Gebetsorte großer Religionen: Teil 1
Gebetsorte im Hinduismus
Tempel (Mandir: Gotteshaus)
Geschichte: Mandir ist das Haus Gottes. Es ist ein zentraler Ort für Hindus. Die ersten Hindutempel sind Felsentempel. Später wurden Tempel aus Stein erbaut.
Aufbau: Ein Mandir besteht aus Hallen, Höfen und Türmen.
Erkennungsmerkmale: Dem Tempel ist einer Gottheit gewidmet. Das können zum Beispiel Vishnu, Shiva, Ganesha oder eine andere hinduistische Gottheit sein. Diese steht als Skulptur oder Bild in der Mitte des Mandir stehen. Das wird Murti genannt. Besuchende bringen Opfergaben mit.
Praktik: Puja ist ein Ritual, das täglich oder an Festtagen praktiziert wird. Es kann auch überall woanders stattfinden – im eigenen Haus oder Hof, im Tempel oder in der Natur. Puja heißt so viel wie “Verehrung”.
Ashram in einem Kloster, Landhaus
Geschichte: Ashrams wurden vor tausenden Jahren von Gurus und Weisen gegründet. Sie wollten ihre Weisheit und Spiritualität weitergeben. Ashrams stammen ursprünglich aus Indien. Ashrams sind Zufluchtsorte, um frei von Alltagsproblemen, Stress und Druck zu sein. Es wird zusammen gebetet, meditiert und heilige Schriften studiert.
Aufbau: Ein Ashram besteht aus mehreren Gebäuden, in denen gewohnt und meditiert wird. Es gibt auch einen Tempel, in dem gebetet wird und spirituelle Zeremonien stattfinden.
Erkennungsmerkmale: Ashrams liegen außerhalb von Städten - meistens in der Natur. Ashrams sollen ein Ort der Ruhe und des Friedens sein, an dem sich Menschen selbst finden können. Ein Guru hilft dabei durch den Tag zu führen. Er oder sie ist eine wichtige Vertrauensperson für Schüler und Schülerinnen.
Praktik: spirituelle und heilende Praktiken wie Yoga, Meditation und Askese (das heißt, auf alles verzichten, was nicht dringend notwendig ist, um zu überleben)
Gebetsorte im Islam
Moschee (auf Arabisch “Masgid”)
Geschichte: Das arabische Wort Masgid bedeutet „Ort der Niederwerfung (zum Gebet). In der islamischen Geschichte bildete die Moschee die Mitte der Gemeinschaft.
Erkennungsmerkmale: Besonders auffällig sind die Minaretten und die große Kuppel vieler Moscheen. Minaretten sind hohe und spitze Türme.
Aufbau: Unter der Kuppel liegt der Gebetsraum, der mit einem Teppich ausgelegt ist. In vielen Moscheen gibt es einen zweiten Gebetsraum für Frauen. Beim Gebet spricht der Imam in die Gebetsnische. So kann die Gemeinde den Imam gut hören. Die Gebetsnische ist nach Mekka ausgerichtet.
Praktik: Im Gebetsraum treffen sich Muslime und Muslimas fünfmal am Tag zum Beten. Außerdem wird an islamischen Feiertagen und jeden Freitag beim Freitagsgebet zusammen gebetet. Vor dem Gebet geht man in den Waschraum, um Hände und Füße zu waschen. Im Gebetsraum kann man auch nachdenken, Ruhe finden oder im Koran lesen.
Mekka (Saudi-Arabien)
Geschichte: Mekka ist die Geburtsstadt des Propheten Mohammed.
Erkennungsmerkmale: In Mekka steht die Kaaba, das wichtigste Gebäude für Muslime und Muslimas. Sie ist ein würfelförmiges Gebäude mit einem heiligen, schwarzen Stein.
Praktik: Im zwölften Monat des Islamischen Kalenders Dhul-Hidscha sind die Tage des Hadsch. Tausende Menschen des islamischen Glaubens pilgern zu dieser Zeit nach Mekka. Die Umrundung der Kaaba heißt Tawaf.
