Eure Geschichten

Wolfs­haar — Pro­log + Ka­pi­tel 1

Prolog

Lautlos tapste er durch den Schnee. Es war die Nacht vor Weihnachten und eisiges Licht des Vollmonds erleuchtete seinen Pelz. Etwas raschelte neben ihm im Gebüsch. Er blieb stehen, spitzte die Ohren und lauschte. Nichts. Wie zu erwarten gewesen, wahrscheinlich nur eine Ratte, die durchs Unterholz gehuscht war. Leise ging er weiter in den Wald hinein. Eine Wolke schob sich vor den Mond und eine kühle Dunkelheit umgab die Bäume. Die Gestalt blieb kurz stehen, schlich dann aber zögernd weiter und rollte sich schließlich unter einer alten, knorrigen Eiche zu einem Wollknäuel zusammen und rührte sich nicht mehr.

Beim nächsten Morgengrauen konnte man nur noch ein kleines Mädchen mit langen, braunen Haaren aus dem Wald in Richtung Stadt huschen sehen.

Kapitel 1

„Ring, riiiing, riiiiiiiiiiiiiiiiing...“, trötete der Wecker und begann über den Nachttisch zu kriechen, so doll vibrierte er. Schlaftrunken schreckte Suna hoch und rekelte sich. Dann tastete sie nach dem Ausschaltknopf des Weckers. Das bimmeln hörte auf, Suna setzte sich ihre Brille auf und musterte das Buch, was auf ihrer Matratze lag. Sie musste wohl gestern beim lesen eingeschlafen sein. Schon wollte Suna weiter schlummern, doch dann gab sie sich selbst einen kleinen Klapser und stand auf. Dabei verfing sich ihr himmelblaues Nachthemd in der Bettkante. Mit einem Ruck zerrte sie es heraus und ging dann ins Badezimmer. Suna drückte auf den Lichtschalter und die Nachbildung des Mondes, an der Decke leuchtete auf.  Eine rosé-farbene Haarbürste lag auf dem Boden neben einem großen Spiegel. Suna nahm sie und kämmte damit ihre langen, braunen Haare.

Nachdem Suna zehn Minuten im Badezimmer verbracht hatte, huschte sie die Treppe hinunter ins Wohnzimmer, wo der Frühstückstisch schon gedeckt war. Ihre Mutter Katrin saß an einem Ende des Tisches und las die Tageszeitung. 

Als Suna die Treppe herunter kam, lächelte Katrin. „Na, gut geschlafen?“

„Ja, geht so“, murmelte Suna und ließ sich auf ihren Platz am Tisch fallen. Auf ihrem Teller, der mit goldenen Schnörkeln verziert war, lagen drei knall pinke Würfelchen. „Was ist denn das bitteschön?“, fragte Suna angewidert. Diese eckigen Klumpen sahen irgendwie giftig aus.

„Das“, sagte Katrin stolz, „sind Petit Fours. Ein neues Rezept von Tanja aus meinem Kochclub.“

„Die kann man wirklich essen?“

„Ja, natürlich! Das ist nur Marzipan mit Zuckerguss.“

Ganz überzeugt war Suna zwar noch nicht, dennoch steckte sie sich einen der Petit Fours in den Mund. Schlecht schmeckte es nicht, aber Suna fand, dass es viel zu süß war. Wahrscheinlich hatte Katrin zu viel Zucker benutzt. 

„Und schmeckt’s?“, fragte die jetzt auch noch.

„Öhm, ja, ganz lecker“, log Suna, da sie ihre Mutter nicht enttäuschen wollte.

Katrin gab sich damit zufrieden und widmete sich wieder der Tageszeitung. Suna las heimlich die Berichte, auf der Rückseite mit. Da stand zum Beispiel:

Achtung Taschendiebe

Immer wieder werden Leuten in unserer Gegend Portmonees geklaut. Die Polizei tappt noch im Dunkeln. 

Falls Sie etwas beobachten sollten, melden Sie sich bitte unter: 5674 8723174

Dieser Artikel stand schon seit mehreren Wochen immer wieder in der Zeitung. Anscheinend hatte die Polizei die Diebe noch immer nicht geschnappt. Suna seufzte und aß noch einen Petit Four.

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Eure Kommentare

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Cool!

Ja, danke! Ich bin zwar nicht Luna( Silbersturm) weil sie es geschrieben hat, aber den nächsten Teil schreibe ich ...ich finde die Geschichte auch gut gelungen!

LG Luisa 

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Ich finde das superdupermegatoll!!! Besonders der Prolog, der ist so geheimnisvoll und lässt so viele Fragen offen.

Super  Anfang!