Eure Geschichten

Yin und Yang

Am Morgen

„Guten Morgen Prinzessin Yang. “, flüstert Mama mir eines morgens ins Ohr. Das mit „Prinzessin“ ist diesmal nicht nur nett gemeint. Nein, das ist sogar wahr. Leider. „Darf ich nicht noch etwas schlafen?“, frage ich verschlafen. „Phönix wartet auf dich“, flüstert Mama geheimnisvoll. „Oh vergessen!“ Ich schlage mir gegen die Stirn. Total vergessen habe ich, dass ich gestern meinen dreizehnten Geburtstag hatte und einen wunderschönen Haflinger mit heller Mähne bekommen habe. Er heißt Phönix. Sofort springe ich auf und ziehe mich an. Ich renne die schön verkleidete Treppe runter zu den Ställen. Phönix wiehert mir freudig zu. Ich halte in die Karotte hin, die ich mir aus der Küche geholt habe. 

Meine Schwester Yin

Traurig guckte ich zur Box nebenan. Sie gehört meiner Zwillingsschwester Yin.  Die Box ist leer. Sie bekam ihr Pferd als wir elf wurden. Vor einen Jahr ritten Yin und ihr Pferd Tsunami aus. Ich dürfte nicht mit, weil ich zehn Minuten  jünger bin. Aber mein Vater, der König, kam mit. Vater kam alleine zurück. Er weinte. Er erzählte uns, was passiert war. „Ein großer schwarzer Schatten. Er schlängelte sich zu Yin. Dann sah er zu mir. Mit erhobenen Schwert ritt ich auf den Schatten zu.  Der Schatten flog zu mir, als ob er mich umbringen wollte. Mit dem Schwert verteidigte ich mich. Dafür gab er mir eine Ohrfeige. So ging das immer weiter. Als der Schatten die Nase voll hatte, schnappte er sich Yin und flog weg. Ich habe Yin’s Schrei gehört. Ich ritt hinterher, bis ich sie nicht mehr sehen konnte.“  Als er fertig erzählt hatte, taten sie alles dafür, dass ihre zweite Tochter nicht auch noch vom Schatten geholt wird. Yin‘s Zimmer wurde mit all ihren Sachen abgeschlossen. 

Im Stall

Ich nehme Phönix' Halfter und gehe zu ihn in die Box. Ruhig steht er da, während ich ihm sein schwarzes Halfter überziehe. Phönix steht immer noch total ruhig, da als ich rausgehe, um den Putzeimer zu holen. Die Boxentür steht einen Spalt weit offen als ich wieder komme. Aber Phönix steht immer noch total ruhig da. Ich nehme einer der vielen schwarzen Bürsten heraus und fange Phönix an zu striegeln. Nach einer ganzen Weile hole ich den alten schwarzen Western Sattel aus der Kammer. Der Sattel ist wie alle anderen aus Leder. Aber er ist der einzige Western Sattel, der in der Kammer ist. Yin‘s wurde mit Tsunami vom Schatten geholt. Ihr Sattel war weiß. Meiner ist mit roten Saphiren verziert. Yin‘s mit grünen. Nachdem ich Phönix gesattelt habe, hole ich das Kappzaum aus dem Schrank. Die schwarze Trense ohne Gebiss ist genauso alt wie der Sattel.

Ausritt in den Wald

Ich steige auf und… „Yang! Das Essen ist fertig! Kommst du?“, meine Mutter, die Königin, kommt über den Hof zu mir gelaufen. „Kann ich nicht später frühstücken? Bitte, ich wollte gerade mit Phönix ausreiten“, stöhne ich. Die Königin nickt und meint noch, dass ich nicht zu spät kommen soll. „Mama, kannst du mir bitte noch meine Pfeile geben? Die habe ich vergessen“. Mama gibt mir die Pfeile und den Bogen. Dann reite ich wirklich los. Mitten in den Wald. Ab und zu schieße ich paar Pfeile und sammle sie wieder ein. Als Phönix und ich im vollem Galopp am Schützenverein vorbeireiten, mache ich mit Phönix einen perfekt aussehenden Reinig.

