Ver­um Tenebris 1 - Part 1

Prolog

Die Laternen warfen einen trüben Schein auf die scheinbar verlassene Straße und es war schier Windstill. Im Licht der Abenddämmerung hätte Noctis etwas erkennen können, doch in der Sternenlosen Neumondnacht war alles so Finster...

Auf leisen Pfoten schlich er weiter. "Mist", schimpfte er, als er beinahe über einen Ziegelstein stolperte. Seine Spitzen Ohren zuckten unbehaglich und er blieb einen Moment lang wie erstarrt stehen. Ein Geräusch ertönte. Ein Rascheln im Gebüsch rechts neben ihm. Einen Moment hielt er die Luft an, bis er den Geruch einordnen konnte. Es war nur eine gewöhnliche Feldmaus, aufgeschreckt durch sein fluchen.

Nach kurzem zögern, lief er weiter. Er konnte sich kein erneutes Missgeschick leisten. Er prüfte schon zum fünften Mal die Luft - Nichts. Wie erwartet. Seine Lunge brannte von der schrecklichen Trockenheit und seine Augen tränten. Doch ein Gutes hatte die Trockenheit: Seine Tatzen hinterließen keinerlei Spuren auf der trockenen Erde. Noch einmal öffnete er das Maul um die Luft zu Prüfen. Er roch es. Der Geruch nach Verwesung und Tod. Ein kaltes, bittersüßes Gefühl beschlich ihn. Die altbekannte Angst kroch in ihm hoch.