In Hea­ven and Hell – Ka­pi­tel 2

Im Himmel 

Vor meinen Augen, sah ich wie sich mein Leben, wie in einem Daumenkino, abspielte. Am Ende lag ich auf einem Bett und alle meine Verwandten standen um mich herum. Da überkam mich ein Gefühl: Es war doch gar nicht so schlimm zu sterben, das Leben auf der Erde würde weitergehen. Nur halt nicht meins. Aber das war ja nicht schlimm, immerhin war ich 15 geworden.

Plötzlich spürte ich, wie ich auf etwas hartem landete. Ich öffnete die Augen und sah mich um. Anscheinend saß ich auf einer Felsklippe, aber es war nicht die, von der ich gefallen war, sondern eine andere. Eine, die ich noch nie gesehen hatte. Doch das war nicht weiter interessant, ganz im Gegenteil zur Aussicht: Die war nämlich atemberaubend. Unter mir sah ich ein Schloss, das in Wolken stand!

Lange starrte ich es an, bis mir einfiel, dass ich mal nach den anderen suchen müsste, schließlich waren sie mit mir irgendwo runtergefallen. Ich stand auf und ging etwas weiter nach hinten. Hier war ein Wald, mit wunderschönen alten Bäumen. Ich ging hinein, lief ein bisschen in ihm umher und entdeckte schließlich Pipers blonde Haare zwischen zwei Baumstämmen.

„Hey Piper!“, rief ich. Sie stand auf und drehte sich zu mir um.

„Oh! Hallo Scarlett! Was trägst du denn da?“, fragte sie mich, was zur Folge hatte, dass ich an mir herunter blickte und bemerkte, dass ich in einem langen weißen Kleid steckte. Das war mir zuvor noch gar nicht aufgefallen.

„Em, keine Ahnung“, sagte ich. „Aber schau mal: Du trägst doch auch so was!“ Piper hatte nämlich auch ein langes weißes Kleid an und es stand ihr eigentlich sehr gut. Komisch war nur, dass sie zuvor in der Hütte einen grünen Pullover getragen hatte (so wie ich, nur das meiner rot war).

Piper meinte, sie hätte das auch erst gerade gemerkt und wir sollten jetzt mal die anderen suchen. Ich stimmte zu und so stromerten wir noch etwas weiter durch den Wald. Dabei entdeckten wir die erstaunlichsten Wesen und Kreaturen. Wir sprachen sogar mit einer kleinen Elfe, doch auch sie wusste nicht, wo Violett, Rose und Hazel waren.

▪◾◼◾▪

Es waren bestimmt schon mehrere Stunden vergangen und noch immer hatten wir unsere Freundinnen nicht gefunden. Piper und ich waren mittlerweile sehr weit in den Wald vorgedrungen (das vermuteten wir zumindest, da man langsam nicht mehr die Hand vor Augen erkennen konnte, so dicht standen die Bäume beisammen).

Nach einer Weile kamen wir an eine komische Hütte. Sie sah überhaupt nicht so aus, wie unser Hauptquartier und auch nicht wie die Hütte aus Hänsel und Gretel. Ich glaub so wie so nicht an Märchen.

Plötzlich ertönte aus der Hütte ein Zischen. Piper zuckte zusammen.

„Was ist denn das?“, fragte sie mich.

„Keine Ahnung. Sollen wir mal klingeln?“

„Spinnst du?“

„Nö, warum?“,

„Naja, was passiert denn wenn du da einfach so klingelst?!“

„Die Tür geht auf; ich sage Hallo und du vielleicht auch; wir fragen ob der Bewohner der Hütte Violett, Hazel und Rose gesehen hat und was das für ein Zischen ist.“, erklärte ich, als ob es das normalste der Welt sei.

„Aha… Und was wenn der Einwohner eine fiese Hexe ist?“

„Du glaubst ernsthaft an Hexen?“

„Na gut, dann klingle halt. Ich bleib aber hier!“

„Supi!“, rief ich und stapfte Richtung Hütte. Leider musste ich, als ich angekommen war, erst einmal feststellen, dass die Hütte gar keine Klingel besaß! Das hätte ich mir ja denken können, welche Hütte im Wald hat schon bitte Strom. Also klopfte ich. Drei mal.

Klopf, klopf, klopf.

Erst tat sich nichts, doch dann hörte ich Schritte und die Tür wurde aufgerissen. Was ich da sah ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Hinter mir hörte ich Piper aufschreien.