenig umzuschauen. Ich lief zur Wendeltreppe, um sie hochzusteigen. Ich wollte gerade meinen Fuß auf die erste Stufe setzen, da fiel mir auf, dass hinter der Wendeltreppe eine Tür versteckt lag.

Kapitel 5

Ich dachte nach. Sollte ich die Tür öffnen oder lieber die Treppe hochgehen? Oder sollte ich überhaupt etwas davon machen? Ich zögerte noch einen Augenblick, dann drückte ich die Klinke der Tür hinunter.

Sofort überkam mich ein seltsamer Geruch nach Holz und Wald. Aber nicht nach winterlichem Wald, sondern eher nach sommerlichem oder frühlingshaftem Wald. Vorsichtig trat ich ein. Der Raum war mindestens doppelt so groß, wie der Raum, in dem ich aufgewacht war. Auf dem Boden gab es Beete, welche mit Steinen umrandet waren. In den Beeten wuchsen Büsche, Gräser und Blumen. Sogar kleine Bäume gab es dort. Oben an der Wand waren Zweige befestigt. Auf einem der Zweige saß ein Rotkehlchen, welches einen Verband um den linken Flügel hatte. In der rechten Ecke des Raumes lag ein Reh, eingebettet in Stroh und Gras. Auch das Reh hatte einen Verband, am rechten Vorderbein. In der linken Ecke des Raumes war ein großer Kasten, welcher mit einem braunen Tuch abgedeckt war. Ich ging auf den Kasten zu und hob vorsichtig das Tuch an. Sofort überkam mich ein abstoßender Geruch nach Krankheit. Unter dem Tuch lag, in einem Käfig, ein Fuchs, welcher es sich in Stroh und Gras gemütlich gemacht hatte. Der Geruch ging von ihm aus. Sein Fell und seine Augen waren verklebt und schmutzig. Und sein Atem ging stoßweise und röchelnd. Mitleidig blickte ich den Fuchs an, dann riss ich meinen Blick von ihm los und ging zurück zur Tür. Das konnte doch alles gar nicht wahr sein! Ich träumte das alles! Ja, das musste es sein! Und wenn ich mich schlafen legen würde, würde ich aufwachen, und das wäre alles gar nicht passiert. Ich würde gemütlich in meinem Bett liegen, Wilma auf dem Schoß. Mit diesem Gedanken im Kopf ging ich zurück zu dem Bett im ersten Raum, um mich wieder schlafen zu legen.

Kapitel 6

Ich blinzelte. Langsam öffnete ich die Augen und blickte auf eine schräge Holzdecke.

Nein, nein, nein! Verzweifelt presste ich die Augen zu. Wann war dieser Albtraum endlich vorbei? Ich setzte mich auf. Alles war so wie vorher. Abgesehen davon, dass der Korb mit dem Igel nicht mehr da war und der Kamin brannte. Doch dann fuhr mir der Schock in alle Glieder. An dem Tisch saß etwas. Nein, jemand! Dieser jemand sah aus wie ein Mensch, aber die Person hatte hellgrüne Haut und die Kleidung schien aus Pflanzen, Ranken und Zweigen zusammengeflochten zu sein. Die Haare waren dunkelgrün und zu einem unordentlichen Dutt zusammengebunden, aus dem etliche Haare heraushingen.

Plötzlich drehte sich die Person um. Ihr Gesicht war freundlich und hatte viele Sommersprossen (wenn man das überhaupt Sommersprossen nennen konnte, sie waren grün!). Ihr Mund war zu einem Lächeln verzogen. Ihre Augen waren grasgrün und auch an ihnen konnte man ein Lächeln ablesen. “Du bist wach.”, sagte die Person mit einer unerwartet weichen und freundlichen Stimme. “J- Ja”, stotterte ich. Das war das Einzige, was ich herausbrachte, obwohl ich so viele Fragen hatte. “Du musst sicher hungrig sein! Setzt dich doch!”, meinte die Person und wies auf den freien Stuhl am Tisch. Zögernd setzte ich mich. Die Person ging zur Küche und wühlte in einem Schrank. Anschließend hantierte sie auf der Arbeitsfläche der Küche herum. Ich nutzte die Zeit, um mich zu sammeln. Ich bin mit Wilma… Moment mal, wo war Wilma? Sie war nicht mehr an dem Platz, wo ich sie gesehen hatte, bevor ich eingeschlafen war. Suchend blickte ich mich um und entdeckte sie dann vor dem Kamin liegend, während sie sich wärmte.

Die Person kam zurück zum Tisch, setzte sich und stellte mir eine kleine Schüssel und einen Löffel hin. Beide waren aus Holz oder irgendwelchen Ranken gemacht. In der Schüssel befand sich eine seltsam grüne Pampe. Angeekelt und misstrauisch begutachtete ich sie.  “Ich verstehe deine Bedenken, aber du brauchst dich nicht zu fürchten!”, meinte die Person. Vorsichtig probierte ich. Es war eigentlich gar nicht so schlecht. Ich nahm noch einen Löffel. Es war eigentlich sogar ziemlich gut! Jetzt erst bemerkte ich, wie hungrig ich war und aß die ganze Schüssel auf. Ich bedankte mich und schob die Schüssel zurück in Richtung Mitte des Tisches.