„Hey! Der war perfekt! Wirklich, du wirst immer besser“. Marc, der Inhaber des Schützenvereins, klatscht in die Hände. „Danke!“, ich steige von Phönix ab. Marc fordert mich auf, einen Pfeil auf die Zielscheibe zu schießen. Also schieße auf eine der Stroh-Zielscheiben. Ich treffe genau in die Mitte. „Perfekt! Genau ins Schwarze!“, Marc klopft mir freudig auf die Schulter. Nachdem ich mit Marc ein paar Schießübungen gemacht habe, reite ich wieder nach Hause.

Frühstück und Vormittagsbeschäftigungen

Zum Frühstück gibt es Speck, Kartoffeln, Backkäse und viel mehr. Ich nehme mir ein Backkäse und ein Brot. Nachdem Frühstück nehme ich mir einer meiner Schreibblöcke und gehe nach draußen. Ich fange an zu schreiben: "an einen schönen Nachmittag..." Ich liebe es Geschichten zu schreiben. Mein Vater, der König, kommt zu mir. „Willst du mit einen Ausritt machen? Ich wollte ins Beeren-Gebirge“. Natürlich will ich mitkommen! Also reiten wir los. Ich sammle zwischendurch ein paar Beeren und stecke sie mir in den Mund. Wie immer habe ich mein Bogen und meine Pfeile mit. Auf einmal wird Phönix unruhig. Ein kühler Wind blies uns ins Gesicht. Obwohl das Beeren-Gebirge der wärmste Ort im Königreich ist. Die Wolken ziehen sich ganz plötzlich über uns zu. Mein Vater und ich schauen verdutzt in den Himmel. „Soll es etwa regnen? Hier im Beeren-Gebirge?“, frage ich den König. Vater schaut immer noch in den Himmel, antwortet aber. „Weiß ich nicht. Das letzte Mal als es hier geregnet hat, war vor zwanzig Jahren. Da war das Dunkle an der Macht.“

Begnegung mit dem Schatten

Wie aus dem Nichts stand auf einmal ein dunkler, böse aussehender Schatten vor uns. Ich erschrecke mich so sehr, dass Phönix steigt und ich fast herrunterfalle. Das Schwert zieht mein Vater sofort und ruft laut: „Yang, reite weg so schnell wie du kannst!“ „Aber ich kann dich doch nicht hier lassen!“, entgegne ich ihm. „Fliehe! Reite weg! Ich bleibe hier und werde kämpfen!“ Ich zittere, aber ich kann meinen Vater nicht alleine lassen. Also spanne ich meinen Bogen und ziele auf den Schatten. Zisch! Genau in die Mitte des Schattens. Aber es scheint so, als ob es den Schatten nichts ausmachen würde. Also nehme ich einer meiner Schlafpfeilen und sage zu meinem Vater: „Halte dir die Nase zu!“ Mein Vater tut es und ich schieße den Pfeil los. Mir selber halte ich auch die Nase zu. „ Ich werde wieder kommen! Da hole ich deine Tochter!“, ruft der Schatten mit lauter und tiefen Stimme zu meinem Vater. Dann fliegt der Schatten weg. 

Schnell Nachhause

„Komm Yang wir sollten wieder nach Hause reiten.“, sagt mein Vater und dreht sein Pferd um. Also bleibt mir nichts übrig als Phönix umzudrehen und meinem Vater hinterher zu reiten. Mein Vater trappt an und ich auch. Ich lasse die Zügel fallen und breite die Arme aus. „Los Großer! Galopp!“, rufe ich laut und Phönix galoppiert los. Mal wieder verdreht der König die Augen und galoppiert mir hinterher. Wieder im Schloss, kommt uns der Stalljunge entgegen. Vater drückt ihm wortlos das Pferd in die Hand und geht in die Küche. „Soll ich dein Pferd auch versorgen?“, fragt der 13 jährige Junge. „Nö!“, antworte ich frech und gehe zu Phönix‘s Box. 

