Lernen

Mil­lio­nen ge­flüch­te­te Kin­der ge­hen nicht zur Schu­le 

Laut Artikel 28 der UN-Kinderrechtskonvention haben alle Kinder ein Recht darauf zu lernen. Alle Kinder auf der Welt sollen mindestens die Grundschule besuchen. In der Genfer Flüchtlingskonvention steht, dass dieses Recht auch für Kinder auf der Flucht gilt. Sie sollen die gleichen Chancen haben wie alle anderen Kinder. Sie sollen ebenso wie einheimische Kinder zur Schule gehen, eine Ausbildung machen oder studieren können.

Kinder auf der Flucht

Weltweit sind rund 34 Millionen Kinder (Mädchen und Jungen unter 18 Jahren) auf der Flucht. Gewalt, Hunger, Krieg, Unterdrückung und die Folgen der Klimakrise vertreiben sie aus ihrer Heimat. Manche fliehen in andere Länder, viele sind auch innerhalb des eigenen Landes auf der Flucht. Diese Flüchtlinge nennt man auch Binnenvertriebene.

Die meisten Flüchtlinge wohnen nicht in Flüchtlingscamps. Einige von ihnen finden Zuflucht bei Freunden oder Verwandten. Anderen stellt die Regierung des neuen Landes Material für den Hausbau oder kleine Grundstücke zur Verfügung, damit sie Landwirtschaft betreiben können. Mehr als die Hälfte aller Flüchtlinge flieht in Städte, da sie hoffen, dort leichter Arbeit zu finden.

Viele Kinder können in ihrem Heimatland nicht zur Schule gehen. Manchmal ist der Weg zur nächsten Schule viel zu weit, oft sind bewaffnete Konflikte der Grund oder Armut. Besonders Mädchen dürfen oft nicht zur Schule gehen. Viele Familien verlassen deshalb ihr Zuhause. Sie hoffen, dass ihre Kinder anderswo eine gute Bildung erhalten. Aber die Flucht macht es nicht immer besser. Für geflüchtete Kinder ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie nicht zur Schule gehen, fünf Mal so hoch wie bei anderen Kindern.

Schule im Flüchtlingscamp

Tafeln, Stifte und Papier, also alles, was zum Unterrichten und Lernen nötig ist, wird in den meisten Flüchtlingscamps von Hilfsorganisationen bereitgestellt. Leider reichen die Materialien oft nicht aus. In vielen Flüchtlingscamps gibt es keine oder nicht ausreichend Räumlichkeiten für den Unterricht.

Das Schulgebäude in einem Flüchtlingscamp in Tigray in Äthiopien (Nordafrika): ein ebenerdiges, langezogenes Gebäude, davor ein Sandplatz
Das Schulgebäude in einem Flüchtlingscamp in Tigray in Äthiopien (Nordafrika).

Welche Auswirkungen hat Corona?

Viele Flüchtlingscamps haben während der Corona-Pandemie auf digitales Lernen, also lernen am Computer, umgestellt. Selbst wenn Computer oder Tablets vorhanden sind, gibt es in vielen Camps oft keine stabile Internetverbindung oder keine stabile Stromversorgung. So können die Kinder nicht am Unterricht teilnehmen. Manche schon seit über zwei Jahren nicht.

In einigen Flüchtlingscamps gab oder gibt es die Corona-Regel, dass nur ein Familienmitglied am Tag das Camp verlassen darf. Wenn die Schule nicht direkt im Camp ist, kann nur ein Kind einer Familie die Schule im nächsten Ort besuchen.

86 Prozent, also ungefähr neun von zehn Flüchtlingen, leben in einem Entwicklungsland. Unterricht mit Internet, Laptop oder Tablet sind oft für die Einheimischen unerreichbar. Für die Flüchtlinge, die sie aufgenommen haben, erst recht. Es fehlt an der technischen Ausstattung und dem Geld dafür.

Warum ist Bildung gerade für geflüchtete Kinder so wichtig?

  • Bildung hilft den Kindern dabei, ihre schlimmen Kriegserlebnisse und die Flucht zu verarbeiten. Schule ist der Ort, an dem viele geflüchtete Kinder zum ersten Mal seit Monaten oder Jahren wieder lernen, spielen und Spaß haben können.

