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Wir haben mit Beate Alefeld-Gerges gesprochen, sie leitet den Verein Trauerland. Das Trauerland ist ein Zentrum für trauernde Kinder und Jugendliche in Bremen. Dort finden Kinder und Jugendliche Unterstützung, wenn eine ihnen nahestehende Person gestorben ist.
Beate Alefeld-Gerges: Oft ist es so, dass Erwachsene Hilfe und Unterstützung für Kinder suchen. Sie melden ihre Kinder dann bei uns an. Es gibt auch 10- bis 12-jährige Kinder, die von allein aus beim Trauerland anrufen und um Rat fragen.
Beate Alefeld-Gerges: Für uns sind die Kinder die Experten für ihre Trauer. Für Kinder ist es nicht einfach, über ihre Gefühle zu reden. Darum können sie bei uns beim Spielen ihre Gefühle ausdrücken. Zum Beispiel im Toberaum oder sie können an die Wand malen. Sie müssen dafür nicht unbedingt Worte finden.
Wir machen einen Begrüßungskreis, in dem Kinder erzählen können, was sie erlebt haben. Erwachsene erwarten immer, dass Kinder über ihre Trauer reden wollen. Aber Kindern fehlen oft die Worte, um über ihre Gefühle zu reden. Das Zuhören im Begrüßungskreis kann Kindern helfen. Manche Kinder sind sehr wütend und im Toberaum können sie diese Wut loswerden zum Beispiel mit einem Schaumstoffschwert.
Beate Alefeld-Gerges: Ja, das würde ich sagen. Kinder haben ihre Trauer und ihre Freude nebeneinanderstehen. Sie sind in einem Moment sehr traurig und im nächsten Moment wollen sie Spaß haben und spielen. Die intensiven Momente wechseln schnell. Das verstehen viele Erwachsene nicht immer.
Beate Alefeld-Gerges: Trauer braucht ganz unterschiedlich viel Zeit. Einige bleiben ein halbes Jahr, es gibt Familien, die brauchen zwei, drei Jahre. Wir gehen davon aus, dass die Kinder selbst wissen, wie lange sie die Gruppe brauchen. Sie entscheiden selbst, ob sie kommen und wie lange sie bleiben.
Beate Alefeld-Gerges: Es gibt nicht die einzig richtige Lösung. Aber unsere Erfahrung ist, dass man Kinder einbeziehen sollte. Man sollte mit ihnen darüber reden, was sie auf einer Beerdigung erwartet. Es ist wichtig, dass sie eine Person an die Seite bekommen, die nicht so stark involviert ist und trauert, wie zum Beispiel ein Nachbar oder Onkel. So kann das Kind mit der Person auch rausgehen, wenn es zu viel wird.
Die Sorge der Erwachsenen ist, dass eine Beerdigung für die Kinder zu schwer ist. Aber man schließt sie so auch aus. Den Abschied zu gestalten ist sehr wichtig, sonst kommt man nicht in die Trauer rein. Wir merken das auch: Wenn Kinder sich nicht verabschieden konnten, kommen sie nicht in die Trauer.
Beate Alefeld-Gerges: Wichtig ist, die Kinder im Blick zu haben und zu schauen, was sie brauchen. Kinder wissen das sehr wohl. Da sollte man genau hingucken und sich öfter anbieten, auch wenn alles in Ordnung scheint.
Danke für das Gespräch!
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