Eure Geschichten

Le­be dei­nen Traum #neue­ge­schich­te #App­leE

Leer

Ich sah gelangweilt aus dem Fenster. 6. Stunde. Niemand hatte nun noch Motivation und die Nerven für Mathe. Vor dem Fenster flogen die Vögel davon. Ich wünschte, ich könnte auch einfach davonfliegen. Seit meine Eltern sich vor 2 Monaten getrennt hatten, war mein Leben die reinste Hölle. Meine Noten waren in den Keller gefallen, ich hatte keine Lust mehr auf irgendwas. Weder meinen Vater zu sehen, kochen mit meiner Mutter, zu reden. Ich lebte in meiner eigenen Blase. Ich wünschte, ich könnte einfach davonfliegen, ganz weit weg.

„Mia", riss mich eine vorwurfsvolle Stimme aus meinen Gedanken, „hörst du überhaupt zu?" Ich sah nach vorne und blickte in die Augen meiner Lehrerin Frau Schmidt. Ihr Blick wanderte langsam an mir herunter, bis zu meinem Heft. Es war leer. „Mia, warum schreibst du nicht mit?" Ich sah auch meine Füße. Wahnsinnig interessant meine Schuhe. Sneaker, weiße Air Fors, wie sie jeder in meiner Klasse trug. Naja, ich muss zugeben nicht mehr ganz so weiß. Ich zuckte die Schultern. Mir war eh alles egal. „Mia, das reicht jetzt! Ständig passt du nicht auf, bist unaufmerksam und hörst nicht zu. Jetzt schreibst du nicht mit und bist auch noch frech. Heute Mittag wirst du nachstehen, weil du jetzt ja nichts gemacht hast. Und ich werde deine Mutter anrufen, dass sie sich mal mit mir unterhält! Hast du das verstanden?" Ich zuckte die Schultern und als ich hochschaute, sah Frau Schmidt aus, als würde sie gleich explodieren. Sie sah mich noch einen Moment lang böse an, bevor sie mir den Rücken zudrehte. 

Nachsitzen bei Frau Schmidt

Vorsichtig klopfte ich an die Tür. „Herein", rief eine dumpfe Stimme. Ich drückte die Klinke hinunter und trat ein. Frau Schmidt saß an ihrem Schreibtisch und trank eine Tasse Kaffee. „Komm her!", sagte sie zu mir, „ich will, dass du 100-mal aufschreibst: Ich muss aufpassen, wenn ich in der Schule bin." Ich wollte mich an einen Tisch setzen und anfangen, als Frau Schmidt sich räusperte: „An die Tafel! Morgen wirst du es nämlich deinen Mitschülern zeigen und dich für dein Fehlverhalten entschuldigen." Wenn Blicke töten könnten, wäre Frau Schmidt jetzt ziemlich tot. Ich sah sie wütend an, bevor ich mir eine Kreide nahm. Sie wollte mich demütigen und vor allen bloß stellen.

Meine Hand zitterte, als ich anfing zu schreiben. Als ich die Kreide für einen kurzen Moment absetzte, sah ich aus dem Augenwinkel, wie Frau Schmidt lächelte und Kaffee trank. „Warum schreibst du nicht weiter?", fragte sie. Ich kniff die Augen zusammen und starrte sie wütend an. „Sie, sie-", sagte ich mit vor Wut zitternder Stimme, „-sie wollen mich doch nur demütigen!" Frau Schmidts Miene änderte sich innerhalb von Sekunden von einem hämischen Lächeln zu einem überraschtem Gesicht. Für ca. 2 Sekunden starrte sie mich an, bevor sie mit zuckersüßer Stimme sagte: „Oh, oh, oh, frech werden musst du aber nicht, ich denke du schreibst noch 50-mal: Ich darf nicht frech sein."

Für ein paar Sekunden sah ich sie an. Dann sah ich Bilder vor mir. Meine Mutter, wie sie meinen Vater anschrie. Mein Vater, der ihr daraufhin wehtat. Erinnerungen flackerten in Sekundenbruchteilen in meinem Kopf herum. Dann brannten die Sicherungen bei mir durch. Ich starrte ausdruckslos ins Leere. Die Kreide fiel zu Boden. Ich hörte nur noch Frau Schmidts hämischen Kichern, bevor ich aus dem Saal stolperte. 