  • Geflüchtete Kinder möchten gern in das Land, in dem sie dann leben, aufgenommen werden. Das ist nur möglich, wenn die Kinder zur Schule gehen können.

  • Viele Flüchtlingscamps liegen weit weg von Städten oder größeren Dörfern. Die Kinder und Jugendlichen leben darin sehr abgeschieden vom Rest der Welt. Viele Camps sind sogar mit Mauern oder Zäunen umgeben. Der Besuch einer Schule im Ort fördert geflüchtete Kinder sehr. Sie lernen die Sprache des neuen Landes, knüpfen Kontakte und finden Freundinnen und Freunde auch außerhalb des Camps.

  • Die Eltern von geflüchteten Kindern wünschen sich für ihre Kinder eine gute Zukunft. Sie wünschen sich, dass ihre Kinder später eine gute Arbeit finden. Dann können sie ihre Familie in der Heimat unterstützen oder später dorthin zurückkehren, um ihr Land neu aufzubauen.

    Schulunterricht im Flüchtlingscamp Kutupalong in Bangladesch: zwei Kinder in kurzer Hose und T-Shirt sitzen auf dem Boden eines Raumes und basteln, um sie herum weitere Kinder
    Unterricht im Flüchtlingscamp Kutupalong in Bangladesch

Flüchtlinge in Europa

Viele der Geflüchteten erhoffen sich bessere Chancen und ein besseres Leben in einem der Länder der Europäischen Union (EU). Auf ihrer Fluchtroute kommt ein Großteil im Süden der EU an, zum Beispiel in Italien und Griechenland. Diese Länder nennt man auch Erstaufnahmeländer. Diese sogenannten Erstaufnahmeländer haben also sehr viel Verantwortung. Sie brauchen viel mehr Platz und Geld und Menschen, die alles organisieren, als andere Länder der EU. Das können diese Länder nicht allein schaffen. Deshalb fordern nicht nur Politikerinnen und Politiker mehr Unterstützung innerhalb der EU. Nur wenn sich alle Länder der EU gegenseitig helfen, kann die Situation zum Besten aller Geflüchteten gelöst werden.

Denn auch in Flüchtlingscamps in Europa können viele geflüchtete Kinder nicht zur Schule gehen. Das Uno-Flüchtlingshilfswerk fordert die Aufnahmeländer auf, geflüchteten Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen und ihnen so die Chance auf gute Abschlüsse zu geben.

Was ist die Genfer Flüchtlingskonvention?

Seit dem 28. Juli 1951 gilt die Genfer Flüchtlingskonvention (GFK). Sie gilt bis heute als der wichtigste Vertrag für den Schutz von Menschen auf der Flucht. Mittlerweile haben 149 Länder der Erde diesen Vertrag unterschrieben. In der GFK steht, was der Begriff „Flüchtling“ bedeutet. Sie bestimmt die Rechte von Flüchtlingen, zu denen Religions- und Bewegungsfreiheit gehören, sowie das Recht zu arbeiten und das Recht auf Bildung.

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Eure Kommentare

34 Millionen Kinder

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Hallo!

Ich habe eine Folge "Schau in meine Welt" gesehen. Es ging um ein Mädchen, Bushra. Sie ist mit der Familie in Bangladesch in einem großen Flüchtlingslager, denn in ihrer Heimat wurden Muslime verfolgt. In der Sendung wird gezeigt, wie die Familie im Flüchtlingslager lebt. Da ist auch eine Schule. Es gibt nicht so viele Sachen und alle Kinder haben zusammen Unterricht, egal wie alt sie sind. Das sah aus wie am Foto! Die Kinder haben alle im Unterricht mitgemacht und sind froh, dass sie zur Schule können. Ich wusste nicht, wie groß Flüchtlingslager sind! Die haben sogar einen Markt, wo sie hinfahren und Essen einkaufen. Das sind ganz normale Kinder, die sich gerne verkleiden, spielen und so. Ich kann die Sendung empfehlen. Man lernt viel über das Leben von anderen Kindern.