Manch­mal ist das Le­ben un­fair (Teil 1)

Warum ist alles nur so schwer…

Ich bekam meine Mathearbeit vor ein paar Tagen zurück. Die rote Fünf stach mir sofort ins Auge. Mareen, meine beste Freundin, sah sie auch und sagte: „Eine Fünf ist doch nicht so schlimm. Du bist nicht die Schlechteste. Schau mal, da hat auch jemand eine Sechs.“ Leider sagte sie es so laut, dass es auch Julia hören konnte. Sie ist die Beliebteste aus der Klasse und natürlich musste sie einen Kommentar abgeben: ,,Natürlich hast du eine Fünf! Du bist ja noch nicht mal in der Lage 1+1 zu rechnen!“ Ich blickte zu ihr rüber und sah, dass sie mal wieder eine Eins hat. Die Fünf ist ja das eine, aber der Kommentar von ihr, das hat mir den Rest gegeben.

Ich fragte, ob ich auf Toilette gehen dürfte und bekam die Erlaubnis. Ich rannte zur Kabine, schloss ab und weinte mehrere Minuten lang. Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich geweint habe, als ich aus der Kabine bin und mir die Tränen aus dem Gesicht gewischt hatte. Ich ging zurück in den Klassenraum und setze mich leise an meinen Platz. Die Zeiger auf der Uhr zeigten 10:35 Uhr. Noch drei Stunden muss ich hier sitzen, bis ich nach Hause gehe und meine Mutter wegen der Note ausrastet.

Gibt es zuhause Ärger?

Die ganzen drei Stunden sagte ich kein Wort und schaute einfach nur auf den Boden. Mareen fragte mehrmals, was los ist, aber ich antwortete ihr nicht einmal, sondern blieb weiterhin stumm. Ich hatte so Angst, was mich Zuhause erwarten würde… Vielleicht sagen meine Eltern ja nichts, aber das passt nicht zu ihnen. Sie werden wieder schimpfen und mir wieder Zimmerarrest geben. Nach einer gefühlten Ewigkeit klingelte die Schulglocke und ich ging nach Hause.