Eure Geschichten

Wai­sen­haus­kin­der in Ge­fahr Ka­pi­tel 1

Auf der Wiese

An einem schönen Sommertag lief ich, das Waisenkind Marly, mit meinen besten Freundinnen Ming und Lisa über die mit Abstand schönste Blumenwiese von Hidderdorf.

„Fang mich doch! Fang mich doch!“ Lisa hüpfte freudig über die Wiese und spielte mit Ming Fangen.

„Ich spiele mit!“, rief ich.

Ming nickte. „Okay, dann bist du jetzt Fänger!“

Schnell lief ich los. Bald schon hatte ich Ming eingeholt und tickte sie.

Doch da fiel Ming hin landete unsanft auf dem Knie.

„Aua!“, rief sie. Ming musste die Zähne zusammen beißen, um nicht zu weinen.

Da kam Lisa herbei. „Arme Ming. Komm, wir gehen zurück zu Schwester Marie. Die muss die Wunde desinfizieren.“

Erst jetzt bemerkte ich die blutende Wunde an Mings Bein. „Oh.“ Ich verzog die Mundwinkel. „Das sieht schmerzhaft aus.“

Dann halfen Lisa und ich unserer Freundin beim Aufstehen. Humpelnd lief Ming zurück zum Waisenhaus.

Timmi und Linus

Schwester Marie erwartete uns schon am Gartentor des alten Gebäudes.

„Wo wart ihr denn? Es gibt Mittagessen! Wärt ihr nur fünf Minuten später gekommen, wäre das Essen zur Strafe für euch ausgefallen.“

„Ja, ja. Aber jetzt sind wir ja hier.“ Lisa zeigte auf Ming. Das kleine Mädchen aus China hatte vor Schmerz das Gesicht verzogen und strich sich eine ihrer schwarzen, gewellten Haarsträhnen aus dem Gesicht.

Schwester Marie nahm Mings Hand. „Oh, das müssen wir säubern, bevor es sich entzündet. Aber seid vorsichtig: Linus hat sich heute auch schon verletzt und bald reicht das Desinfektionsmittel nicht mehr. Passt also ja auf!“

„Klar“, nickte ich. Dann drückten Lisa und ich uns an Ming vorbei, um zum Mittagessen zu gehen.

Timmi und Linus, die heute die Aufgabe hatten, den Tisch für das Frühstück, Mittagessen und Abendessen zu decken, winkten uns freudig zu.

„Hi, Mädels. Na, wie war es draußen? Und wo ist Ming? Wurde sie von einem Eichhörnchen gefressen?“, begrüßte sie Linus.

„Sehr witzig.“ Missmutig betrachtete ich die zwei Jungs.

Linus war genau wie Lisa und ich sechs Jahre alt, und Timmi sieben.

Linus hatte im Gegensatz zu seinem besten Freund braune Haare, die die gleiche Farbe hatten wie seine Augen. Auf seiner Stupsnase saß eine schwarze Brille, und er trug ein schwarzes T-Shirt und eine rot karierte Latzhose, die den Jungen im Waisenhaus als Uniform diente.

Timmi trug die gleichen Klamotten, und die dünnen Sonnenstrahlen, die von draußen durch das Fenster brachen, brachten seine hellroten Haare zum Glänzen. Wie immer hatte er sein freundliches Lächeln aufgesetzt, und seine blauen Augen glitzerten fröhlich.

„Ming hat sich verletzt. Schwester Marie hat sie mit ins Krankenzimmer gebracht.“

Ich drehte mich zum Tisch um und merkte, dass das meiste von den anderen Kindern schon weg gegessen war.

„Setzen wir uns schnell hin.“ Lisa war meinem Blick gefolgt und sah zu unserer Freundin Tina hinüber.

Diese erkannte uns ebenfalls und klopfte auf zwei Plätze neben ihr auf der Bank. „Kommt her!“, rief sie durch den Raum.

Schnell stürmten Lisa und ich los, und ich leckte mir vor Hunger über die Lippen.

 

Geheimnisse

Nach dem Mittagessen gingen wir zum Krankenzimmer, um nach Ming zu sehen.

Lisa trug einen Teller mit einer Hähnchenkeule in der Hand, der für Ming bestimmt war.

Diese saß putzmunter auf der Liege und begrüßte ihre besten Freundinnen freundlich.

„Hi, wir haben dir was zu Essen mitgebracht“, sagte ich und deutete auf Lisas Hände.

Ming strahlte. „Mein Lieblingsessen! Danke.“

Ich betrachtete Ming lächelnd. Sie trug wie immer die Uniform für die Waisenmädchen. Es war ein langes, rot kariertes Kleid, das jedes Mädchen genau drei Mal besaß. Dieses machte die Kinder immer viel kleiner und süßer als sie eigentlich waren. Ming genauso. Man konnte einfach nicht glauben, dass so ein feines Mädchen wie sie lesen, schreiben, kochen und nähen konnte!