Ab in die Küche

Später gehe ich in die Küche zu Felicia. Felicia ist die Küchendame mit den schwarzen Haaren und einer recht rundlichen Form. Felicia ist gerade dabei, eine riesengroße Schokoladen-Torte zu backen. Morgen hat nämlich Marc Geburtstag. Da wollte ich ihm eine Torte mitbringen. „ Mit Kirschen oder Erdbeeren?“, fragt Felicia ohne aufzusehen. „ Mit Erdbeeren. Kirschen isst er nicht.“, antworte ich, während ich versuche mir eine Scheibe Brot zu nehmen. Ja, ich versuche mir die Brot Scheibe zu nehmen. Den der Tisch ist ungefähr 1,70 Meter groß und ich bin 1,45 Meter klein. Felicia steht auf und gibt mir die Brot Scheibe. „Danke“, sage ich und gehe in mein Zimmer. Durch den Thronsaal, die Treppe hoch durch einen langen Korridor bis zu einer weiteren Treppe, die auf dem Dachboden führt. Der ganze Dachboden ist meiner. Ich setze mich auf mein schwarzes Bett und kuschle mich in einer der weißen Kissen. Ich starre die Decke an. Sie ist grau gestrichen. 

Madame Marie

Hämmer, Hämmer! An der Tür hämmert jemand. Ich werfe einen kurzen Blick auf die Uhr. Ich muss wohl eingeschlafen sein. Madame Marie kommt rein. „Puh! Die Luft ist aber stickig.“, sagt Madame Marie und läuft zu einem der Dachfenster. „Und wie siehst du denn wieder aus! So verwuschelte Haare! Deine Füße, da will man garnicht hingucken.“  Was mich wundert, dass ihr es jetzt erst auffällt. Denn ich laufe immer barfüßig herum. Wirklich! „Geh dich jetzt doch waschen!“, Madame Marie klopft sich ihre Hände ab, „Wieso trägst du denn schon wieder eine Hose? Man trägt nur einen Armband und nicht zehn Armbänder an jedem Arm. Mädchen tragen außerdem Kleider!“ So geht mir Madame Marie immer auf die Nerven. Aber ist es denn schlimm, dass ich kein Kleid trage? Meine Armbänder trage ich immer. Das sind halt zehn an einem Arm. Also Yin und ich tragen nie Kleider. Ab und zu hat Yin ein Kleid getragen. Aber nur selten. Manchmal frage ich mich, wie es Yin geht. Bestimmt schlimm. Wahrscheinlich muss sie arbeiten.

Fertig anziehen

„Prinzessin Yang! Schlaf nicht ein! Gehe dich waschen und das rote Samtkleid anziehen, was ich dir hingelegt habe!“, reißt mich Madame Marie aus den Gedanken. „Kleid?!“, frage ich sie. Ich hasse es, Kleider zu tragen. „Ja Kleid! Mit Schuhen!“, antwortet sie. Also gehe ich mich waschen. Aber anstatt das Kleid anzuziehen, nehme ich mir eine Schere und schneide mir ein Oberteil heraus. Den Rock lege ich zur Seite und nehme mir einer der schwarzen Hosen aus dem Schrank. Ich ziehe sie an und gehe zu Madame Marie. „Ah! Was hast du mit dem Kleid gemacht?!“, kreischt sie los. Ich zucke mit den Schultern und gehe die Treppe herunter. Madame Marie schüttelt den Kopf und folgt mir. „Deine Mutter möchte, dass du in den Thronsaal kommst.“ Madame Marie geht vor mir und läuft ein bisschen schneller. Ich folge ihr.

Blackstones Auftritt

Im Thronsaal bleibe ich vor meiner Mutter stehen. Madame Marie ist draußen geblieben. Mutter trägt ein großes, prächtiges Kleid. Ihre Haare sind hochgesteckt. Sie lächelt. „Weißt du Yang? Schon als du geboren bist, dachte ich mir, dass es schwer wird dich großzuziehen. Du hast nicht geschrien als du zur Welt gekommen bist. Du hast uns angeguckt. Dann bist du los gekrabbelt und deinem Vater in den Bauch getreten. Hach war das eine Zeit!“, Mutter seufzt. Ich setze mich auf den Boden. „Was ich dir eigentlich sagen wollte, ist, dass ich dir etwas ganz Großes verschwiegen habe…“ ,weiter kommt sie nicht, denn einer der Wachen ist hereingestürmt. „Draußen wartet ein.. wie soll ich sagen…ein Schatten wartet vor der Tür“, erzählt er uns mit lauter Stimme. Da fliegt die Tür auf. „Ich warte nicht! Ich bin hier!“, ruft der Schatten. Meine Mutter ist so erschrocken, dass sie in Ohnmacht fällt. Ich stehe auf und starre den Schatten an. „Mein Name ist nicht SCHATTEN! Mein Name ist Blackstone!“, ruft der Schatten. Dann fliegt er zu mir. Ich stehe wie gelähmt da. Irgendwie packt er mich und zieht mich mit. Es fühlt sich an als hätte mich jemand mitten in einen Strudel geschubst. Mir wird extrem schwindelig. Also schließe ich die Augen. 

