Eure Geschichten

Mein ab­so­lut (un)nor­ma­les Le­ben - 6. Ka­pi­tel

Der Tag beginnt früh

Am nächsten Morgen wurde ich mal wieder viel zu früh geweckt. Diesmal aber nicht von meiner Mutter, sondern von einem Mädchen, das ziemlich frech war. Denn es zog mir zuerst die Decke weg, anschließend klaute es mir auch noch das Kissen und als wäre das nicht schon genug gewesen, schrie es mir auch noch ins Ohr: „Sinja!!! Aufwachen! Es ist schon kurz vor sieben!“ Und dieses freche Mädchen hieß Pauline. Wer sollte es auch sonst sein?!

Ich wurde also jeden Tag früher geweckt, gestern um kurz vor neun, heute um kurz vor sieben. Wenn das so weiterging, hatte ich bald blau-schwarze Ringe unter den Augen. „Ja... Ich komm ja schon.“, murrte ich leise und noch ziemlich verschlafen. „Warum weckst du mich überhaupt so früh?“, wollte ich wissen, denn jetzt wollte ich wirklich einen triftigen Grund hören, warum mich meine beste Freundin so früh aus den Federn schmiss. „Wir wollten doch ganz früh mit unserer Mission beginnen! Weißt du das nicht mehr?“ Stimmt. Da fiel es mir wieder ein. Gestern hatten Pauline und ich unsere Eltern noch dazu überreden können, das Pauline bei mir übernachten konnte, denn wir wollten uns heute schon ganz früh mit den Beck-Brüdern treffen, wenn noch niemand wach war. Alfred war uns gestern nicht mehr begegnet, vielleicht war er ja immer noch in unserem Keller oder sonst wo. Wir wussten es ja selbst nicht. Die Blumen hatte ich auch noch neu gepflanzt und Mama natürlich erzählt, dass ich solche Langeweile hatte und die Blumen schon alt aussahen. Sie hatte zuerst ein bisschen skeptisch geschaut, dann aber gelacht und gesagt, dass ihr das nur Recht wäre. Also war alles soweit gut gegangen.

Ich erhob mich gemächlich von meinem Bett, streckte mich erstmal ausgiebig und musste mir die Hand vor das Gesicht halten, weil die Sonnenstrahlen so grell waren. „Sinja, beeil dich mal ein bisschen!“, meinte Pauline ungeduldig. Sie hatte ihren Schlafanzug schon gegen eine hellblaue Jeans und ein olivgrünes T-Shirt getauscht. Dazu hatte sie sich eine wunderschöne Flechtfrisur, die im Nacken mit einem Dutt endete, gemacht. Ich dagegen stand noch in meinem rosa Hello-Kitty-Schlafanzug und mit völlig zerzausten Haaren da. Ich schlurfte langsam zu meinem Kleiderschrank und zog eine dunkelblaue Jeans und eine weiße Bluse heraus. Nachdem ich die Kleidung gewechselt hatte und meine Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte, wusch ich mir das Gesicht einmal mit kaltem Wasser und ging wieder in mein Zimmer zurück. Dort saß Pauline bereits erwartungsvoll auf meinem Sofa.

Morgenroutine von Pauline

Ich setzte mich neben sie und fragte: „Wann hatten wir das Treffen mit den Beck-Brüdern eigentlich nochmal vereinbart?“ „Um halb acht.“, kam die Antwort prompt wie aus der Pistole geschossen von ihr. Ich warf einen Blick auf meinen Wecker und registrierte, dass es erst kurz nach sieben Uhr war. „Und warum hast du mich dann so früh aus dem Bett geschmissen?“, fragte ich etwas beleidigt. Pauline hätte mich ja ruhig noch ein paar Minuten liegen lassen können. „Ja, ich dachte halt, du brauchst etwas länger. So wie ich.“, antwortete sie etwas zerknirscht. Pauline brauchte wirklich lang um sich am Morgen fertig zumachen. Ihre Morgenroutine bestand nämlich aus drei Phasen, wie sie mir schon oft erläutert hatte:

  1. Gesichtspflege:

    Kurz nach dem Aufstehen wusch sie sich immer das Gesicht mit kalten Wasser. Danach schmierte sie sich noch irgendeine Creme ins Gesicht und dann trug sie noch etwas Lipgloss und ein ganz kleines bisschen Wimperntusche auf. Das hatte ihr ihre Mutter zu ihrem 12. Geburtstag endlich erlaubt. Ich schreibe hier endlich, weil Pauline sich eigentlich schon seit der dritten Klasse oder sogar früher, ich weiß es nicht ganz genau, schminken wollte. Das hatte ihre Mutter aber nicht erlaubt und erst seit sie 12 ist, darf sie ein bisschen Wimperntusche benutzen.

  2. Outfit of today:

    Als nächstes brauchte Pauline immer eine halbe Ewigkeit, um sich ihre Klamotten auszusuchen. Bestimmt 20 Minuten. Bei mir langte da immer ein Griff in den Kleiderschrank. Ich nahm nämlich meistens einfach die Klamotten, die oben auf dem Stapel lagen, so einfach war das.

  3. Haarpflege:

    Die Haare durften bei meiner besten Freundin natürlich auch nicht einfach wirr abstehen. Okay, das durften sie auch bei mir nicht, aber Pauline zauberte immer irgendein Kunstwerk aus ihren Haaren. Sie hatte schöne, dicke, schokobraune Haare. Darum beneidete ich sie manchmal.

Ja und das war ihr ganzes Programm am Morgen. Ich fand, dass das alles ein bisschen unnötig und und reine Zeitverschwendung war, aber Pauline war da anderer Meinung. Um ihre Zahnspange beneidete sie auch jedes Mädchen in unserer Klasse, das war bei uns irgendwie total angesagt. Aber ich war auch mit mir sehr zufrieden und ich wollte, dass das auch immer so blieb!

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