Eure Geschichten

Hoh­le Wei­den

Hohle Weiden

Tief im Wald fließt leise plätschernd ein glasklarer Fluss. Es ist völlig still, könnte man meinen, denn wenn wen man genau hinhört, hört man leise Vögel zwitschern, Insekten brummen und das Rascheln der anderen Tiere im Laub und Gebüsch. Neben dem Fluss stehen gruselige, hohle Weiden, die aussehen wie Monster, die den Mund aufreißen. Und doch ziehen mich diese Weiden an, vielleicht weil sie so aussehen, wie sie aussehen oder wegen den Geschichten, die auf ihnen ruhen, die darauf warten einen Zuhörer zu finden, der gebannt bis zum Ende der Geschichte dabeibleibt und nicht abhaut. Ich gehe also mit meinem Fernglas näher zu den merkwürdigen Bäumen.

Ich schaue nach oben und sehe einen Specht, der seine Jungen füttert. Ich schaue genauer hin, es sind drei Schnäbel, das ist äußerst selten, doch der eine wird immer von den andern wegedrängt, schnell wird wir klar, dass das eine nicht überleben wird, aber vielleicht überlebt es doch. Ich schaue weiter nach unten in das Loch, dort ist ein Bau, ob von einem Fuchs oder Kaninchen erkenne ich nicht, aber ein Dachsbau ist es definitiv nicht. Ein Wildkaninchen hoppelt heraus, es untersucht die Umgebung, hoppelt zurück und andere folgen. Es ist als wäre ich unsichtbar, kein Tier scheut vor mir. Ein anderer Vogel fliegt in die Baumkrone, ich glaube es ist eine Elster.

Neben mir krabbelt ein Mistkäfer, ich nehme ihn auf meine Hand und lasse ihn über meinen Arm krabbeln, das kitzelt ein wenig, wenigstens bin ich für ihn nicht unsichtbar. Ich lasse ihn laufen und er klettert am Baumstamm der Weide hinauf. Plötzlich höre ich ein Rascheln, neben dem Kaninchenbau ist ein Mauseloch, eine Maus kommt heraus, und frisst eine Nuss, die sie sich wahrscheinlich schon bereitgelegt hatte. Ich sehe die Kaninchen zurückkommen, als sie circa 10 Minuten im Bau waren, kam noch ein Kaninchen, doch es wird alles andere als freundlich empfangen und hoppelt davon.

So langsam wird es dunkel und die Weiden sehen noch gruseliger aus. Am Wegesrand schleicht leise ein Fuchs, er schaut sich ängstlich um. Ich wage es nicht zu atmen, ich habe Angst, dass er mich hört und dann verschwindet. Ich sehe, dass die Maus immer noch nach Futter sucht. Die Elster fliegt laut schreiend aus der Baumkrone, der Mistkäfer stellt sich tot. Der Fuchs tritt auf einen Ast und zuckt selber zusammen. Für die Maus die Warnung, sie schaut sich um, und schaut dem Fuchs tief in die Augen. Sie sehen aus, wie Freunde die nach langer Zeit wieder zusammen gefunden haben. Nach ein paar Minuten, in denen nichts weiter passiert ist, dreht sich die Maus blitzschnell um und rennt in ihr Loch.

 

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Dass die noch keinen Kommentar hat! Es ist richtig schön geschrieben mit den ganzen Tieren und was alles passiert!