Niemand anderes im Waisenhaus beherrschte diese Fähigkeiten – mit Ausnahme von Schwester Marie natürlich. Niemand wusste oder konnte ahnen, wo Ming das alles gelernt hatte. Ja, nicht einmal sie selbst wusste es!

Aber hinter den Kindern im Waisenhaus steckten immer irgendwelche Geheimnisse: Linus und Timmi wussten nicht, wieso sie so eine ähnliche Stimme hatten, Lisa hatte niemand gesagt wie ihre Eltern gestorben waren, Tina konnte sich nicht erklären, wieso sie überhaupt im Waisenhaus gelandet war, und ich selber würde wahrscheinlich niemals heraus finden, wer mich damals im Wald gefunden und hier her gebracht hatte.

Ja, es war einfach unerklärlich. Und die meisten Geheimnisse würden höchstwahrscheinlich für immer ungelöst bleiben. Genau wie meins.

Ich seufzte.

Im Garten

„Alles okay? Hast du was?“ Plötzlich stieß mich die Stimme von Ming aus meinen Gedanken.

Blitzschnell drehte ich mich um. Hinter mir standen Lisa und Ming an der Tür, und sahen so aus, als wollten sie wieder raus auf die Wiese.

„Schon wieder?“, wollte ich etwas genervt wissen.

„Was, schon wieder?“, fragte Ming verwirrt. „Ich habe gerade eben mein Essen verputzt und jetzt wollten wir an den See. Kommst du mit?“

„Klar.“ Jetzt war ich wieder Feuer und Flamme. Freudig lief ich meinen Freundinnen hinterher aus dem Haus. Doch gerade, als Lisa das Gartentor öffnen wollte, stieß Schwester Marie einen Schrei aus.

„Ja, seid ihr denn verrückt!? Wisst ihr denn wie spät es ist?“

Ich fuhr herum. Oben blickte die Ordensschwester mit gerunzelter Stirn und einem vorwurfsvollen Blick aus ihrem Schlafzimmer.

Mit erhobenem Kinn tippte Schwester Marie auf ihre Armbanduhr. „Es ist halb vier. Und wie ich euch kenne, bleibt ihr mindestens zwei Stunden im Wald. Dann ist es schon dunkel! Nichts da, ihr bleibt hier!“

„Och bitte. Nur eine Stunde. Ja?“ Lisa sah mit großen Augen hoch.

Doch die Schwester schüttelte den Kopf. „Morgen“, meinte sie und schlug hinter sich das Fenster zu.

„Mensch, das haben wir nun davon, wenn wir immer so spät zurück kommen“, jammerte ich und trat einen Stein vor mir her.

„Dann spielen wir halt noch ein bisschen im Garten“, schlug Ming vor und zeigte auf eine Schaukel, die am Ende des Gartens stand. „Wir wechseln uns ab.“

Doch lange hielten es die Mädchen nicht aus. Die dünnen Kleider verfingen sich immer wieder in den Ästen eines großen Baumes, wenn die Kinder schaukelten.

Das nervte sie so, dass sie nach einer halben Stunde aufgaben.

„Zwei Stunden haben wir noch. Dann ist es Zeit für das Abendessen. Helfen wir doch Linus und Timmi beim Tisch decken.“ Ich sah zum Küchenfenster.

Doch Lisa und Ming schüttelten gleichzeitig die Köpfe. „Dann müssen wir uns trotzdem noch eineinhalb Stunden beschäftigen. Lasst uns lieber mal wieder in der Bibliothek stöbern.“ Ming musste bei der Vorstellung, mal wieder zu lesen, lachen.

„Wir können ruhig mitkommen, aber lesen können wir nicht“, gab Lisa zu bedenken.

Damit war die Sache gegessen.

Aber gerade, als Lisa den nächsten Vorschlag machen wollte, ertönte vom Küchenfenster her ein Schrei.

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Eure Kommentare

Du kannst sehr gut schreiben und ich hoffe es gibt bald die Fortsetzung ( kann sein das es sie schon gibt ich sie nur noch nicht gelesen habe )

Die Geschichte gefällt mir richtig gut! Auch wie du schreibst ist super :) und das Ende ist gemein, jetzt will ich dringend wissen was passiert ist!

Diese Geschichte ist echt super! Du könntest nur noch verbessern, das du machmal von der 1ten in die 3te Person wechselst. 

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Total gut freue mich schon auf Kapitel zwei

PS:ich heiße auch Marie😂

Super!

Voll cool!

Toll!

Wow!

Das ist eine richtig gute Geschichte!

Ich freue mich schon auf Kapitel 2!

LG Fay_11!