Schulleben Teil 3
Josie Schnee
Mittwoch, der 10. September
Auf dem Weg zur Schule
Wie jeden Morgen wartete Leo schon an der Kreuzung nahe meiner Wohnung auf mich. Als er mich sah, lächelte er freudig und löste sich aus seiner coolen Pose, in der er grade noch gewesen war (lässig gegen einen Laternenpfahl gelehnt). „Josie!“, rief er mir zur Begrüßung zu. „Hi Leo“, antwortete ich. Ich mochte ihn nicht sonderlich. Er hatte eine leicht arrogante Art.
Leo der Retter
Aus irgendeinem unverständlichen Grund latschte er mir außerdem auf Schritt und Tritt nach. Den ganzen Tag. Und er hatte einen total übertriebenen Beschützerinstinkt. Wenn es irgendwas gab, was er nicht okay fand, kümmerte er sich darum. Auch wenn es meine Sache war. Am Dienstag zum Beispiel, hatte mir die Lehrerin vor der ganzen Klasse einen ellenlangen Vortrag darüber gehalten, wie respektlos ich sei, weil ich einen Moment mit meiner Sitznachbarin gequatscht hatte. Natürlich war das nicht sonderlich nett von ihr, aber wenn Leo dann aufstand und ihr ebenfalls ein halbes Referat über ihr „kindliches“ Verhalten aufsagte, machte es das Ganze kein Stück besser. Im Gegenteil! Es war unglaublich peinlich gewesen.
Seitdem wurden wir auch für ein Paar gehalten, was wir definitiv nicht waren! Abgesehen davon wusste ich auch noch so wenig über ihn. Er erzählte wenig über sich. Auch wenn ich danach fragte, gab es nur kurze Antworten. Andererseits war Leo aber irgendwie auch nett. Er war grundsätzlich eher schüchtern und hatte einen guten Humor. Und er lächelte unglaublich süß!
Die Entschuldigung
Ich blieb vor Leo stehen. Wir musterten uns einen Moment. Er strahlte über beide Ohren. „Wie geht es dir?“, wollte er wissen. „Ganz gut. Dir?“ „Auch.“ Er zögerte einen Moment und zog mich leicht am Arm, um mir zu zeigen, dass wir losgehen sollten. „Du, es tut mir leid, dass ich gestern einfach so aufgestanden bin. Das muss dir sehr unangenehm gewesen sein!“ Er verlor kein Wort über das Gerücht, wir wären zusammen. „Ich mache es wieder gut!“, versprach er. „Nein, ist okay. Du hast dich entschuldigt. Das reicht. Außerdem war es mutig von dir.“ Ich lächelte ihn an. Er grinste erleichtert zurück. Ich fand es gut, dass er sich entschuldigt hatte. Vielleicht war Leo ja doch ganz nett?
Rettung durch Lena
Den restlichen Weg zur Schule erzählte Leo irgendetwas über seinen Sport, Handball. Ich verstand ziemlich wenig. Trotzdem versuchte ich ihm zuliebe interessiert auszusehen. Zwischendurch versuchte ich kläglich, das Thema zu wechseln. Aber Leo war in seinem Element. Ich war erleichtert, als wir kurz vor der Schule von Lena eingeholt wurden. Sie war eine meiner Freundinnen. Lena war unglaublich nett und witzig. In der Schule saßen wir nebeneinander, während Meg leider ziemlich weit weg war. Auch mit ihr verstand ich mich gut.
Ein Buch in der Spülmaschine
„Hi Leute!“, trällerte sie gut gelaunt. „Hey Lena“, begrüßte ich sie und umarmte sie. Leo nickte und lächelte etwas verzerrt. Sonderlich begeistert wirkte er über Lenas Anwesenheit nicht. „Wie geht’s euch so?“, fragte Lena und als wir beide „normal“ antworteten, begann sie zu erzählen. Heute hatte sie besonders viel Energie und in einer fast unmöglichen Geschwindigkeit schilderte sie uns detailgetreu, wie sie gestern ihr Buch in die Spülmaschine gelegt hatte und es mit dem Geschirr gespült wurde. Aus Versehen natürlich. Das ganze Geschirr war danach auch nicht wirklich sauber. Sie stoppte erst aus ihrem Redefluss, als wir in das Schulgebäude traten.
Ankommen in der Schule
Gut gelaunt lief ich die Treppen hoch in den zweiten Stock und dann den langen Flur entlang bis zu unserer Klasse. Wir waren spät dran. Als ich die Schulsachen aus dem Spind holte, saßen fast alle schon auf ihren Plätzen. Ich ging schnell einmal zu Meg, um ihr Hallo zu sagen und saß kurz darauf auf meinem Platz in der ersten Reihe. Ich hätte lieber weiter hinten gesessen, doch die Lehrer hatten uns nach vorne gepackt. Lena saß bereits dort und fing sofort an zu quatschen, als ich auch Platz genommen hatte. Doch viel Zeit hatte sie nicht, bis der Lehrer hereinkam. Sie setzte ein braves Lächeln auf und drehte sich zu ihm.
