Der Prinz und die Prin­zes­­sin wie­­der in der 7. Klas­­se - Teil 3

Höfliches Ansprechen, bitte!

Die Kinder starrten auf die Bruststerne des Kronprinzenpaares, als sie durch die Tür kamen, und dann auf ihre Angestellten, und dann wieder auf das adelige Paar. Alle Kinder waren eingeschüchtert von den Hoheiten. Keiner wagte etwas zu sagen, außer die Lehrerin, die nicht besonders beeindruckt von dem Prinz und der Prinzessin war.

„Hallo", sagte sie mit einem etwas genervten Gesichtsausdruck. „Ihr seid also die Neuen in meiner Klasse, ja? Dann kommt doch jetzt mal richtig in die Klasse rein und lasst die da hinten nicht nur so halb in der Tür stehen. Macht sie dann auch endlich zu, wenn ihr fertig seid."

Justus und Johanna erschraken und sahen sich mit offenem Mund an. Was wagt diese Lehrerin so mit ihnen zu reden? Sie sind zwar nicht eingebildet oder angeberisch, aber immerhin das Kronprinzenpaar und selbst wenn sie es nicht wären, dürfte man so unfreundlich nicht miteinander umgehen! Trotzdem waren beide sprachlos, was soll man denn dazu überhaupt noch sagen?

Die Kinder in der Klasse guckten nicht besonders überrascht über die Worte der Lehrerin. Allerdings wurden sie es, als sie zusätzlich zu dem Kronprinzenpaar, den Hofmeister, die Hofdiener und die vier Hofwachen mit ihren Waffen sahen, die den Raum betraten und jetzt alle vorne in der Klasse standen. Denn ihnen wurde noch nicht gesagt, wo sie sich aufstellen sollten.

Dem Hofmeister war das jetzt genug und er ergriff das Wort: „Was glauben Sie eigentlich, mit wem Sie hier reden? Sehen Sie denn nicht, dass hier Seine Hoheiten, der Kronprinz und die Kronprinzessin, stehen?" Er wurde richtig wütend, während er das sagte.

„Achso, ja, ja...", sagte die Lehrerin, während sie dabei immer leiser wurde. „Sie haben ja Recht, entschuldigen Sie, Eure Hoheiten." Sie hörte sich zwar verlegen an, aber nicht so, als würde sie es besonders bereuen.

Sitzordnung

Dem Kronprinzenpaar war das allerdings egal, da es ihnen nicht um sich selbst, sondern um die Kinder ging, wegen denen sie hier waren. Also stellten sie sich kurz vor, was auch der Grund für ihren Besuch war, und fragten die Lehrerin, Frau Walther, wo sie sitzen sollten, weil es, außer den vier Stühlen ganz vorne, die eindeutig für die Hofbeamten waren, nur zwei Stühle in der Klasse gab. Und zwar ganz weit voneinander entfernt.

„Na sieht man doch!", antwortete Frau Walther mürrisch. Doch als sie den Blick der Hofbeamten und -wachen sah, fügte sie schnell hinzu: „Ehm, ich meine natürlich: Eure Hoheiten dürfen auf diesen zwei besonderen Stühlen sitzen. Dieser da links drüben und der da ganz weit rechts."

Prinzessin Johanna schaute schockiert und sagte: „Aber die sind ganz weit auseinander."

„Ja, ich weiß", antwortete Frau Walther.

Justus erwiderte: „Frau Walther, die Kronprinzessin hat Sie darauf hingewiesen, dass diese Stühle weit auseinander stehen, um anzudeuten, dass Sie uns näher aneinander setzen sollen!" Er fing an, von Frau Walther genervt zu sein.

„Joa, die kann man vielleicht auch später zusammenpacken, aber jetzt steht die Sitzordnung halt", antwortete sie.

„Nein, Frau Walther, sie steht nicht", sagte ihr Justus.

„Doch."

„Frau Walther, hören sie mir ganz genau zu: Die Sitzordnung steht noch nicht", wiederholte Kronprinz Justus klar und deutlich. Als Frau Walther jetzt den Ausdruck auf den Gesichtern des Kronprinzenpaares sah und wie die Hofwachen sich um sie herum aufstellten, um zu zeigen, dass sie voll und ganz hinter ihnen standen, gab sie endlich klein bei:

„Achso, ja. Gut. Selbstverständlich werden wir den Sitzplan nochmal anpassen, damit Ihre Hoheiten nebeneinander sitzen können. Entschuldigt, Eure Hoheiten, ich muss wohl noch etwas müde sein."

„Ja, ist das so? Sie werden nämlich bald genug Zeit zum Schlafen haben, weil ich dafür sorgen werde, dass Si-", doch Justus wurde von Johanna unterbrochen, die ihn anstupste und mit einem Blick ansah, der sagte: lass es! 

In den Augen der Wachen

„Nun", führte er widerwillig fort, „wir danken Ihnen, dass Sie für uns eine Ausnahme machen und den Sitzplan noch einmal anpassen." Nun schaute er in die Klasse und sah, dass die Kinder Angst vor den Hofwachen mit den Gewehren hatten.

Er sagte freundlich zu ihnen: „Habt keine Angst, die Hofwachen hier sind nur zu unserem Schutz vor den Bösen da. Euch wird keiner davon weh tun, das sind alles sehr nette Menschen. Sie werden sich gleich vor der Tür aufstellen, bis auf einer der Wachen, der hier bei uns in der Klasse bleiben wird. Aber wie gesagt, er wird euch nichts tun."

Die Kinder sahen zwar beruhigter aus, hatten aber noch immer ein wenig Angst. Die würde sich aber mit der Zeit legen.

Nun teilte der Hofmeister die Wachen ein und kurz darauf setzten sich alle hin. Eine Hofwache stand im Klassenzimmer, eine vor der Klassentür und zwei vor dem Gebäude.

Der Unterricht konnte nun beginnen.

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