Eure Geschichten

Er­in­ne­run­gen ei­nes Som­mers - Ka­pi­tel 2

Familienausflug oder Solo-Trip?

Die grellroten Haare, die blitzblauen Augen und die nach oben gebogene Nase erkannte ich direkt. Zwar war sie sehr viel schlanker geworden, lief auf eine betonte Art und Weise, die mir nicht gefiel, und klickte mit langen Nägeln auf ihrem nagelneuen Smartphone herum, aber eins war klar: das war Patricia. Patricia war ein kleines, eher unordentliches Mädchen gewesen. Sie tat immer das, was ihre Eltern von ihr wollten, schüttete aber immer aus versehen Wasser über ihr Kleid oder stolperte über einen Hügel im Boden. Jetzt sah sie aber entschieden anders aus. So kannte ich sie nicht, und sie sprach auch mit betonten Gesten. Verwirrt versteckte ich mich hinter einer Pflanze.

Zum Glück kamen meine Eltern in dem Moment die Treppe runter. Meine Mutter zeigte zu den Tischen. „Sollen wir uns etwas zu trinken bestellen und uns hinsetzen?" „Nein!", sagte ich sehr entschieden. Ich räusperte mich. „Nein, lieber nicht, ich bin etwas müde." Mein Vater nickte verständnisvoll. „Wir gehen hoch, dann ruhe dich noch etwas vor dem Eröffnungsdinner aus." „Welches Dinner?", fragte ich ihn im Laufen. „Jeden Sonntag gibt es hier ein Eröffnungsdinner mit Feuerwerk. Das wird sicher nett. Dort kannst du gleich ein paar andere Kinder kennenlernen." „Andere Kinder?", ich verzog meine Miene. „Nein, danke. Die, die ich bereits gesehen habe, wirkten alle jünger als ich." Mit Ausnahme von Patricia, fügte ich in Gedanken hinzu.

Mein Vater zuckte mit den Schultern. „Wir wollen auch sicher andere Erwachsene kennenlernen. Morgen ist eine Wanderung durch die Felder drumherum. Ich möchte hingehen, was ist mit dir, Cassandra?" Ich schüttelte erneut den Kopf. „Dann mache ich was mit dir, ok Mama?" Meine Mutter wirkte verlegen. „Ja, mal sehen - ich hatte vor zum Yoga zu gehen." Ich seufzte. „Dann komme ich eben dort mit, wo ist das Problem?" „Es ist ab 16." Ich legte den Kopf in den Nacken. „Sollte das hier nicht ein Familienausflug sein? Warum seid ihr dann beschäftigt?" „Wir wollen nur die Angebote genießen, genau so, wie du es auch tun solltest", erklärte mein Vater. „Deswegen haben wir dich auch für Montag bis Freitag im Kinder-Verein angemeldet." Ich blieb stehen. „Warum habt ihr mir nichts gesagt? Ihr ruiniert hier regelrecht mein Leben!" „Nein, tun wir nicht, du wirst uns dankbar sein." Mama schloss unsere Wohnung auf. Ich stürmte hinein und warf mich im nächsten Zimmer auf ein Bett. Auf keinem Fall würde ich zu diesem Kinder-Verein gehen! 

Am Abend beim Dinner

Wie es aussah, wohl doch, oder zumindest war ich beim Eröffnungsdinner wieder relativ entspannt. Wenn ich hinging, würden meine Eltern sicher merken, dass es mir dort nicht gefiel. Das Dinner war sehr interessant. Ich schielte immer wieder zu Patricia, die von uns aus am Tisch links an ihrem Handy war. Schräg vor uns war eine Familie mit zwei Kindern, die ich ebenfalls recht genau im Blick behielt. Der Junge hatte sich hinter einem Tablet verschirmt, aber ich schätze ihn auf 12 bis 13 Jahre. Das Mädchen wirkte gleich alt und plapperte ununterbrochen. So wie ich es verstand, hieß sie Lotte. Ich bemerkte, dass die Familie den Schlüssel zu Nummer 35 hatte. Die Zahl war relativ hoch, also wohnten sie wohl in einem der großen Häuser weiter hinten. Wir wohnten in Nummer 14, einer Wohnung weiter vorne. 

Ich blieb am Abend bei meinen Eltern und lernte so niemanden Neues kennen. Aber auch Patricia schien alleine zu sein. Ich sprach zwar nicht mir ihr, sah aber ab und zu zu ihr rüber. Bisher hatte sie mich wohl noch nicht gesehen oder noch nicht erkannt. 

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Eure Kommentare

Und neues PB auch grad am Start :)

Richtig cool 

Mach weiter so.Mach unbedingt noch mehr Teile 🤩😊💛

LG Miji

Nein, nicht Zubayr ;) Safe, schau meine Beiträge an :)

Zubayr?!????!!! 

Supi Geschichte :)

So eine schöne Geschichte!