Lil­ly und der Ruf der El­fen #1

John und Karen

John und Karen waren ein ganz normales Paar, wie jeder es von den Werbeanzeigen aus dem Fernsehen kannte. Sie lebten in England, in einem kleinen Häuschen und fühlten sich pudelwohl. Er war groß und dünn und hatte ein Gesicht, das seinen Charakter prima beschrieb. Seine Augen kniff er immer zu dünnen Schlitzen zusammen und er durchbohrte einen mit seinen Blicken. Seine Lippen waren dünn und sein Kinn spitz. Er trug immer enge Hemden und eine hässliche, blau gepunktete Krawatte. Er arbeitete als Anwalt und war ständig bei der Arbeit. Wenn er am Abend zurückkam, gab er seiner Frau immer einen Kuss auf die Wange und dann setzte er sich vor den Fernseher, um die täglichen Nachrichten zu schauen. Seine Frau war das komplette Gegenteil von ihm. Sie war immer fröhlich und offen und hörte einem zu. Sie arbeitete in einem Supermarkt als Kassiererin und sie liebte ihren Job. Sie hatte viele Freundinnen, welche sie von der Arbeit kannte, die sie oft besuchen kamen. Tatsächlich waren Kaffeekränzchen eine Vorliebe von Karen.

Und dann kam Lilly

Die beiden wünschten sich schon lange ein Kind. Und als es endlich so weit war, waren sie überglücklich. Sie sollten eine Tochter bekommen und ihr Name war Lilly. Sie war immer fröhlich und als sie in die Kita kam, fand sie schnell Freunde. Ihre langen roten Haare beeindruckten viele Menschen in ihrem Umfeld und viele sagten zu ihr, dass sie ein Model werden könnte. Doch Lilly hatte mit all dem überhaupt nichts am Hut. Immer wieder geschahen in ihrer Gegenwart seltsame Dinge, welche sie sich nicht erklären konnte. Doch ihre Eltern wussten nichts davon.

Nächtliche Begegnung

Es beschäftigte Lilly sehr, dass sie immer anders war als die anderen. Beispielsweise las sie lieber Bücher, wenn die anderen in der Pause spielten. Als Lilly 12 Jahre alt war, ging sie eines nachts nach draußen. Sie war ganz allein, als sie plötzlich etwas Merkwürdiges bemerkte. Die Lichter in den Straßenlaternen gingen langsam aus und es wurde immer dunkler. Eine Gestalt näherte sich ihr. Sie hatte Angst, aber etwas in ihr sagte, dass sie noch nicht wegrennen sollte. Also wartete sie in der Dunkelheit. Im fahlen Licht, welches der Mond warf, konnte sie ein Männergesicht erkennen. Vor ihr stand ein alter Mann. Er war größer als sie und sie musste zu ihm aufblicken. Er sah nicht wie ein normaler Mann aus. Er hatte lange weiße Haare, spitze Ohren und knochige Finger. Er trug einen smaragdgrünen Umhang und um ihn schwirrten kleine Flugtiere, die ein merkwürdiges Licht auf in warfen. Vielleicht waren es Fliegen. Nein, das waren kleine Elfen! Auch sie hatten spitze Ohren. Sie alle hatten grüne Umhänge und Kleider an. 

,,Du musst Lilly sein, oder?“, fragte er sie. ,,Ja, das bin ich.“ Der Mann hielt seine Hand hoch. An seinem Ringfinger steckte ein ebenfalls smaragdgrüner Ring. Als er ihn auf sie richtete, strahlte er ein helles Licht aus. Dann schoss ein grüner Blitz aus ihm hervor und traf Lilly direkt ins Herz. Sie spürte keinen Schmerz. Es fühlte sich nur so an, als würde durch ihren ganzen Körper Wärme fließen. ,,Ja, sie ist die Richtige.“, flüsterte er einer Elfe zu, welche auf seiner Schulter saß. ,,Nun, ich denke, ich muss dir einiges erklären.“, sagte er und dann schoss wieder ein Blitz aus seinem Ring, der jedoch dieses mal in die Luft ging.

