Eure Geschichten

Ne­ver I will...

Im Nichts

Ich fiel.

In Stille.

Meine Augen sahen nichts mehr.

Meine Ohren hörten nichts mehr.

Mein Körper fühlte nichts mehr.

Ich fiel.

In Leere.

Unten war oben und oben war unten.

Und auf einmal war nichts mehr wir zuvor.

Aber

ich fiel weiter.

Ins Nichts.

Ich lag da. Ich wusste selbst nicht wo, ich wusste nur, das ich angekommen war. Dort, wo ich hin sollte. Dort wo ich nicht leben konnte. Nur existieren. Mehr nicht. In stille. In Leere. Im Nichts.

Ich stand auf, umschloss mit meinen Fingern die Pfote. Kalt und glatt und doch wärmend. Dieser Ort war verwirrend nichts gab es, was mir Sicherheit geben konnte, aber ich musste hier sein. Ich musste. Ich lief. Es fühlte sich bodenlos an. Und doch konnte ich schritte gehen. Ich folgte dem Flimmern. Es schien nicht enden zu wollen, doch da war es!

Das Tor.

Alt, verrostet, aber doch mit vielen Schwüngen und Bögen und einer nie enden wollenden Eleganz. Ich zitterte, tastete nach der Pfote, drückte sie an den gut versteckten kleinen Abdruck und das Tor öffnete sich. Ich nahm ein leises Quitschen wahr. Das erste Geräusch, das ich hier gehört hatte. Es schallte nicht, die Stille verschluckte fast alles.Unsicher trat ich über die Schwelle. Ich wurde geblendet, ich konnte nichts erkennen. Ich schloss die Augen und lief weiter. Dann öffnete ich die Augen. Ich sah einen Brief. Er schwebte in der Luft. Sollte ich ihn greifen und öffnen? Meine Hände nahmen mir die Entscheidung ab. In Verschlungener Schrift erkannte ich einen Namen: Agatha. Dahinter war ein sechszackiger Stern in einem Kreis. Meine Finger schwitzten. Es war nicht mein Name. Sollte ich den Brief wirklich öffnen?

Dann riss ich den vergilbten leicht marmorierten Umschlag auf.

Liebe Agatha,

meine Kleine Enkelin. Ich habe dich nur als kleiner Säugling in der Wiege gesehen. Dann bin ich gestorben. Und doch bist du meine Lieblingsenkelin. Ich hätte dich gerne Länger gekannt, aber so ist es nun mal und man kann nichts dagegen tun. Der Tot kommt, wann er will und hohlt sich wen er will. Gegen ihn sind wir Machtlos. Wenn du diese Zeilen liest, bin ich hier. Du musst dir folgen,  den dann...

Irre, dachte ich.

Ich war überwältigt.

Ich konnte nicht weiter lesen.

Ich legte den Brief sorgfältig zurück in den Kuvert und stellte ihn zurück, wo er war

und lief los.

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Eure Kommentare

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Oha

WOW, das ist ja mega gut! Du kannst echt gut schreiben 👍🏻

Freut mich sehr, sowas zu hören!

Das ist super spannend! So ein guter Anfang! 

Oha sehr spannend!! Ich habe noch nie so einen besonderen Anfang gelesen glaube ich.