Ein Som­mer auf Ze­hen­spit­zen

Das Camp

"Ach komm, es wird bestimmt witzig." Sonja lächelte ihre Freundin Sara aufmunternd an. Sara war die Tochter des berühmten "Grafen von Harpers Ferry". Das lag in Amerika. "Wohl kaum", seufzte Sara und ließ den Kopf hängen. Ihr Vater hatte sie bei einem Ballettcamp angemeldet, ohne Sara zu fragen. Und das gefiel ihr gar nicht! Sie und Sonja hatten nämlich geplant, zusammen viele spaßige Dige zu machen. Zusammen. Ein Wort das der sture Graf von Harpers Ferry nicht verstand. Sara wollte überhaupt nicht in das Camp. Und schon gar nicht allein. 

Für die Eltern von Sonja war das Camp viel zu teuer. Und die einzige die Sara kannte, die es mit dem Preis gerade so schaffen würde, war Angela. Die eingebildete, egoistische Angela. Und wenn die mitkam, nahm sie alle ihre Freundinnen mit. Dann wäre Sara sowieso allein. Aber das interessierte den Graf nicht. Er war sich sicher, dass Sara neue Freunde finden würde. Doch da war sich Sara nicht so ganz sicher. 

Gerade da, als Sara ihren Kopf in die Hände steckte und anfing zu weinen, flatterte ein grünes Blatt auf die beiden zu. Vorsichtig streckte Sonja ihre Hand danach aus, und gab es Sara. Diese betrachtete es eine Weile lang. Ja, sie würde Harpers Ferry wirklich vermissen. 

Die andere Stadt

Zu Hause angekommen, hängte Sara ihren Hausschlüssel an einen Haken an der Wand, und lief schnell die Treppe hinauf. Sie war schon bei der mittleren Stufe angelangt, als ihr Vater sie rief. Er saß im Wohnzimmer auf dem gemütlichen, roten Sessel und surfte im Internet. Wahrscheinlich war es etwas über das Camp, das er gerade las. Sara setzte sich auf einen anderen Sessel.

Ihr Vater schaute sie mit seinem strengen Blick an. Seine Augen waren verkniffen, und an seinem Kinn besaß er einen grauen Bart. "Es ist etwas über das Camp", meinte er mit seiner tiefen Stimme. "Hab ich mir schon gedacht", flüsterte Sara und schaute zur Seite. "Jetzt sei mal nicht so. Es findet in der besten Tanzschule von Paris statt." Ihr Vater legte das Handy zur Seite. 

Sara klappte die Kinnlade runter. "Es findet in Paris statt?", entfuhr es ihr. "Aber...aber...aber ist das nicht viel zu weit weg?" Der Graf von Harpers Ferry staunte nicht schlecht über das Verhalten seiner Tochter. Er hätte wirklich gedacht es würde sie freuen. Aber da hatte er sich gewaltig geirrt. "Na ja, ich dachte mir da du doch schon immer mal den Eiffelturm life sehen wolltest, ist das die richtige Ballettschule für dich. Sie hat eine Dachterrasse, und von dort aus kann man ihn wunderbar betrachten." 

Sara fühlte wie die Tränen wiederkamen. Das reichte jetzt endgültig! Schluchzend rannte sie in ihr Zimmer und schmiss sich auf ihr Bett. Diese Ferien hatte sie sich komplett anders vorgestellt!