Spiel & Spaß

Ad­vents­ka­len­der: Tür­chen 4

Wie war Weihnachten früher, Oma?

1937 wird Oma Heidi geboren. Mit ihren Eltern und fünf Geschwistern lebt sie zu Beginn der 1950er-Jahre in Niedersachsen. Sie erinnert sich an eine festliche Weihnachtszeit. Wenn sie als Mädchen durch die weihnachtlichen Straßen ging, entdeckte sie angezündete Kerzen in den Fenstern der Häuser. “Das war etwas ganz Besonderes”, erzählt sie. Denn während des Zweiten Weltkrieges musste abends immer alles dunkel sein. 

Das Bild zeigt einen Adventskalender aus Papier. Darauf spielen Kinder im Schnee. Im Hintergrund ist ein weihnachtliches Dorf zu sehen.
Adventskalender aus Papier

Oma Heidi hatte einen Adventskalender, mit dem sie die Tage bis Weihnachten abzählen konnte. Der bestand aus Papier mit einem aufgedruckten Bild. Zu sehen war zum Beispiel eine Weihnachtslandschaft oder eine weihnachtliche Stadt. Hinter den Türchen verbargen sich weitere kleine Weihnachtsbilder. “Und natürlich nutzten wir denselben Adventskalender jedes Jahr wieder”, erinnert sie sich.

Ich wünsche mir... 

Im Dezember schrieb sie mit ihren Geschwistern fleißig Wunschzettel – doch welche Wünsche an Weihnachten in Erfüllung gingen, wussten die Kinder nicht. “Alles war eine große Überraschung. Unsere Eltern gingen nicht gleich los und kauften neue Spielsachen, die wir in einem Schaufenster sahen”, erklärt Oma Heidi. So wünschte sie sich in einem Jahr eine Puppe und in dem nächsten Jahr neue Kleidung für die Puppe. Ganz besonders freute sich Oma Heidi aber auch, wenn sie an Weihnachten etwas zum Naschen bekam: Eine Tafel Schokolade! 

Auch der 6. Dezember war für die Kinder ein aufregender Tag! Gespannt warteten sie morgens darauf, dass sie ihre Stiefel vor der Haustür holen durften. “Die haben wir am Vortag natürlich ordentlich geputzt!”, erzählt sie. Denn nur in blitzeblanke Stiefelchen legte der Nikolaus süße Leckereien. 

Sie erinnert sich, dass sie später auf einer Mädchenschule auch mit ihren Klassenkameradinnen gewichtelt hat. “Julklapp haben wir das genannt”, sagt sie, “wir alle zogen einen anderen Namen aus der Klasse, bereiteten ein kleines Geschenk für die Klassenkameradin vor und steckten es in einen großen Geschenkesack. Die Geschenke wurden dann am 6. Dezember zusammen ausgepackt.”

Das Weihnachtszimmer

Und dann war es endlich soweit! Am 24. Dezember ging die ganze Familie am Nachmittag in die Kirche. Die Eltern hatten am Morgen den Weihnachtsbaum mit Kugeln und Lametta geschmückt. Dann durften die Kinder das Weihnachtszimmer nicht mehr betreten. Erst nach dem Gottesdienst riefen die Eltern sie hinein. Als sich die Tür öffnete, sahen die Geschwister einen von Kerzenschein erhellten Raum. Es roch nach Tannennadeln und Streichhölzern. Auf dem Weihnachtsbaum flackerten echte Kerzen. “Da stand natürlich immer ein Eimer Wasser neben. Aber den mussten wir nie benutzen”, lacht Oma Heidi.  

Zu sehen ist ein geschmückter Weihnachtsbaum mit einer brennenden Kerze und einer goldenen Weihnachtsbaumkugel.

Bevor die Kinder zu dem aufgestellten Geschenketisch gingen, versammelte sich die ganze Familie vor dem Weihnachtsbaum. Zusammen sangen sie Weihnachtslieder. O Tannenbaum, o Tannenbaum, wie treu sind deine Blätter... “Da Vati aber nicht so gut singen konnte, spielte er dazu lieber auf der Quetschkommode”, erzählt Oma Heidi. Das ist ein Musikinstrument, so ähnlich wie eine Ziehharmonika.

Eine ungewöhnliche Tradition 

Viele Familien haben an den Weihnachtsfeiertagen ihre ganz eigenen Traditionen. Daran erinnert sich auch Oma Heidi. Sie wohnten mit der ganzen Familie in einem Krankenhaus, da ihr Vater dort gearbeitet hat. Am Heiligabend wurden alle Menschen auf die Zimmerflure gebracht und die jüngeren Geschwister mussten ihnen Weihnachtsgedichte vortragen. Auch wenn sie damals zitternd vor den Leuten stand, kann Oma Heidi die Gedichte heute noch auswendig aufsagen. Eines ging so:

Denkt euch, ich habe das Christkind gesehen!

“Denkt euch, ich habe das Christkind gesehen!  

Es kam aus dem Walde,  

das Mützchen voll Schnee,  

mit rotgefrorenem Näschen.  

Die kleinen Hände taten ihm weh,  

denn es trug einen Sack, der war gar schwer,  

schleppte und polterte hinter ihm her.  

Was drin war, möchtet ihr wissen?  

Ihr Naseweise, ihr Schelmenpack -  

denkt ihr, er wäre offen der Sack?  

Zugebunden bis oben hin!  

Doch war gewiss etwas Schönes drin!  

Es roch so nach Äpfeln und Nüssen!“ 

Gedicht von Anna Ritter (1865-1921)

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Coole Geschichte  gefällt mir Ich wünschte,meine Großeltern wären hier...