Eure Geschichten

Kräf­te - Die Ent­füh­rung der Er­de (Ka­pi­tel 1)

Kapitel 1

Woher kommt die Angst?

Verschwitzt wachte Zaira auf. Für einen kurzen Moment meinte sie noch den Rauch des Feuers riechen und seine Wärme fühlen zu können, doch dann merkte sie, dass es in ihrem Haus in Irland doch nicht brannte. Was war das für ein seltsamer Traum gewesen?

Sie hatte schon oft seltsame Sachen geträumt, aber dieser Traum hinterließ ein Gefühl, was sie schon lange nicht mehr gefühlt hatte. Das Gefühl der Angst. Das war nur ein dummer Traum, versuchte Zaira sich in Gedanken zu beruhigen. Nur weil du einen Alptraum hattest, musst du nicht gleich so rumspinnen! Und doch bekam sie ihn nicht mehr aus dem Kopf.

Doch dann kroch ein weiterer Gedanke in Zairas Kopf und holte sie wieder ins Hier und Jetzt. Heute hat Pa Geburtstag! Ruckartig stand sie auf und stieß sich zum tausendsten Mal den Kopf an dem alten Balken in der Dachkammer, die sie sich mit ihrer Schwester teilte. „Aaaahh“, rief sie und weckte damit ihre besagte Schwester June. „Was …? Wo brennt es?“, fragte sie noch ganz schlaftrunken. „In meinem Traum!“, antwortete Zaira todernst. „Oookaaay…“, bekam sie als Antwort. Dann schien June denselben Gedanken zu haben wie Zaira eben. „Pa’s Geburtstag. Wir sollten uns beeilen! Wir wollten doch noch den Tisch decken!“, rief sie aufgeregt. Für ihren Vater würden sie viel tun, da ihre Mutter gestorben ist, als beide gerade mal ein Jahr alt waren. Naja, June war eineinhalb Jahre alt, da sie im Januar geboren worden ist, während Zaira im Juli auf die Welt kam. Der Tod von Zairas Mutter war auch der Grund, weshalb sie nach Irland gezogen waren. Beide passten bestens zu den Jahreszeiten ihres jeweiligen Geburtstages. Während June nie kalt wurde, liebte Zaira es, wenn die Sonne ihr Gesicht wärmte. Außerdem sagten viele das Zaira das Temprament von lodernden Flammen hat. Ja, sie wurde sehr leicht sehr wütend. Obwohl sie laut June "eine harte Schale, aber einen weichen und besonders warmen Kern hat“. Zaira fand, dass das Quatsch ist und ärgerte sich sehr, wenn June oder Andere so über sie sprachen. Leider lachten sie meist darüber, wenn sie sagte, dass das nicht stimmt. Und dann wurde die Wut in Zaira so intensiv, so heiß, dass sie es gar nicht mehr aushielt. Dann musste sie sich immer sehr schnell entfernen, sonst bekam sie immer einen Wutausbruch und sie war sich sicher, dass das niemand erleben möchte. Ihr Vater hatte sie sogar mal zur Therapie geschickt: Dort hatte sie es gehasst. Das Ergebnis: Pa war ziemlich schnell von dieser Methode abgekommen.

Eigentlich konnte Zaira Irland nicht ausstehen, es war viel zu kalt und voller Mythen, die nie bewiesen werden können. Aber aus einem unerklärlichen Grund liebte ihr Vater dieses Land und war stark dagegen, dass sie umziehen. Auch June schien die Temperaturen in Irland zu genießen, was Zaira manchmal sehr wurmte. „Was ist los Zaira? Kommst du jetzt?“, riss June sie aus ihren Gedanken. „Klar doch“, erwiderte Zaira und schon waren sie auf dem Weg nach unten. Doch als sie unten im Wohnzimmer ankamen war ihr Vater bereits dort und deckte den Tisch. Der süße Duft von Honig stieg Zaira in die Nase, doch aus irgendeinem Grund wurde ihr plötzlich übel. Es war, als ob eine riesige Welle aus Kraft auf sie zurollen, sie mit sich reißen und runterdrücken würde. June schien es ähnlich zu gehen, denn ihr Gesicht bekam eine leicht grüne Färbung. Mit der einen Hand hielt Zaira sich den Bauch mit der anderen stützte sie sich auf dem Tisch ab. „Ich glaube es geht mir nicht so gut, vielleicht sollte ich mich wieder hinlegen“, keuchte sie. Als sie aufsah, bemerkte sie, dass ihr Vater kalkweiß im Gesicht war. Doch anscheinend lag das nicht an plötzlichen Bauchschmerzen, sondern an etwas anderem, etwas ganz anderem: Angst, er hatte Angst! Diese Tatsache brachte Zaira aus der Fassung. Ihr Vater, Angst! Das war lächerlich, er hatte nie Angst. Doch jetzt stand er hier und zitterte fast vor Angst und plötzlich bemerkte Zaira, dass sie auch Angst hatte - und das schon zum zweiten Mal an diesem Tag! Wenn ihr Vater vor etwas Angst hatte, dann musste es etwas weitaus schlimmeres sein als ein seltsamer Traum!

Ein alter Bekannter

Da klopfte es an die Tür, und dieses Klopfen jagte Zaira mehr Angst ein als sie je in ihrem Leben gehabt hatte.

„I…Ich gehe schon“, sagte Pa und bei seinem Tonfall lief Zaira ein Schauer über den Rücken. Sie lief zum Flur und versteckte sich hinter einem Regal, sodass sie nicht zu sehen war, aber alles gut mithören konnte. Zaira hörte wie ihr Vater die Tür öffnete.

Ja?!“, fragte er unsicher. „Hallo Jorden! Erinnerst du dich noch an mich?“, fragte eine kalte männliche Stimme.

Hades!“, stieß ihr Vater aus. „Etwas mehr Freude bitte!“,antwortete der Mann.

„Hades… ungewöhnlicher Name“, sagte eine Stimme hinter Zaira. Vor Schreck hätte sie fast geschrien, aber dann bemerkte sie, dass es nur ihre Schwester June war und es war ihr sofort peinlich. Sie war nicht der Typ, der bei jeder Kleinigkeit sofort losschrie.

„Seltsam, er wurde nach dem griechischen Gott der Unterwelt benannt…“, sagte June. „Obwohl, wahrscheinlich hat er sich selbst so genannt.“ Das war ihre Schwester, sie suchte immer die möglichste Erklärung. Das war einer der Gründe, warum sie sich so verschieden waren: June überlegte sich alles immer sehr gut, während Zaira erst tat und dann dachte. Doch gerader wegen ihrer Verschiedenheiten konnten sie sich so gut ergänzen und deshalb waren sie ein eingeschweißtes Team.

Plötzlich erklangen schwere Schritte auf dem Flur, und Zaira bekam zwei abgenutzte Lederstiefel zu sehen. „Gemütlich hast du’s hier!“, sagte Hades und seine Stimme klang wie Donnergrollen. Dann ging er direkt auf June und Zaira zu. Sie saßen in der Falle! Zaira hörte das June unregelmäßig atmete, bestimmt bereute sie es, dass sie heute überhaupt aufgestanden war. „Ah, da sind die beiden Gören, weshalb ich fast gestorben bin! Na? Habt ihr Angst? Höhöhö“, brüllte er.

Da fing die Erde an zu beben und zu ruckeln. Verzweifelt versuchte Zaira sich irgendwo festzuhalten. Leider erwischte sie dabei eine Jacke, die auf dem Regal gelegen hatte. Sie fiel Zaira direkt ins Gesicht. Plötzlich war alles um sie herum dunkel und totenstill…

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