Sum­mer­vi­bes #1

Mich fragt ja keiner

Heute ist der erste Tag an der neuen Schule. Der blöden neuen Schule, wo ich eigentlich gar nicht hin will. Dort gibt es keine Luna, die mit mir die Pausen verbringt und mir hilft, die langweiligsten Unterrichte zu überstehen. Zum Beispiel den von der doofen Brockmeier. Das ist so komisch, aber selbst die werde ich irgendwie vermissen. Noch dazu fahre ich mit der neuen Klasse gleich auf Klassenfahrt nach Italien. Italien, da wollte ich schon immer mal hin, aber so? Ich kenn die doch gar nicht und soll dann gleich eine Woche mit denen in einem fremden Land verbringen? Das kommt davon, wenn man mitten im Schuljahr umzieht. Meine Mom und mein neuer Lehrer Herr Gießer (allein schon dieser Name) sehen das allerdings ganz anders. Sie meinen, dass ich so die Klasse gleich kennenlernen kann. Völkerverbindende Maßnahme nennt er das. Aber was ist, wenn ich die gar nicht kennenlernen will? Aber mich fragt ja sowieso keiner.

Die neue Schule

Ich stehe auf einem sonnenbeschienenen Schulhof. Um mich rum Spielgeräte aus Holz, ein großer Sandkasten und viele Bäume, die im seichten Wind rascheln. Eigentlich ganz schön. Schön ist auch das Schulgebäude selbst. Ich kenne es vom Probetag, aber es wird sicher noch lange dauern, bis ich mich in diesen verwinkelten Gängen richtig zurecht finde. Es ist ein altes Gebäude mit einer schönen, verschnörkelten Fassade. Stammt bestimmt aus der Barockzeit oder so. Vorm Gebäude steht ein großer Reisebus. Der ist dann wohl für uns, meine neue Klasse und mich. Davor ein paar Kids mit ihren Eltern, einige noch am Reden, andere verabschieden sich gerade und steigen in den Bus.

Ich sehe Mom an, hole einmal tief Luft und gehe auf den Bus zu. An einige der Schüler kann ich mich noch vage erinnern, aber der Probetag ist nun ja auch schon fast einen Monat her. Da läuft Pauline auf mich zu. Ja, an sie kann ich mich noch erinnern. Sie hat mir damals alles gezeigt und mich mit den anderen Schülern bekanntgemacht. Sie saß in Deutsch neben mir. Sie ist nett, fast ein bisschen zu nett für meinen Geschmack. Sie umarmt und begrüßt mich und sagt, dass sie mir einen Platz im Bus freihält, dann ist sie auch schon wieder verschwunden.

Let's Go!

Ich drücke Mom an mich. "Das wird schon, mein Schatz!", murmelt sie in meine Haare. Ich nicke und umarme sie nochmal ganz fest. Dann drehe ich mich um, verstaue mein Gepäck und steige ein. "Viel Spaß!", höre ich sie rufen. Ich winke. Es geht los.