Ablenkung
Wir brauchten beide einen Moment, um zu realisieren, dass wir trotz Lehrer noch Pause hatten. Erst wenn der Gong durch die Klasse schallte, begann der Unterricht. Und so brabbelte mich Lena weiter voll und Meg (ein nachdenkliches, stilles Mädchen, also das Gegenteil von Lena) gesellte sich zu uns. Auch alle anderen Schüler*innen tobten weiter durch die Klasse oder unterhielten sich gut gelaunt mit Freunden. Ich konzentrierte mich wieder auf Lena und Meg. Doch auch dieses Mal blieb meine Aufmerksamkeit nicht lange dort hängen. Leo starrte mich von der anderen Seite der Klasse an. Verwirrt lächelte ich ihm zu. Warum beobachtete er mich so?
Mag Leo mich?
„Er mag dich!“, stellte Meg fest und kniff mich in den Arm. Bevor ich darüber nachdenken konnte, dass sie meine Gedanken gelesen hatte, lief ich rot an und sah auf den Boden. „Glaube ich auch!“, erklärte Lena, „Hast du gesehen, wie er ihr hinterherläuft und gefühlt ihr Diener ist?“, fragte sie Meg. Bevor sie darauf antworten konnte, widersprach ich: „Quatsch! Wir verstehen uns gut, das ist alles!“ Lena hatte die praktische Fähigkeit, eine Augenbraue hochzuziehen und diese setzte sie nun ein. Auch Meg wirkte nicht überzeugt.
Herr Müller
Verlegen sah ich zum Lehrer (der Name war überraschenderweise Herr Müller) und hoffte, dass der Unterricht bald begann. December unterhielt sich mit ihm. Sie sah etwas nervös aus. Neben ihr stand Hannelore und lächelte ihr ermutigend zu. Ich fragte mich, worüber sie redeten. Dann erklang endlich der Gong und die Schüler*innen fanden sich schnell auf ihren Plätzen ein.
Herr Müller klopfte Hannelore auf die Schulter und schob December auf ihren Platz zurück. Hannelore folgte. „Hallo liebe Klasse!“, begrüßte uns Herr Müller. Wir kannten ihn schon, gestern hatte er uns auch unterrichtet. Seine Fächer waren Mathe und Musik. „Bevor wir starten, möchte December uns noch etwas mitteilen“, kündigte er an. Ich drehte mich zu ihr um. Ihr Gesicht war bleich und sie fummelte nervös an ihrem Pulloverärmel herum. „Magst du nach vorne kommen?“, fragte Herr Müller. December nickte und stand langsam auf, durchquerte die Klasse und stellte sich neben unseren Lehrer. Er flüstere ihr etwas ins Ohr, lächelte, dann lehnte er sich an die Wand. Es war unglaublich still in der Klasse. Alle starrten neugierig auf December.
Unterstützung für December
Ich hätte gerne von mir gesagt, dass es mir nicht so ging, aber das wäre eine Lüge. Ich war gespannt, was sie sagen wollte. Trotzdem tat mir December total leid! Dann fing December an zu stottern: „Also, äh, ich bin, nein, also ich weiß nicht, wie ich es sagen soll…“ Sie stockte. Eine Weile stand sie da, sagte nichts. Sie tat mir unglaublich leid, aber was sollte ich tun? Ein paar Kinder aus der letzten Reihe stöhnten genervt auf. Ich drehte mich zu ihnen um. Versuchte ihnen klarzumachen (indem ich sie wütend anblickte), dass sie leise sein sollten. Da stand Jane auf. Sie war ein stilles Mädchen, hatte schwarze, lange Haare und war immer schwarz gekleidet. Ich hatte mich mit ihr noch nicht unterhalten und konnte sie schwer einschätzen. Zügig ging sie nach vorne und stellte sich neben December. Legte ihr die Hand auf die Schulter, um ihr zu zeigen, dass sie nicht alleine war. In diesem Moment bewunderte ich Jane für ihr mutiges Verhalten. December sah Jane an, sie lächelten, Jane ermutigend, December dankbar und dann redete sie los.
Das war der dritte Teil von "Schulleben". Ich hoffe, er hat euch gefallen. Tut mir leid für die Verspätung. Ich werde versuchen, dass auch nächsten Montag ein weiterer Teil draußen ist, kann aber nicht versprechen, dass das klappt. )-:
Das vierte Kapitel wird auch aus der Sicht von Josie sein, weil dieses Kapitel eigentlich länger ging, aber es in einem Stück zu lang geworden wäre. Deshalb habe ich es geteilt.
LG Piepsi
OMG 😳
Jane ist komplett so wie ich sie mir vorstelle ❤️ 🧡 💛
Ich lieeebeee diese Geschichte😍! Richtig gut geschrieben und sehr spannend. LG Nini58310💜
Ich liebe deine Geschichte einfach so sehr. 🩷
LG Wolfsherz 🐺🖤
Josie ist perfekt❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️
Und die Geschichte ist auch richtig schön💓💓💓💓
Ganz liebe GLG's Toni✨🌹🕷️