Gebetsorte im Buddhismus
Stupa
Geschichte: Stupas gibt es schon seit ungefähr 2500 Jahren. Damals waren sie Grabstätten von Herrschern in Indien. Sie werden in Gedenken an Siddhartha Gautama, also Buddha, errichtet.
Aufbau: Eine Stupa dient als Aufbewahrungsraum wichtiger Objekte. Deswegen ist sie komplett zugemauert.
Erkennungsmerkmale: Sie ist klein und ähnelt einer spitzen Pyramide, die aus acht Ringen besteht. Oben steht eine Spitze, die in den Himmel zeigt. Das Bauwerk steht auf einem Sockel mit drei Etagen. Es gibt keine Türen und Fenster.
Praktik: Dort werden Objekte aufbewahrt, die besonders geschützt werden müssen. Das sind Überreste von heiligen Menschen oder Gegenständen. Gläubige umrunden die Stupa, während sie beten oder meditieren. Das Ritual nennt sich “Pradakshina”.
Pagode
Geschichte: Ursprung einer Pagode waren Stupas und chinesische Wohnhäuser. Mit der Zeit sind Pagoden aber zu buddhistischen Bauwerken geworden.
Aufbau: Der Innenraum besteht aus mehreren Stockwerken. Im Erdgeschoss ist eine Statue Buddhas. In den anderen Stockwerken gibt es eine Säule, in die die heiligen Überreste eingemauert sind. Viele Pagoden sind in der Nähe von Klostern.
Erkennungsmerkmale: hoher Turm mit vielen Dachvorsprüngen
Praktik: Dort werden, ähnlich wie in Stupas, heilige Gegenstände aufbewahrt. Zum neuen Jahr besuchen viele Gläubige Pagoden, um dort zu beten. Diese Pilgerfahrt nennt sich “Pagode”.
Tempel
Geschichte: Der erste buddhistische Tempel wurde 250 vor Christus zu Ehren Buddhas gebaut.
Aufbau: Innen steht in der Mitte des Raums ein Altar. Dazu gibt es noch eine oder mehrere Buddha-Statuen und Wandgemälde der Augen Buddhas. Sie sollen auf die Besucher und Besucherinnen blicken. Außerdem sind sie oft besonders mit Blumen und Früchten dekoriert.
Erkennungsmerkmale: Die Tempel können sehr unterschiedlich aussehen. Jeder Ort, in dem der Buddhismus praktiziert wird, kann durch eine Einweihungszeremonie als Tempel anerkannt werden.
Praktik: In Tempeln treffen sich Gläubige zum Beten oder auch zur Meditation. Sie dienen als Kloster oder als Ort für andere Veranstaltungen.
Kloster
Geschichte: Klöster stammen aus der Zeit, in der Buddha gelebt hat. Sie wurden gegründet, um die Lehren des Buddhismus weiterzugeben.
Aufbau: Klosteranlagen haben einen rechteckigen Innenhof. Um den Innenhof herum sind Wohnzellen für Mönche oder Nonnen.
Erkennungsmerkmale: sehr schlichtes Aussehen
Praktik: Dort leben buddhistischen Mönche oder Nonnen. In dem Kloster lernen sie die Lehren Buddhas kennen und wie sie den Buddhismus ausleben. Sie leben abgeschottet von der Welt.
Gebetshalle/ Chaitya-Halle
Geschichte: Früher waren Gebetshallen oft in Höhlen.
Aufbau: Die Räume haben oft eine Stupa, hohe abgerundete Decken und einen anliegenden halbrunden Raum. Häufig sind um sie herum noch Klosteranlagen.
Erkennungsmerkmale: Sie ist mit Buddha-Statuen geschmückt.
Praktik: Buddhisten und Buddhistinnen versammeln sich dort zum Gebet und zur Meditation.
Vihara
Geschichte: Viharas gibt es schon sehr lange. Ursprünglich waren sie Unterkünfte für Mönche und Nonnen. Mit der Zeit haben sie sich aber auch zu Tempeln, Klöstern, buddhistischen Universitäten oder Schulen entwickelt.
Aufbau: Eine Vihara ist ähnlich wie ein Kloster aufgebaut. Es gibt einen Innenhof oder eine Halle mit Wohnzellen.
Erkennungsmerkmale: Im Innenhof steht ein Heiligenschrein, der an Buddha erinnert. Der heißt Devala.
