Eure Geschichten

Die un­sicht­ba­ren Fol­lo­wer

Kapitel 1

Unstimmigkeiten zwischen Geschwistern 

Regenbögen, Einhörner und Zuckerwatte.

Ein Schmerz weckte mich aus meiner ach so schönen Traumwelt. Die Stimme meiner Mum ertönte: „Doris, Doris wach auf. Wir sind angekommen." Schon wieder spürte ich diesen Schmerz. Ich öffnete die Augen und schlug die Hand meiner großen Schwester Alexandra zur Seite, bevor sie mich noch ein weiteres Mal in den Arm zwicken konnte.



„Kein Grund so aggressiv zu sein, ich wollte dich doch nur wecken. Wir hätten dich auch im Auto lassen können", meckerte Alexandra. Sie rollte genervt die Augen, als ich keine Antwort von mir gab und ließ sich zurück in ihren Sitz fallen. Mum lachte nur, dabei wussten wir alle, dass Alex das ernst meinte. Einer ihrer zahlreichen Versuche, die Stimmung zwischen uns aufzulockern. „Ich frage mich, wie ihr den ganzen Urlaub zusammen verbringen konntet, ohne euch an den Haaren zu ziehen", witzelte Mum. Meine Schwester und ich haben zwar sehr unterschiedliche Interessen, aber wenn wir in den Ferien bei Papa waren, rissen wir uns zusammen. Dadurch, dass er im Ausland lebt, können wir ihn nicht oft besuchen. Es wäre viel zu schade, diese Zeit mit Streiten zu verbringen.



Alexandra holte tief Luft: „Das frage ich mich auch. Ich habe mich sogar freiwillig dazu entschieden, auf der Couch zu schlafen, weil Doris so laut schnarcht. Und einmal hat sie ohne zu fragen meinen Lippenstift und mein teures Parfüm benutzt. Am Ende stank sie und das ganze Zimmer danach." Musste sie das immer abziehen? Ich bin doch gerade erst aufgewacht und immer noch völlig erschöpft vom Flug.



Mum's Kopf schnellte zu mir: „Du hast dich geschmin-". Das Zuschlagen der Beifahrertür schnitt ihr das Wort ab. Mein ganzes Gesicht wurde heiß und mein Herz schlug schneller. Eigentlich wollte ich diese Erinnerung vergessen. Es war mir immer noch sehr peinlich, obwohl ich nicht genau wusste, was genau mir peinlich war.



Ich hörte die Autotüren erneut auf und zuschlagen. Eine Hand legte sich auf meine Schulter. „Alles okay, Spatz? Ich bin nicht sauer, wenn du das denkst. Ich finde 13 Jahre einfach noch ein bisschen zu jung fürs Schminken", versicherte mir Mum. Sie hielt mir den Haustürschlüssel vor die Nase, mit den Worten: „Geh doch schon mal vor. Ich trage deinen Koffer rein, du bist sicher müde." Als ich ihr den Schlüssel abnahm, hörte ich wie Alex sich darüber aufregte. Müde schlürfte ich zur Tür des Treppenhauses und stieg die endlos scheinenden Treppen hoch. Nachdem ich angekommen war, ging ich gleich ins Wohnzimmer und schmiss mich auf das gemütliche Sofa.

Mama voll entspannt

Ich war halb am Einschlafen, als die Haustür aufging und Mum und Alex lautstark die Wohnung betraten. Besser so geweckt zu werden, als mit Schmerzen im Arm aufzuwachen. Ich hörte, wie sie die Koffer in den Zimmern abstellten und rappelte mich vom Sofa auf. Erst dann merkte ich, dass ich meine Schuhe vorher lieber hätte ausziehen sollen. Eine Spur von Erde führte nun bis hin zum Sofa. Bevor ich den Dreck beseitigen konnte, kam meine Mum ins Wohnzimmer. Als sie die Spur sah, die mich als Täterin entlarvte, dachte ich, sie würde mit mir schimpfen. Doch es passierte nichts der gleichen.



„Nicht so schlimm. Ich werde das einfach gleich auffegen", sagte sie und ich konnte meinen Ohren kaum trauen. „Aber erstmal ab in die Küche." Sie machte eine Handbewegung, dass ich ihr folgen sollte. Irgendwas stimmte nicht mit ihr, ich konnte bloß nicht sagen, was. Bevor ich noch eine Spur vom Sofa zur Küche hinterließ, zog ich meine Schuhe aus.



In der Küche angekommen, saß Alexandra schon am Küchentisch. Diese tippte wild auf ihrem Handy herum, als hänge ihr Leben davon ab. Mum schnappte es sich im Vorbeigehen, Alexandras Protest ignorierte sie.

„Das kannst du später auch noch", meinte sie und holte eine Torte aus dem Kühlschrank. „Möchte jemand ein Stück?" Wir schauten sie nur abwartend an. Torte gab es nämlich nur, wenn Mum mit uns über etwas reden musste, was uns nicht gefallen würde.

Zertrampelte Pläne

„Okay, okay, ihr habt mich erwischt", sie holte schnell Luft, „ihr wisst ja, dass ich mich mit Christian treffe. Nun, er möchte euch endlich mal kennenlernen." Das klang doch gar nicht so schlimm. „Nächstes Wochenende, um genau zu sein, Samstag." Und da war der Haken.

Alexandra sprang empört von ihrem Stuhl. „Mum! Du weißt genau, dass ich da mit Freunden auf ein Konzert gehe. Bitte sag jetzt nicht, dass du schon zugesagt hast." Bevor ich ebenfalls was dazu sagen konnte, unterbrach sie uns. „Ich weiß, ihr habt beide schon etwas geplant, aber die Tochter von Christian kommt nur jedes zweite Wochenende vorbei und es sollten doch alle anwesend sein", erklärte sie.



Alexandra passte das aber gar nicht. Während sie mit einem Türknall in ihr Zimmer verschwand, nahm ich mir nun doch ein Stück Torte. Den Zucker brauchte ich gerade sehr dringend.

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Eure Kommentare

Super witzig!!!

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Cool 👍

Coole Geschichte und herzlich willkommen auf Kindersache.😄😃