Ver­schwen­det I Kurz­ge­schich­te für jo­jo­bugs' Chal­len­ge

Tick, tack. Deine Zeit läuft ab, Melvin.

,,George!“ ,,Mel! Warum bist du hier?“ Melvin hatte Tränen im Gesicht. Sein Schlafanzug war ganz nass und das wunderbare Blau in ihnen sah ganz verwaschen aus. Sofort nahm George Mel in seine Arme. ,,Komm schon, weine nicht. Sage mir, warum bist du traurig?” Melvin schniefte. ,,Ich will nicht, dass du zu diesem blöden Internat abhaust! Ich bin dann ganz alleine!” ,,Aber, aber – ich bleibe doch nur ein Jahr dort,”, murmelte George seinem Bruder ins Ohr, ,,und außerdem hast du doch Mutter und Vater. Sie werden ganz nett zu dir sein.” Melvin schüttelte heftig seinen Kopf. Seine Haare wedelten durch die Luft und es sah so aus, als wäre er nur noch ein verschwommener Fleck. ,,Du weißt doch, sie haben dich immer mehr gemocht als mich. Sie haben mich immer mit dir verglichen.”

George fragte nicht, warum ein 9-jähriger Junge das alles wusste, jemand, der eigentlich noch seine Kindheitsträume verfolgen und keine Angst vor seinen Eltern haben sollte. ,,Ich werde dir schreiben, Mel. Habe keine Angst. Tu einfach, was Mutter und Vater dir sagen, dann wirst du bestimmt keine Schwierigkeiten bekommen.”

Streit mit der Mutter

Melvin wurde von den Dunkel-Magiern jubelnd aufgenommen. Sein Bruder versuchte, seine Enttäuschung zu verbergen.

"Wie kannst du es wagen, dein Gesicht hier noch zu zeigen? Schande unserer Familie, Enttäuschung, Melvin war immer besser!" Melvin konnte es nicht aushalten. Schon seit Georges Ankunft schrie Mutter ihn die ganze Zeit an. Er atmete schnell, seine Arme zitterten. "Wenn du glaubst, ich könnte mir meine Freunde nicht selber aussuchen." Und George hatte schon mindestens seit dem 12. Lebensjahr gelernt, wie man zurück schrie. "Ich habe genug! Raus aus meinem Haus! Erst befreundest du dich kit dieser Gruppe von Tunichtguten, dann beleidigst du unsere Familie und jetzt willst du nicht mal unser Erbe haben! Raus!" "Schön, hier war es eh Mist!"

George stürmte aus dem Esszimmer raus, knallte die hölzerne Tür hinter sich zu und würdigte seinen Bruder keines Blickes, der direkt auf der Couch saß. Melvin konnte es nicht fassen. Wie konnte es so weit kommen, dass George jetzt das Haus verließ? Verdammt, er war doch erst 16!

Da war natürlich der Brief von George, wie er am ersten Tag an der Zauberschule schon Freunde gefunden hatte. Dummerweise hat er ihre Namen erwähnt. Mutter war ausgerastet. Sie wollte nicht, dass der Erbe der Pendragons mit solchem Pack von ,,Weißmagiern” rumhängt. Zu allem Überfluss wurde er nicht von ,,Dunkel” ausgewählt, sondern von ,,Hell”. Und da bisher alle Pendragons von “Dunkel” gewählt worden waren (die, die hell auserwählt waren, sind auf mysteriöse Weise verschwunden), war es selbstverständlich, dass Mutter ihn bereits am ersten Tag von Georges Rückkehr ausschimpfte, was er sich dabei gedacht habe und dass er den ganzen Sommer zu Hause bleiben müsse, als Strafe für seine Aktionen. Niemals hätte er aber gedacht, dass es so weit kommen würde, dass George von zu Hause abhauen würde.

George geht

Klar, George hat sich nicht an Mutter gehalten und hat jedes Schuljahr wieder erneut irgendwas getan, um sie aufzuregen, aber jetzt hat er sich deutlich daneben benommen. Auf dem Tisch vor Melvin war eine zerrissene Zeitung mit der Überschrift: PENDRAGONS: GUT ODER BÖSE? ERBE PACKT AUS. Georges Schritte waren mittlerweile wieder auf den Stufen zu hören. Er betrat den Salon, wobei ein Koffer hinter ihm herschwebte. ,,George, du gehst doch nicht wirklich, oder?” Melvin versuchte aufzustehen, seine Beine zitterten aber zu stark und so machte er nur eine unbeholfene Bewegung. ,,Doch, Bruderherz.” George sah so aus, als ob er gerade einen Marathon gelaufen wäre. Auch seine Beine zitterten, doch seine Stimme war fest und ruhig. ,,Aber du wirst doch wiederkommen?” ,,Nein.”

Was macht Melvin da?

,,Willkommen bei den richtigen Magiern, Melvin! Wir werden die Weltherrschaft einnehmen!” ,,Willkommen in der Armee, George. Wir werden das Böse bekämpfen und wir hoffen, dass du uns helfen wirst, die Welt zu retten.”

George atmete schnell. Seine Augen weiteten sich beim Anblick vom Schwarz-Magier vor ihm. ,,Mel - Melvin? Was machst du bei denen?” ,,Bitte, ich habe das nicht gemeint! Ich wollte nie für die arbeiten!” ,,Nie für die arbeiten? Ich bin doch nicht blöde, und jetzt verschwinde von meiner Haustür! Frag doch einen deiner Schwarz-Magier-Kollegen um Hilfe!”

Deine Zeit ist um

Melvin gab dem Geist sein Amulett. ,,Du weißt, was du zu tun hast. Sage niemandem etwas von diesem Amulett. Niemand darf davon etwas erfahren. Zerstöre es so bald wie möglich.” Der Geist nickte, schimmerte heller und verschwand dann endgültig. 

Niemand darf davon etwas erfahren. Er nahm einen Trank aus seiner ledernen Tasche. Er dachte an all seine Fehlentscheidungen. An George. Und an seine Eltern. "Vielleicht werden die Guten den Krieg gewinnen. Es ist aber nicht mein Krieg." Und er trank den Trank.

Glossar

• Hell: Zauberer, die helle Magie praktizieren. Sie müssen aber nicht unbedingt „gut“ sein, sie könnten auch schlimmes in Schilde führen.
• Dunkel: Zauberer, die dunkle Magie praktizieren. Sie müssen aber nicht unbedingt „böse" sein, sie könnten auch gute Menschen sein.
• Schwarz-Magier: Menschen, die sich dem Bösen zugewendet haben. Die wollen gegen die normalen Menschen kämpfen und die Weltherrschaft an sich reißen.
• Weiß-Magier: Eine Bezeichnung für "gute" Menschen. Kein offizieller Begriff.
• Armee: Eine Armee, die gegen die Schwarz-Magier kämpft. Sie wollen, dass alles im Gleichgewicht bleibt.
• Geister: Sie sind für das Ausführen von Taten zuständig. Meist waren dies lebende Personen, die irgendeine Schuld ausgleichen mussten.
• Pendragons: Eine uralte Familie, die gegen die nicht-magischen Menschen ist und alle Arten von heller Magie verachtet.