Praktik: Eine Vihara dient als kleine Unterkunft. Mönche und Nonnen können dort während der Regenzeit leben.
Gebetsorte im Christentum
Geschichte: Vor vielen Jahrhunderten mussten Christen und Christinnen sich im Geheimen, versteckt vor den Römern, treffen. Früher ging es nur darum, sich in der Gemeinde zu treffen. Mit der Zeit wurden die Bauten aber immer größer und prachtvoller.
Aufbau: In Kirchen gibt es einen Altarbereich. Dieser wird als heilig angesehen. Oft gibt es einen langen Innenraum mit Seitenschiffen. Darüber sind zwei hohe Türme. Die meisten Kirchen sind so gebaut, dass ihr Grundriss wie ein Kreuz aussieht.
Erkennungsmerkmale: In Kirchen hängen Kreuze und Kruzifixe. Besonders große und wichtige Kirchen heißen Dom, Kathedrale oder Basilika.
Praktik: Christen und Christinnen haben dort ihre Gottesdienste und Feste. Es wird aus der Bibel vorgelesen, gebetet, gepredigt oder gesungen. Es werden auch besondere Feste wie eine Taufe, Konfirmation, Kommunion, Firmung, Hochzeit oder eine Beerdigung gefeiert.
Kapelle
Geschichte: Kapellen entstehen oft als Zeichen der Dankbarkeit. Zum Beispiel für ein erhörtes Gebet. Manchmal entstehen sie mit der Zeit auch auf Pilgerwegen. Früher errichteten Bauern in der Nähe ihrer Höfe Kapellen, um ihren Wohlstand zu zeigen.
Aufbau: Sie haben einen Altar und oft auch ein Weihwasserbecken und Kruzifixe.
Erkennungsmerkmale: Sie sind meistens deutlich kleiner als Kirchen. Sie können frei stehen oder Teil eines Gebäudes sein. Es gibt sie zum Beispiel auch auf Friedhöfen, in Flughäfen oder Krankenhäusern.
Praktik: In einer Kapelle wird gebetet oder Abschied genommen. Sie kann aber auch als Unterschlupf dienen, zum Beispiel in den Bergen. Dort wird Gott für den Schutz vor Unwettern gedankt.
Kloster
Geschichte: Die ersten Klöster gab es schon im 4. Jahrhundert. Sie waren schon immer Orte, wo Geistliche leben konnten. Klöster waren aber auch Orte für Kunst und Forschung. Im Mittelalter waren Klöster auch Orte der Bildung. Dort wurde zum Beispiel Lesen und Schreiben gelernt.
Aufbau: Ein Kloster hat mehrere Gebäude. Dazu gehören eine Kirche, Wohngebäude, Arbeitsstätten und sogar ein Garten.
Erkennungsmerkmale: Ein Kloster ist von einer Klostermauer umgeben. Man lebt dort abgeschottet.
Praktik: In Klöstern leben Mönche oder Nonnen, die sich auf ein Leben mit Gott konzentrieren wollen. Mönche und Nonnen in Klöstern arbeiten und beten nach festen Regeln. Sie leben in einer Gemeinschaft, die Orden heißt.
Gebetsorte im Judentum
Synagoge
Geschichte: Das Wort Synagoge kommt aus dem griechischen und bezeichnet einen Versammlungsort.
Aufbau:
- in liberalen Synagogen: Männer und Frauen sind gleichberechtigt
- in orthodoxen Synagogen: Männer sitzen vorne, Frauen in einem eigenen Bereich dahinter, manchmal gibt es eine Art Balkon
- in sehr alten Synagogen: Frauen beten in einem Nebenraum
Erkennungsmerkmale: Synagogen sehen je nach Zeit und Ort unterschiedlich aus und werden ihrer Umgebung angepasst. Besondere Gegenstände sind die Torarolle, der Toraschrein und der Tisch für die Tora. Die Tora ist die Heilige Schrift von Juden und Jüdinnen.
Praktik: Gebetszeiten morgens, mittags und abends zum Gottesdienst, Vorträge, Konzerte und andere Veranstaltungen, Kinder lernen über das Judentum und die hebräische Sprache