“Ich habe so viele Fragen.”, murmelte ich. “Ich weiß. Und ich kann dir alle beantworten.”, antwortete die Person freundlich. “Okay.”, meinte ich und sammelte mich einen Moment, dann begann ich: ”Zuerst einmal, wie heißen Sie?” “Achso, Entschuldigung, ich hatte ganz vergessen, mich vorzustellen. Du kannst mich übrigens duzen. Ich bin Flora, die Hüterin des Waldes.”

Kapitel 7

Leicht irritiert blickte ich die Frau an. Die Hüterin des Waldes? „Aha“, sagte ich nur unsicher und blickte die Frau zweifelnd an, woraufhin sie zu lachen begann: „Du kannst mir ruhig glauben. Aber vielleicht fällt es dir leichter, wenn ich dir mehr über mich zeige. Folge mir!“ Flora stand auf und bewegte sich auf die Tür zu, hinter der ich die Tiere gesehen hatte. Sie drückte die Klinke nach unten und ich kam zu ihr. Schüchtern meinte ich: „Also, eigentlich war ich schon dort, denn ich bin schon einmal aufgewacht, als du noch nicht da warst.“ Flora lachte belustigt. „Achso, na dann, jedenfalls dort sind die verletzten Tiere, die etwas mehr Platz brauchen oder die noch an ihren richtigen Platz kommen.“ „Wie, an ihren richtigen Platz kommen?“ Verwirrt schaute ich Flora an. „Also, es ist ja so: Ich bin die Hüterin des Waldes. Und so kümmere ich mich um alle seine Lebewesen, sorge dafür, dass der Wald gedeiht und keine Menschen ihn abholzen. Doch dabei darf mich niemand sehen. Meine Hütte ist also unsichtbar und nicht fühlbar. Du könntest also auch durch sie hindurchgehen, ohne etwas zu merken. Mich selbst kann ich mit der Umgebung verschmelzen lassen. Dir aber habe ich erlaubt, meine Hütte zu sehen und deshalb bist du hier. In meiner Hütte habe ich für jedes Lebewesen seinen richtigen Platz, ich kann sie dir gleich zeigen.“ Ich nickte.

Das war alles ein bisschen zu viel für mich. „Und wann komme ich nach Hause?“, fragte ich mit zitternder Stimme. Flora schaute mich erstaunt an, dann seufzte sie: „Also, wenn du willst, jetzt gleich. Aber ich hatte vor, dir noch alles zu zeigen und zu erklären.“ „Oh ja, Entschuldigung!“, meinte ich schuldbewusst. Flora begann die Treppe hochzusteigen und bedeutete mir mit einem Winken, ihr zu folgen. Oben angekommen, sah ich einen riesigen Gang, an dem sich viele Pflanzen herumrankten. Ich konnte gar nicht erkennen, woher sie kamen. Flora ging weiter und blieb bei der dritten Tür im Gang stehen. „Hier sind zum Beispiel Otter.“, erklärte sie und öffnete die Tür. Ich konnte meinen Augen kaum trauen. Dahinter befand sich ein riesiger Bach, mit sanften Hügeln, auf denen das grünste Gras wuchs. „Aber wie…?“ Irritiert schaute ich Flora an. „Magie“, meinte Flora nur geheimnisvoll und schritt auf den Bach zu. Sie setzte sich auf einen der Steine am Ufer und ich setzte mich neben sie. Flora begann mit einem seltsamen Gesang, der in einem Quietschen endete. Verwirrt beobachtete ich sie. Dann sah ich, wie die Otter aus dem Wasser kletterten und zögernd auf uns zukamen. Sie gaben ähnlich quietschige Geräusche von sich und wuselten um Flora herum, die mich anlächelte. Begeistert schaute ich zu, wie die Tierchen herumtollten und sich im Gras wälzten. „Warum sind sie hier?“, fragte ich Flora. „Sie alle wurden alleingelassen am Rande eines Flusses. Ich habe lange gewartet, aber die Eltern sind nie zurückgekommen. Wenn sie alt genug sind, werde ich sie wieder auswildern, aber noch ist es noch nicht so weit.“, antwortete sie. „Also kümmerst du dich um die Tiere, die deine Hilfe brauchen?“, hakte ich noch einmal nach. „Nicht nur um die Tiere, auch um die Pflanzen, also eigentlich um den ganzen Wald.“ Ich nickte. „Welche Tiere sind denn momentan noch hier?“ „Also neben deinem Igel habe ich auch noch einen weiteren gefunden, ein Rotkehlen mit verletztem Flügel, eine Ricke, einen Fuchs, die Otter, sechs Eichhörnchen, drei Kaninchen, eine Wildkatze und ein alleingelassenes Wildschweinkind. Es ist fast bereit zur Auswilderung, also kein Frischling mehr.“ „So viele?“, meinte ich erstaunt. Flora nickte und ging zur Tür. „Komm, wir gehen weiter.“ Ich folgte ihr und war gespannt, was ich als nächstes zu Gesicht bekommen würde.

