Natur und Mensch

In­ter­view mit ei­nem Or­ches­ter­mu­si­ker

ein Fagott aufrecht in voller Länge

Seit wann spielen Sie ein Instrument?

Hendrik Schütt: Ich habe mit 14 Jahren angefangen, Fagott zu spielen. Im Orchester spiele ich Fagott und Kontrafagott.

Wie wird man Orchestermusikerin oder Orchestermusiker?

Hendrik Schütt: Man muss ein Instrument lange spielen und Musikunterricht haben, bevor man anfängt zu studieren. Ansonsten wäre man gar nicht auf dem Level, dass man Musik studieren könnte. Man macht eine Aufnahmeprüfung an einer Musikhochschule und spielt dann dort etwas auf seinem Instrument vor. Und die zukünftige Lehrerin oder der Lehrer entscheidet dann, ob er Potenzial in einem sieht. Je nachdem kriegt man einen Studienplatz oder nicht. Ich habe großes Glück mit meinem Lehrer gehabt, da er mich sehr gut betreut hat und mich auf Vorspiele vorbereitet hat.

Die Orchester schreiben freie Stellen aus. Darauf bewirbt man sich und wenn man eine Einladung bekommt, fährt man mit 20-30 anderen Bewerberinnen und Bewerbern hin und dann spielen alle vor. Das Auswahlverfahren geht über mehrere Runden. In der ersten Runde spielt man ein kleines Stück von Mozarts Fagott-Konzert vor, ungefähr 2 1/2 Minuten. Dann kommt die oder der Nächste. Dann wird kräftig aussortiert, sodass in der nächsten Runde nur noch 3, 4, 5 Leute da sind. Man hat also nur 2 1/2 Minuten Zeit, um Eindruck zu hinterlassen.

Wie lange üben Sie pro Tag?

Hendrik Schütt: Eine Stunde am Tag ist schon gut. Ansonsten haben wir von 10-16 Uhr Orchesterprobe. Wenn wir schwere Stücke spielen, muss ich auch mal länger allein üben.

Haben Sie vor einem Konzert Lampenfieber? Was machen Sie dagegen?

Hendrik Schütt: Manchmal, da hilft nur Üben. Ich habe dann schon sehr viel geprobt und das Gespielte in den Fingern. Und ich glaube immer daran, dass ich im Konzert deswegen gut spielen werde.

Was ist das Schönste an Ihrem Beruf?

Hendrik Schütt: Da gibt es vieles, was schön ist. Wenn man Musik im Orchester spielen kann, die man unheimlich gerne mag, kommt man in diesen Flow-Zustand: man tut das einfach und denkt nicht mehr drüber nach. Es passiert einem einfach.

Was war das Peinlichste, das Ihnen als Musiker passiert ist?

Hendrik Schütt: Das Peinlichste war, als ich zu spät zu einem Konzert im Freien kam, da die Straße abgesperrt war. Ich kam dann ein bisschen zu spät zur Aufführung und musste, da es draußen war, einmal am Publikum vorbei zur Bühne laufen. Alle haben das mitbekommen.

Konnte ihr Orchester während der Pandemie proben oder auftreten?

Hendrik Schütt: Die meiste Zeit war es unter Auflagen möglich. Das war manchmal etwas schwierig, da man mit dem Abstand nicht so gut zusammenspielen konnte. Wir haben das Glück, dass wir nicht nur ein Sinfonieorchester, sondern auch ein Rundfunkorchester sind. Wir haben Radiokonzerte gegeben, die im Radio übertragen wurden und ohne Publikum waren. Oder wir haben CDs aufgenommen. Allerdings haben wir total gemerkt, wie wichtig das Publikum und der Applaus nach einem Stück sind und dass uns was gefehlt hat.

Wie lauten die derzeitigen Corona-Regelungen bei Ihnen?

Hendrik Schütt: Bei uns gilt die 3G-Regel. Das Publikum muss bis es auf dem Platz sitzt, eine Maske tragen und wird mithilfe von verschiedenfarbigen Pfeilen durch die Philharmonie gelotst. So begegnen sich nicht so viele Menschen.

Spielen Sie auch Konzerte im Ausland?

Hendrik Schütt: Ja klar, wir waren schon in Japan, China, Südamerika und in Europa unterwegs.

Wie viele Auftritte haben Sie in der Woche?

Hendrik Schütt: Eine normale Konzertwoche sieht so aus, dass man die Woche über probt und dann am Wochenende ein oder zwei Konzerte hat.

Geben Sie auch Konzerte extra für Kinder?

Hendrik Schütt: Ja. Es gibt mehrere Kinderkonzerte. Das ist jetzt in der Pandemie ein bisschen schwieriger geworden, da sich viele Kinder noch nicht impfen lassen können. Wir haben für Kinder das sogenannte Open-House. Da finden Kinderkonzerte statt und jedes Kind kann auch ohne Eintrittskarte vorher ins Haus kommen und jedes Instrument mit Unterstützung eines unserer Orchestermitglieder ausprobieren.

Vielen Dank für das Interview, Herr Schütt!

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