Überzeugungskünstlerinnen

Mein Kopf war leer. Ich rannte und rannte, ich wusste gar nicht wohin meine Füße mich trugen. Ich stieß die Tür zur Mädchentoilette auf und verschanzte mich in einer Kabine. Mein Leben war scheiße, ich war am Limit. Ich konnte nicht mehr. Schon kullerten salzige Tränen von meinen Wangen und tropften auf dem Boden. Ich weinte, bis meine Augen rot und geschwollen waren. Doch ich raffte mich auf. Ich wischte mir die Tränen aus den Augen und schloss die Tür auf. Ich ging an ein Waschbecken und schaute in den Spiegel, der darüber hing. Auf einmal ging die Tür auf und ich wollte gerade zurück in meine Kabine stolpern, als ich eine Stimme hörte.

„Mia, warte, lauf nicht weg." „Mama", flüsterte ich und lugte um die Ecke. Ich sah meine Mutter neben Frau Schmidt stehen. Ihre Sorgenfalte auf der Stirn war in den letzten Wochen noch größer geworden. „Mia, komm doch bitte mit, wir gehen in Frau Schmidts Büro, dort können wir uns in Ruhe unterhalten." Ach, daher wehte der Wind. Ich hatte keine Lust mich mit Frau Schmidt zu unterhalten. Ich hatte keine Lust mehr auf irgendwas. Ich stürmte zurück in die Toilettenkabine und knallte die Tür zu, bevor ich sie abschloss. „Lasst mich einfach in Ruhe!",  schrie ich durch die Toilettentür. „Mia", hörte ich die Stimme von Frau Schmidt, „wir wollen doch nur mit dir reden!" „Darauf kann ich sehr gut verzichten!" „Komm schon!", bat meine Mutter mit flehender Stimme. Ich hatte eh nichts zu verlieren, also kam ich mit.

Wohin werden Mias Wege führen?

Ich saß in meinem Bett und legte meine Hand auf das Foto. Dort waren wir alle drei - glücklich vereint. Eine Familie. Mama, Papa und ich. Doch so würde es nie mehr sein. Das war so ungerecht. Es fühlte sich an, als würde mich jemand von innen zerreißen. Man, sie hat mir mein verdammtes Herz rausgerissen. Sie hat mein Leben zerstört. Es würde nie mehr sein, wie es vorher war. Warum musste Papa auch diese Bianca kennenlernen? Und sich heimlich mit ihr treffen und Mama alles verschweigen. Er hatte nicht nur mein Herz zerstört, sondern auch ihres. Und jetzt hatte ich keine Schule mehr.

Wir waren zum Schuldirektor gegangen und ich hatte meine Meinung gesagt. Er hatte zugesagt, dass es hier keine Zukunft mehr für mich geben würde. Ich stand mit leeren Händen da. Und ich hatte meiner Mama ihr Leben noch schwieriger gemacht, als es in der letzten Zeit schon gewesen war. Jetzt musste sie eine neue Schule für mich finden.

Meine Zimmertür ging auf und meine Mutter kam hinein. Sie setzte sich neben mich und ich legte das Bild weg. Meine Mutter sah einen Augenblick wie versteinert auf das Bild. Dann sah sie mir tief in die Augen. „Mia, ich weiß, dass du es im Moment schwer hast. Das mit Papa und mir hat nichts mit dir zu tun, hast du das verstanden?" Ich nickte, so schwer ist auch fiel. Meine Mutter sprach weiter: „Deshalb habe ich eine Entscheidung getroffen. Du sollst eine Weile damit nichts zu tun haben. Ich will, dass du dein Leben leben kannst und dich nicht mit den Problemen von mir und Papa abgeben musst. Deshalb wirst du ab nächster Woche aufs Internat Falkenstein gehen."

Ich starrte meine Mutter an. Ich wollte sie nicht auch noch verlieren. Mein Kopf war leer, mein Gesicht ausdruckslos. Sie wollte mich also loswerden. Ich wollte weinen, doch meine Tränen waren verbraucht. Meine Mutter ging aus dem Zimmer und ich ließ den Kopf in mein Kissen sinken.

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Die Geschichte ist so traurig. Aber sie ist so gut geschrieben! Ich hoffe es kommen weitere Teile!

 

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