Auf einmal woanders

Dann war alles hell. Lilly blinzelte. Sie saß dem alten Mann gegenüber auf einem Sessel. Sie sah sich um. Sie waren in einem gemütlichem Raum. Neben ihnen knisterte ein Kamin und auf dem Sofatisch vor ihnen stand eine Schale mit Schokokeksen. ,,Wundere dich nicht, das war die Teleportationsfunktion meines Ringes. Wie geht es dir?“, fragte er Lilly. Er hatte eine ruhige Stimme. ,,Gut, schätze ich.“, sagte Lilly. ,,Nun, dann werde ich jetzt mit dem Erklären anfangen. Du wunderst dich sicher, warum du hier bist. Mein Name ist Alvar, Alvar Morrow. Nenn mich einfach Mr. Morrow. Ich gehöre zu den Erdelfen. Meine Mutter war eine Elfe und mein Vater ein Mensch. Ich bin ein Halbelf. Ja, Elfen gibt es wirklich. Wir Elfen leben auf einer Insel. Sie nennt sich die Underwood Insel. Ein paar wenige Elfen leben noch bei euch in den Wäldern, doch die meisten leben bei uns auf der Insel. Früher gab es vier Elfenstämme: die Lichtelfen, die Erdelfen, die Feuerelfen und die Wasserelfen. Doch vor etwa einhundert Jahren kam es zu einem großen Aufstand. Ein paar Elfen wollten, dass die Anführer der Stämme gewechselt werden und sie wollten anfangen, gegen die Menschen zu kämpfen. Ihrer Meinung nach habt ihr ihren Lebensraum zerstört und sie wollten sich an euch Menschen rächen.

Die Elfenwelt

Doch die Anführer der Stämme wollten dies nicht. Also bildeten die Elfen kleine Grüppchen, um gegen die Anführer zu kämpfen. Diese kleinen Grüppchen wurden schnell zu einer großen Gruppe und diese riesige Gruppe nennt man jetzt nur noch Schwarzelfen. Sie leben unter der Erde und sind komplett schwarz, denn bei dem Versuch, die Anführer zu töten, wurden sie mit einem Zaubertrank begossen, der sie komplett schwarz färbte. Diese Färbung haben sie auch an ihre Kinder vererbt. Jetzt gibt es fünf Stämme. Die Lichtelfen leben im Himmel über der Insel und kümmern sich um alles da oben. Sie sind sehr nett und hilfsbereit. Die Erdelfen, also wir, leben im Wald und wir kümmern uns um alles, was dort vorgeht. Viele Elfen sagen, wir seien sehr geheimnisvoll und etwas wunderlich. Die Feuerelfen leben in der Vulkanebene, wo alles mit dunklem Stein bedeckt ist. Sie können etwas schnippisch sein, aber im Grunde sind sie nett. Sie versorgen das Feuer und die Vulkane und kriegen es hin, das die Lava nur auf die Vulkanebene herunterregnet, wenn ein Vulkan ausbricht. Die Wasserelfen leben unter Wasser und können dort auch atmen. Sie haben sich ihre ganz eigene, kleine Stadt dort unten gebaut. Manchmal kommen sie nach oben, um uns zu besuchen, aber das kommt nicht oft vor. Unter den Elfen leben viele richtige Elfen. Sie sind sehr klein, nur so groß wie deine Hand. Und dann gibt es viele Halbelfen wie mich. Wir sind so groß, wie ihr Menschen. Die Elfen brauchen uns und wir brauchen sie. Jeder Halbelf hat einen Begleiterelf und ein Seelentier, aber dazu kommen wir später.

Kinder mit Magie

Ich bin der Anführer der Erdelfen, Shay Hunter, der Anführer der Lichtelfen, Torin Evans der Anführer der Feuerelfen, Naira Brown die Anführerin der Wasserelfen und Elladan Fox ist der Anführer der Schwarzelfen. Alle Anführer sind Halbelfen. Da die Schwarzelfen an einem Plan feilen, euch Menschen zu töten, haben wir nach Menschenkindern gesucht, die Magie in sich tragen. Jeder Stamm hat zwei Jungen und zwei Mädchen, die er auszubilden hat. Bei dir haben wir besonders viel Magie gefunden. Du bist etwas Besonderes. Ich hoffe, dass du zu uns kommst. Du kannst deine Eltern natürlich immer noch sehen, aber nur in den Ferien. Ich gebe dir einen Brief mit, in dem steht, dass wir ein Internat sind. Wenn du zu uns kommen möchtest, sag einfach, dass du gerne auf dieses Internat möchtest. Wir holen dich dann in einem ,,Internatstaxi“ ab.

Ins Internat? Oder nur geträumt?

Wenn du nicht möchtest, dann tue einfach nichts. Wir haben an unserer Schule natürlich auch normalen Unterricht. Ich sage es dir noch einmal, du bist etwas Besonderes! Ich hoffe, wir sehen uns nochmal wieder. Wenn nicht, wünsche ich dir noch ein schönes Leben. Auf wiedersehen!“, sagte Mr. Morrow und ein Blitz schoss aus seinem Ring hervor. Alles wurde hell und im nächsten Moment stand Lilly wieder auf der Straße. Alle Lichter waren wieder an. Als sie auf die Uhr schaute, war es immer noch so spät, wie es war, als sie losgegangen war: 20:30 Uhr. Hatte sich sich alles nur eingebildet? Als sie die Hände in die Taschen steckte, spürte sie ein Stück Papier zwischen ihren Fingern. Sie zog es hervor. Es war ein Brief. Von Mr. Morrow stand auf dem Umschlag. Lilly lächelte und ging nach Hause.

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