Eure Geschichten

Nur ei­ne (fast) nor­ma­le Ma­ry Sue - Ka­pi­tel 2 nur ein (fast) nor­ma­ler Schul­weg

Das perfekte Outfit

Cherry sitzt mittlerweile wieder auf ihrem Bett, vor sich hat sie eine beachtlich große Menge an T-Shirts, Röcken und Leggins ausgebreitet. Gerade hält sie ein hübsches, creamweißes Top mit Rüschen am Ausschnitt vor sich in die Höhe und mustert es eingehend, dann legt sie es wieder zurück. Stattdessen hebt sie ein T-Shirt in pastell hellblau mit der Aufschrift „Lama-Queen creates Drama“ und einem süßen, zuckerwatterosafarbenen, Lama in der Mitte auf und hält es sich prüfend an die Brust. Sie mustert sich mit einem breiten Lächeln im Spiegel an der Wand gegenüber. Auch wenn sie charakterlich eine grauenhaft schlechte Mary Sue ist, muss man ihr lassen, das sie nicht schlecht aussieht. Ihre blonden Haare bilden einen schönen Kontrast zu dem Blau und wie sie so dasitzt und grinst, könnte man sie fast für eine halbwegs gute Mary Sue halten. Cherry streckt ihrem Spiegelbild die Zunge raus, dann schnappt sie sich eine kurze Jeans und springt vom Bett.

Sie geht zu ihrem Kleiderschrank, ein schönes Modell mit weiß lackiertem Holz, ein paar kleinen Schnitzereien am Rand und obendrein ein Einzelstück – Cherrys ganzer Stolz, wenn man von ihrer beachtlichen Sammlung an Nagellackfläschchen absieht, die gut sichtbar auf ihrem Schreibtisch platziert ist. Cherry verschwindet hinter der Schranktür, um sich umzuziehen. Ziemlich unnötig, wenn man bedenkt, das überhaupt niemand im Zimmer ist. Als sie kurz darauf wieder hervorkommt, ist Cherry so gut wie fertig. Alles, was noch fehlt, um in einen perfekten, instagram reifen Tag zu starten, ist ein leckeres Frühstück. Aber daraus wird nichts, denn in dieser Hinsicht gibt sich Cherry wirklich Mühe, eine gute Mary Sue zu sein. Und so lässt sie schweren Herzens Rührei und Toast Rührei und Toast sein und nimmt sich im vorbeigehen einen Apfel aus der Obstschale, die auf der Küchentheke steht.

Klatsch und Tratsch

Den Apfel isst Cherry auf dem Weg zur Bushaltestelle. Zuhause hat sie sich noch schnell ihre neuen Sneakers und eine graue Sommerjacke angezogen und sich dann auf den Weg gemacht. Wie immer warten ihre beiden Freundinnen Sarah und Lili auf sie, wie immer stehen sie links neben der Bank, auf der wie jeden Morgen Frau Maier sitzt, die Betreiberin des kleinen Tante-Emma-Laden in der Nähe der Schule, die jeden Tag mit dem Bus zur Arbeit fährt. Wie immer gibt es erst mal eine gut dreiminütige Gruppenumarmung, dann beginnen alle auf einmal zu reden, seit sie sich gestern Mittag das letzte Mal gesehen haben, ist eine ganze Menge passiert. Sarah hat ganz zufällig den süßen Finn gesehen, als sie mit ihrer kleinen Kindergarten-Schwester im Sandkasten gespielt hat, der sich ganz zufällig auf genau dem Spielplatz befindet, der direkt neben dem Basketballplatz liegt, auf dem die Basketballmanschaft ihrer Schule ganz zufällig jeden Donnerstagnachmittag trainiert. Das sie eigentlich nur deswegen etwas mit ihrer kleinen Schwester gemacht hat, muss ja niemand wissen.

Lilis Nachmittag war im Grunde ziemlich langweilig und sie lässt sich ausgiebig darüber aus, wie uncool es doch ist, mit irgendeiner Großtante, die man kaum kennt, deren Geburtstag zu feiern, so richtig mit Teeparty und Spitzentischdecke. Auch bei Cherry war nicht wirklich viel los, sie hat ein wenig Netflix geguckt und eine neue, tolle Serie entdeckt und mit ihrer Katze Crispie gekuschelt. Als wenig später der Bus kommt, sind die drei immer noch am quasseln. Während Lili ihren BFFs noch mal ausführlich erzählt, wie schrecklich Spitzenvorhänge mit Blümchenmuster sein können, steigen sie ein und setzten sich wie immer ganz nach hinten. Dann setzt sich der Bus in Bewegung und fährt los in Richtung Schule, hinein in einen neuen Schultag.

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Coole Fortsetzung!