Gefangen

„Hallo? Lebst du noch?“, fragt mich eine irgendwie bekannte Stimme. Ich öffne langsam meine Augen. Vor mir schwebt Blackstone. Er hält irgendetwas hinter seinem Rücken. Was, kann ich nicht erkennen. Ich stehe auf. Blackstone ist ungefähr so groß wie ich. Er drückt mir das, was er hinter dem Rücken versteckt hatte, in die Hand. Es ist ein schwarzes Kleid. Es ist mit roten Saphiren verziert. Genauso wie Phönix' Sattel. Auf dem Kleid ist eine Feder gelegt. Ein Stirnband liegt daneben. Auch in schwarz. „Los, probier es an. Gleich beginnt die Feier.“, sagt Blackstone zu mir. Was für eine Feier? Das sie eine neue Gefangene haben? Oder hat jemand Geburtstag? Ich drehe mich um, wo eine Wache steht. Sie sieht fast so aus wie eine Wache von der Englischen Queen. Schwarze Fell Mütze, Gewehr in der Hand und aufrechte Haltung. „Folg mir!“, sagt die Wache zu mir und geht ein paar Schritte vor. Ich folge der Wache bis vor einer der schweren Eichenholz Türen. „Dein Zimmer“. Die Wache öffnet mir die Tür. Ich trete herein. Kaum bin ich drinnen, fällt die Tür hinter mir ins Schloß.

Das neue Zimmer

Erstmal mustere ich das Zimmer. Es ist ein bisschen kleiner als meins zu Hause. An der Wand steht ein rotes Himmelbett mit Totenkopf Stickern. Ein schwarzer Schrank steht auch noch herum. Ich setze mich aufs Himmelbett und gucke, was in dem Nachtisch ist. Schnitzmesser, Bogen, Pfeile, Seil, Ausrüstungsgürtel und noch ein Boomerang. Ich nehme mir das Schnitzmesser und schneide mir wieder ein Oberteil aus dem Kleid. Ich gucke in den Schrank, was da zu finden ist.  Eine Menge schwarze Cargo Hosen. Ich nehme mir eine und ziehe sie an. Aber sie rutscht gleich wieder runter. Sie ist mir viel zu groß. Ich nehme mir den Ausrüstungsgürtel und ziehe ihn an. In die anderen Taschen stecke ich den Rest ein. Den Köcher mit den schwarzen Pfeilen und den roten Federn dran schnalle ich mir an und nehme mir den ebenfalls schwarzen Bogen. Den Bogen klappe ich ein und lege ihn in den Köcher. Dann wasche ich mir meine Füße und gehe mit noch feuchten Füßen raus. 

Die Wiedervereinigung

Die Wache zeigt mir wieder den Weg. Wir laufen durch den Innenhof der komplett mit grünem Gras bewachsen ist. Dann durch weitere Korridore. Danach gelangen wir in einen großen Festsaal. In der Mitte ist ein großer Tisch aufgebaut, wo Blackstone sitzt. Und neben ihm… „Yin!“, rufe ich. Das Mädchen mit den silbernen Haaren guckt auf. „Yang!“, ruft sie. Yin springt auf. Wir beide rennen aufeinander zu. Dann umarmen wir uns. Alle, die am Tisch sitzen (auch die Wache, die am Eingang stehen geblieben ist), starren uns an. Aber das stört uns nicht. Nach mindestens einer Minute lösen wir uns aus der Umarmung. „Auf die Wiedervereinigung der Zwillinge!“, ruft Blackstone freudig. Er hebt sein Glas und und die anderen tun es auch. Yin und ich setzten uns nebeneinander und fangen an zu erzählen. Dabei vergessen wir zu essen. „Was ist das hier eigentlich? Die Hölle oder der Himmel?“, frage ich Yin. „Eigentlich ist es beides. Es ist die Hölle, da wir bewacht werden als wären wir ein Goldschatz und der Himmel ist, das es fast wie zu Hause ist. Man will hier eigentlich nur, dass man sich hier wohl fühlt. Sie denken, dass wir uns zu Hause nicht wohl fühlen.“, erklärt mir Yin.  

