Eure Geschichten

Die Ent­de­ckung der Wand­ler 2

Seelenpferd

Ich stieß die große Eingangstür unseres Schlosses auf und kühler Wind strich mir über die Wangen. Es war ein milder Tag im Februar, das weiß ich noch genau. Es war kalt, aber Schnee lag keiner. Dabei liebten Finn und ich Schnee. Aber wie auch immer, da konnte ich nichts machen.

Mit schnellen Schritten ging ich in Richtung Pferdestall. Ich war immer ein bisschen aufgeregt, wenn ich zu den Pferden ging. Es hatte so lange gedauert, bis ich endlich selbst ein Pferd bekommen hatte. Meine Brüder hatten alle schon eines und ritten fleißig. Aber ich hatte noch auf den richtigen Moment gewartet, auf mein Seelenpferd. Und das hatte ich in Finn gefunden, da war ich mir so sicher wie sonst eigentlich nie.

Finn und Esel

Am Eingang des Stalls traf ich Christof, unseren Stallarbeiter. Ich bevorzugte es, Finns Box selbst auszumisten und ihn auch selbst zu putzen. Christof kümmerte sich eher um die Pferde, wenn wir einmal nicht da waren oder wenn einer meiner Brüder einmal vergaß, zu seinem Pferd zu gehen. Er selbst hatte kein Pferd, nur einen alten Esel, der mit Finn in der Box stand und seinem Herrchen gerne bei der Arbeit half, indem er ihm nachrannte und manchmal auch ein paar Dinge trug.

Ich grüßte Christof und er lächelte mich an. Dann ging ich weiter bis zur allerletzten Box, in der schon mein Finn auf mich wartete. Ich streckte ihm die Hand entgegen und er mir erwartungsvoll seine Nüstern. Das war der Moment, in dem ich alle meine Sorgen vergaß. Mein Körper war perfekt, so wie er war. Und wen interessierte schon, wer mich wie beschimpft hatte? Jetzt waren Semesterferien und die Schule war weit weg. Da freute ich mich auf einmal riesig auf die bevorstehenden Tage, die ich alle mit Finn verbringen konnte.

Vorsichtig stülpte ich ihm sein Halfter über, das genauso glänzend schwarz war, wie er selbst. Christofs Esel (der übrigens Esel hieß) wollte gleich mit Finn und mir mitkommen, als ich meinen Hengst aus der Box führte, also machte ich die Tür etwas weiter auf und trieb Esel hinaus auf die Weide, wo er nach Herzenslust grasen konnte. Wir hatten keine eigene eingezäunte Weide, unser ganzer Garten war eine riesige Weide, auf der wir reiten und die Tiere wann wir wollten frei laufen lassen durften.

Vertrauen aufbauen

Nachdem ich Finn geputzt hatte, gingen wir zu Esel hinaus. Bis jetzt war ich noch nie auf Finn geritten, zumindest nicht alleine. Meine Eltern und Brüder sagten immer, es wäre dumm von mir, ein Pferd zu haben und es nicht zu reiten, aber ich sagte ihnen immer, dass Finn noch nicht so weit wäre. Er fühlte sich immer sichtlich unwohl, wenn ich auf ihm ritt.

Dieser Tag war nicht anders. Finn rannte mir zwar immer vertrauensvoll hinterher und wir spielten übermütig, aber wenn ich die Hand auf seinen Rücken legte, spürte ich, wie seine Muskeln sich spannten und er wie eine Statue auf einmal ganz still stand. So weit vertraute er mir noch nicht. Und wenn ich ehrlich war: Ich ihm auch nicht. Also standen wir eine Weile einfach nur da und genossen die Sonne.

Die Verwandlung

Ich legte meine Hand auf Finns Hals und er beschnupperte mich liebevoll. Ich schloss die Augen. Wie schön es war, mit Finn zusammen zu sein! Er war mein Seelenpferd, das stand ganz klar fest. Und ich stellte mir vor, wie es wäre, auf ihm zu galoppieren. Wie ich seine Muskeln spüren würde. Wie wir im Gleichtakt atmen würden. Wie unsere Haare beide im Fahrtwind flatterten. Wie meine Mähne gleich lang werden würde, wie seine. Wenn meine Hufe gemeinsam mit seinen über den Boden wummern würden. Wie glücklich wir beide sein würden, wenn wir uns doch nur besser kennen und verstehen würden.

Moment mal - meine Hufe? Meine... Mähne? Ich schnaubte über meine skurilen Gedanken, öffnete die Augen - und erschrak. Ich war auf einmal viel höher über dem Boden als sonst - ich war gleich groß wie Finn! Meine Hände und Füße hatten sich in Hufe verwandelt und meine Haare hingen mir als gelockte Mähne bis zu meinen Knien. Ich war... ein Friese.

 

Seid ihr gespannt, wie es weitergeht? Dann verpasst nicht den nächsten Teil. Das ist übrigens schon der zweite Teil, der erste ist irgendwie untergegangen in den vielen anderen Geschichten. Schreibt mir gerne in die Kommentare dieses Artikels, wenn ihr gegrüßt werden wollt.

Fedrige Grüße, Tiermädchen

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Eure Kommentare

Vielen Dank!!! Eine Frage an Flora Tonks: Möchtest du vielleicht noch bei meiner Geschichte für die Challenge der Redaktion dabei sein? 

Tolle Geschichte!

Ich freue mich auf den nächsten Teil!