Kapitel 8

Flora öffnete die Tür und trat wieder in den langen Flur. Ich warf noch einen letzten Blick auf die Otter, dann ging ich hinterher. „Lass uns zu den Eichhörnchen gehen“, schlug Flora vor und schloss die Tür wieder. Ich nickte und wir gingen weiter den Flur entlang.

Flora und ich waren bei den Eichhörnchen und den Kaninchen gewesen, doch jetzt waren wir wieder in dem kleinen unteren Raum der Hütte, wo ich aufgewacht war. „Möchtest du noch etwas trinken?“, fragte Flora mich. „Ja, gerne!“, meinte ich und setzte mich an den Tisch. Dann brachte sie mir einen Becher aus Ranken, in dem Wasser schwappte, und setzte sich neben mich. Draußen hörte ich plötzlichen ein lautes Rattern. Anschließend einen dumpfen Schlag. Während ich mich noch fragte, was das wohl gewesen sein könnte, war Flora schon aufgesprungen. Sie schien vor Zorn zu glühen und war vor Wut schon rot im Gesicht. „Was war das?“, fragte ich zögerlich. „Das“, schnaubte Flora, „war das Rodungsteam.“ Sie stand auf, als wollte sie zur Tür rausgehen.

Dann schien ihr einzufallen, dass sie mich noch nach Hause bringen musste. „Du, weißt, du… Es ist so. Der Wald ist ein wichtiger Teil dieser Welt. Er liefert uns Sauerstoff, ohne den wir nicht leben können. Er bietet den Tieren Schutz und einen Lebensraum. Im Wald gibt es auch Moore, die mittlerweile leider selten geworden sind. Über den Boden filtert der Wald außerdem das Regenwasser, so dass es sauberes Grundwasser gibt. Und er filtert Lärm und ist ein Schutz vor Überschwemmungen. Wie du siehst, ist der Wald ein echtes Multitalent, doch die Menschen scheinen das nicht alle zu erkennen und zu respektieren, denn sie roden und zerstören ihn, fällen die Bäume oder lassen dort ihren Müll liegen. So kann das nicht weitergehen! Wenn die Menschen so weitermachen würden, wäre der Wald bald vermutlich gänzlich verschwunden. Doch es gibt Menschen, Menschen wie dich, die die Wichtigkeit des Waldes erkennen und sich für ihn einsetzen. Jeder Einzelne kann etwas Kleines bewirken, aber wenn wir alle zusammenarbeiten, können wir Großes schaffen.“

„Hier“, meinte Flora, und gab mir eine wunderschöne, geschnitzte Holzscheibe. Sie glänzte im Sonnenlicht, dass durch die Fenster fiel. Auf der Scheibe zeichnete sich ein Hirsch, verschiedene Vögel und andere Tiere und jede Menge Blätter und Bäume ab. „Ich werde dich nun nach Hause schicken. Dieses Amulett wird dich an mich erinnern, und an das, was du heute gelernt hast.“ Ich nickte gerührt und strich über den Hirsch auf dem Amulett. „Leg dich schlafen, du wirst in deinem Bett aufwachen, wieder heute Morgen, bevor du spazieren gegangen bist und ich dich gefunden habe, doch es wird irgendwie trotzdem geschehen sein. Der Igel wird hierbleiben, denn er ist zu unternährt, um den Winter da draußen zu überleben. Wilma komm her, leg dich dazu. Und jetzt schlaft gut!“

Epilog 

Ich spürte, wie die Sonnenstrahlen mein Gesicht kitzelten und sanft über mein Gesicht leckten, als wollten sie mich wecken. Moment? Sie leckten? Verwirrt öffnete ich die Augen und blickte direkt in Wilmas kluge, braune Augen. Erneut leckte sie mir mit ihrer rauen Zunge über das Gesicht. Lächelnd streichelte ich sie. Anschließend schaute ich mich um. Ich war zu Hause. In meinem Zimmer. In meinem Bett. Ich schüttelte mich, wo sollte ich denn auch sonst sein? Dann fiel mir wieder mein Traum ein. Er war verrückt gewesen. Von Igeln und Ottern und einer Hüterin des Waldes hatte ich geträumt. Da bemerkte ich, dass meine Hand sich krampfhaft um einen kleinen Gegenstand klammerte. Vorsichtig öffnete ich sie und konnte meinen Augen kaum trauen. Ich spürte, wie ein Lächeln über mein Gesicht huschte. In meiner Hand lag eine wunderschöne, geschnitzte Holzscheibe, in deren Mitte ein anmutiger Hirsch prangte. 

So, das war sie, meine Geschichte. Ich hoffe, sie hat euch gefallen :)

LG Blaustern 7

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Eure Kommentare

Deine Geschichte hat mir ends gut gefallen! Ich hoffe, du hörst nie auf zu schreiben!

Danke, liebe Feuerstern 😊