Neue Entdeckungen

Nach dem Essen gehen wir in Yin‘s Zimmer.  „Ich möchte dir etwas zeigen.“, flüstert Yin und geht zu einer Wand. Unsere Zimmer sind nebeneinander. Yin geht zu der Wand die mein und ihr Zimmer trennt. Sie nimmt ein Plakat (einer Klassik Musik Band) von der Wand und legt es auf ihr weißes, grünes Himmelbett. Ich mustere das Plakat. Dann Yin. „Was? Klassik ist voll cool“, meint sie und dreht sich um. Sie öffnet eine Klappe in der Wand und legt etwas herein. Nachdem sie die Klappe geschlossen hat, hängt sie wieder das Plakat davor. „Blackstone weiß davon nichts. Wenn du herüber gehst und dein Plakat zur Seite hängst, kannst du sehen, was ich dir geschrieben habe“. 

Eine Nachricht

Also gehe ich herüber und schiebe das Plakat zur Seite. Meins ist aber von der Punk Band Broilers. Ich hänge es ab und öffne den Schacht.  Drinnen liegt ein grüner Umschlag, der prall gefüllt ist. Ich nehme den Umschlag heraus, mache die Klappe zu und hänge das Plakat davor. Dann lege ich mich auf mein Bett und öffne den Umschlag. Das Erste, was ich sehe, ist ein neues Armband. Es ist selber gemacht. Schwarze und weiße Perlen zusammen geknotet zu einem Armband. Ich lächle und packe das Nächste aus. Es ist ein kleines Packet. Ich reiße das schwarz schimmernde Papier ab und staune nicht schlecht. Es ist eine kleine Holzschnitzerei. Obwohl Yin noch nie gut im Schnitzen war, sieht es sehr gut aus. Ein ungefähr vier jähriges Mädchen mit mittellangem Haaren sitzt auf einem steigendem Pferd. Das Mädchen hat eine lange Hose an und ein kurzes T- Shirt. Die Mähne des Pferdes weht im Wind. Ich stelle die Figur auf mein Nachttisch. Dann krame ich ein Zettel aus dem Umschlag. Er ist weiß und mit grüner Tinte geschrieben:

Liebe Yang, 

Das Armband ist selber gemacht und es soll ein Schwesternarmband sein. Ich habe es auch. Blackstone weiß nicht, dass wir dieses Versteck haben. Ich bitte dich darum, es ihm nicht zu verraten. 

Liebste Grüße deine Schwester Yin

PS  Abendsport, Abendyoga und Abendlernen gibt es um 18:00 Uhr. Du musst nicht hin, wenn du nicht willst. 

Die Antwort

Ich lege den Brief zur Seite. Natürlich gehe ich zu Abendsport. Ich liebe Sport. Ich gehe zu meinem Schreibtisch und setze mich auf den roten Stuhl. In einer der Stiftehalter sind verschiedene Schreibfedern. Eine Feder stecke ich ein und eine andere nehme ich in die Hand. Ich öffne das schwarze Tintenfass und tauche die Feder rein. Dann beginne ich zu schreiben:

Hallo Yin, 

Natürlich verrate ich Blackstone nichts. Ich gehe zum Abendsport. Wohin gehst du? Wo findet der Abendsport statt? Bitte antworte so schnell wie möglich. 

Yang 

Ich falte das Pergament zusammen und stecke es in einem roten Umschlag, der unterm Tisch lag. Dann öffne ich das Versteck und lege den Brief hinein. Nachdem ich das Versteck geschlossen habe, gehe ich zu meinem Bett. Fast schleiche ich mich dahin. Eine einzige Stufe knarzt unter meinen Füßen. Aber nur diese einzige Stufe knarzt. Ich zucke mit den Schultern und lege mich aufs Bett.

Bekanntschaft mit Hermine

Polter, Polter. Es klopft an der Tür. Kurz danach springt sie auf. Ich sitze gerade auf meinem Bett und schaue den Besucher an. Es war nicht Blackstone. Es war auch nicht Yin oder eine Wache. Nein, nicht jemanden, den ich kenne. Es war eine recht junge Frau mit schwarzen Locken und einem bunten Kleid. Sie trägt mehrere Ketten und ein Kopftuch.  Das Kopftuch trägt sie nur halb. An ihren Fingern sind mehrere Ringe. „Oh du bist sicher Yang! Ich habe hier etwas für dich.“, sagt die Frau. „Oh, ok. Wer sind Sie?“, frage ich sie. „Weißt du das nicht?“, fragt sie, „Ich bin das Kräuterweib und heiße Hermine.“ Hermine holt ein kleines, zusammen gebundenes Tuch. Das Tuch ist das einzige Graue an ihr. Sie drückt es mir in die Hand und geht. Ich starre ihr verdutzt hinterher. Ich öffne das kleine Päckchen. Es waren getrocknete Kräuter und Blumen drinne. Ich zucke mit den Schultern und packe es ein. Wer weiß für was das gut ist. 

Auswahl an Abendprogrammen

Polter, Polter. Es klopft an der Tür. „ Mh?“, brumme ich. Die Tür geht auf. Blackstone steht vor der Tür. „ Darf ich reinkommen?“, fragt Blackstone. Ich nicke. „Du kennst ja schon die Abend AGs. Du gehst sicher zum Abendsport. Wenn du dahin gehen willst, musst du um 18:00 Uhr in der Halle auftauchen“, brummt Blackstone und geht wieder. Ein kurzer Blick auf die Uhr und ich weiß, dass es 17:30 Uhr ist. Ich ziehe mir sportliche Klamotten an und gucke nochmal auf die Uhr. 17:34 Uhr. Ich setze mich an den Schreibtisch und setze meine Kopfhörer auf. Kurz danach höre ich mir einer meiner Punk Lieder an. 16 Minuten später mache ich die Musik aus und mache mich auf den Weg zur Halle. Dort angekommen, sehe ich viele andere Kinder. Yin steht zusammen mit einem Mädchen in unserem Alter in einer der Ecken. Da schwebt Blackstone auf den langen Tisch. „Willkommen! Wer zum Abend-Yoga will, geht zu Frau Weinberg.“ Einige Kinder gehen zu einer dünnen Frau mit dunklen hochgesteckten Haaren. „Wer zu Abendlernen gehen will, geht zu Herr Muskelplus.“ Yin und das andere Mädchen gehen zu dem dicken Mann mit Glatze. „ Abendsport gibt es bei Herr Fischer.“

Abendfußball und unfreundliche Lehrer

Ich gehe zu diesem Herr Fischer. Er trägt einen grauen Sportanzug. Ich merke schnell, dass ich das einzige Mädchen bin. „Also wir haben hier ein neues Kind in unserer Gruppe. Ein Mädchen“, sagt Herr Fischer. Er sprach das Wort Mädchen so aus als wäre es giftig. „Was wollen wir heute machen? Wahrscheinlich sind hier alle für Fußball. Alle außer das Mädchen!“ „Wieso? Ich mag Fußball. Oft spielen tue ich es zwar nicht, weil ich bisher noch keinen gefunden habe, der mit mir Fußball spielt“, antworte ich Herr Fischer. Der ächzt und geht los. Die Jungen folgen ihm. Also tue ich es auch. Wir gehen auf einen großen Fußballplatz. „Team rot und Team blau!“, ruft Herr Fischer und hält rote und blaue Westen hoch. „Oder müssen wir für das Mädchen eine extra pinke Weste besorgen?“, fragt mich Herr Fischer. Viele Jungen lachen. „Sehe ich etwa so aus?“, frage ich zurück. „Wenn du das so siehst…“, beginnt Herr Fischer. Ich seufze und nehme mir eine blaue Weste. „Tor!“, ruft mir Herr Fischer nach, bevor ich in Richtung Tor jogge. 

Das Fußballspiel

Anfang bis Mitte des Spieles kommt kein Ball auf mich zu. Es steht 0:0 unentschieden. Na, da habe ich mir das richtige Team ausgesucht.  Kurz vor Schluss stürmt ein Stürmer aus den blauen Team auf das rote Tor. Er schießt den Ball und der Torwart ist zu langsam. Der Ball geht ins Tor und die Jungen aus dem blauen Team schreien herum als hätten sie eine Weltmeisterschaft gewonnen. Leider passen die Jungen aus meinem Team nicht richtig auf und ein roter Stürmer rast auf das Tor zu. Na endlich habe ich etwas zu tun! Während der Stürmer schießt, schmeiße ich mich in die linke Ecke und halte den Ball. Der Abschluss-Pfiff erklang und die Jungen beginnen wieder wie die Verrückten loszuschreien. Wir haben 1:0 gewonnen. Ein bisschen lächeln tue ich schon. Ich mag den Lehrer nicht wirklich… 

Wo ist Yin?

Am nächsten Morgen wache ich um 5:30 Uhr auf. Mir ist so langweilig, dass ich meine Kopfhörer mit meinem  MP3- Player und den Bogen samt Pfeile nehme und nach draußen spaziere. Ich frage mich, wann Yin aufsteht. „Yang! Yaaaaaang!“, ruft eine helle Stimme hinter mir. Das Mädchen, was gestern mit Yin zusammen geredet hat, läuft auf mich zu. Keuchend bleibt sie vor mir stehen. „Ich, ich wo- wollte mich mit Yin… Sie... sie ist nicht in ihrem Zimmer…draußen nicht…Bücherei leer… Yin ist… ich glaube weg!“, keucht das Mädchen. „Yin ist weg?“, frage ich sie erschrocken. Das Mädchen nickt. Sofort renne ich los. Das Mädchen joggt hinter mir. Weit hinter mir. Ich sprinte an und will zu einer der Wachen. Die Wache, die immer vor meiner Zimmertür steht, steht immer noch da. Kein bisschen außer Atem, frage ich sie, wo Blackstone sein Büro hat. Ohne ein Wort, geht die Wache los. Ich folge ihr. Wir kommen in einen Korridor, in dem doppel oder sogar dreifach so viele Wachen sind als in einem anderen Korridor. Wir gehen bis ganz hinten, wo eine einzige schwarze Eichentür ist. Die Wache nickt und geht.

Blackstones geheimes Treiben

Vorsichtig klopfe ich an die Tür. Langsam geht sie auf. Blackstone sitzt an einem schwarzen Tisch. In jeder der Ecken sitzt ein Kind. Alle gefesselt. Ein Junge mit pinkem Haaren sitzt in der einen Ecke. In der anderen ein Junge aus dem Abendsport. In den anderen Ecken sitzen Hermine und… „Yin!“, rufe ich. Da kommt Blackstone angeflogen. „Du kommst ja wie gerufen und ganz allein“, er lacht höhnisch. „Was wollen Sie von uns?“, frage ich verzweifelt. Aber statt mir eine Antwort zu geben, nimmt er ein Stück Packet-Klebeband und klebt mir den Mund zu. Mit meiner Faust will ich Blackstone schlagen. Aber der nimmt blitzartig seine Hand weg und hält meine Faust auf. Mit der anderen Hand versuche ich mir ein Schlafpfeil zu angeln. Ja! Geschafft. Ich schmeiße ihn auf den Boden und halte mir die Nase zu. Blackstone schläft ein und die anderen Kinder auch. Ich reiße mir das Packet- Klebeband vom Mund und renne weg. Die Wachen gucken mich nur komisch an. Fürs Erste bin ich entkommen. Aber ich muss die anderen Kinder retten. Was auch immer Blackstone vorhat, ich werde ihn besiegen! 

Fortsetzung folgt… 

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Eure Kommentare

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Ich schreibe in meiner Freizeit auch gerne Geschichten. Meine Freunde sagen dann immer dass die Geschichten die ich schreibe super sind. Aber so gute Geschichten schreiben wie du kann ich in 1000  Jahren nicht schreiben

Es ist cool, aber ein bisschen zu lang

Wow!! Die Geschichte ist voll cool und richtig gut geschrieben

Danke für die ganzen netten Kommentare! Ihr seid so nett! 

Ich habe noch nicht ganz alles gelesen , aber schon der Anfang ist super 

Richtig coole Geschichte!!

Super Geschichte,ich hoffe du machst einen 2.Teil

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ich bin gespannt, wie es weitergeht...

BOA!!!! Wie Cool ist das denn?

Super!