Natur und Mensch

Frag doch mal Hirsch­hau­sen zum Kli­ma­schutz

In „Frag doch mal die Maus“ macht eine Schulklasse ein Experiment: Wieviel CO2 sparen Kinder einer Klasse, wenn sie zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Schule fahren? – Erzählen Sie uns vom Experiment!

Dr. von Hirschhausen: Auf diese Idee hat uns Lilly gebracht. Sie ist mit 11 Jahren schon Deutsche Meisterin im Skateboardfahren. Und weil ihr das Board quasi an den Füßen festgewachsen ist, fährt sie damit auch gern zur Schule und spart so CO2. Lilly hat sich gefragt, was passieren würde, wenn ihre ganze Klasse aufs Auto verzichtet. Mein Maus-Kollege Christoph Biemann hat Lilly und ihre Klasse in Berlin besucht und es geschafft, die komplette Klasse zu motivieren, einen Tag lang mit dem Fahrrad, dem Skateboard oder zu Fuß zur Schule zu kommen. Gespart haben sie an einem Tag über 28 Kilogramm CO2.

Wie überraschend war das Ergebnis für Sie?

Dr. von Hirschhausen: Sehr. CO2 ist ja ein Gas, und es ist schwer zu begreifen, dass ein Gas überhaupt etwas wiegen kann. Man kann sich also schlecht vorstellen, ob das jetzt viel oder wenig ist. Wir haben das auf ein Jahr gerechnet: eine Klasse kann 5,22 Tonnen CO2 sparen, wenn alle Kids ohne Auto zur Schule kommen. Für unsere Quizfrage wir dann gefragt, wie viele Bäume man benötigt, um in einem Jahr 5,22 Tonnen CO2 aufzunehmen. Das Ergebnis: Über 300 Bäume!

Wie fanden die beteiligten Kinder das Experiment?

Dr. von Hirschhausen: Die hatten alle Spaß an der Sache und haben gerne mitgemacht! Und ich kann mir gut vorstellen, dass das ein oder andere Kind jetzt öfter als vorher CO2-frei zur Schule kommt. Vor allem bringen sie das Thema mit nach Hause, so dass die ganze Familie etwas davon mitbekommt. Ich kenne viele, die sich jetzt ernsthaft Gedanken machen, wie man Urlaub macht. Muss es immer ein Langstreckenflug sein oder kann man in der Stadt nicht sein Auto abschaffen. Da sind die Kinder oft schon weiter im Kopf als die Eltern. 

Welche anderen Gründe gibt es noch, warum Kinder lieber allein zur Schule gehen oder fahren sollten?

Dr. von Hirschhausen: Da gibt es zahlreiche: um Zeit mit den Freunden zu verbringen oder um den Kopf nach einem anstrengenden Schultag freizubekommen.  Und am allerwichtigsten: um sich einfach an der frischen Luft zu bewegen.

Sie unterstützen die Bewegung „Fridays for Future“ mit „Scientist for Future“. Warum ist Ihnen das Thema so wichtig?

Dr. von Hirschhausen: Das Thema hat für mich die oberste Priorität. Die Klimakrise bedroht unseren Planet und unsere Gesundheit so massiv, dass wir dringend handeln müssen. Entscheidend für mich war meine Begegnung mit Jane Goodall. Ich traf sie vor einem guten Jahr für ein Interview beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis. Sie ist die weltweit bekannteste Umweltaktivistin. Sie stellte mir eine ganz einfache Frage: „Wenn der Mensch die intelligenteste Art auf dem Planeten ist – warum zerstört er dann sein eigenes Zuhause?“ 

Wie finden Sie persönlich Greta Thunbergs Engagement?

Dr. von Hirschhausen: Ich finde sie konsequent und mutig. Ist es nicht ein Armutszeugnis für meine Generation, dass sich die Jugendlichen gerade vernünftiger verhalten als die Erwachsenen? Bei manchen Kommentaren über Greta habe ich das Gefühl, da schreiben trotzige Kinder im Sandkasten, denen man die Schaufel geklaut hat: "Wir wollen aber Auto fahren! Wir lassen uns von dieser Ökodiktatur nicht vorschreiben, was wir dürfen und was nicht!" Dabei müsste jeder vernünftige Mensch einsehen, dass es für uns alle kein lebenswertes Leben gibt, wenn wir so weitermachen.

Ein Vorwurf an Greta und die Bewegung lautet ja: Die wollen nur schwänzen und Party machen. Quatsch! Ich mag, dass FFF betont: Hört auf die Wissenschaft! Deshalb bin ich auch mit Scientists for Future aktiv geworden und bringe das Thema Klimakrise in den Gesundheitsbereich. Denn gesunde Menschen gibt es nur auf einem gesunden Planeten. Jetzt und erst recht in Zukunft. 

Sie haben mal gesagt, dass unsere Erde krank ist. Was genau meinten Sie damit?

Dr. von Hirschhausen: Unsere Erde hat Fieber und das Fieber steigt. Sie gehört auf die Intensivstation. Sie hat „Multiorganversagen“, wenn man die Symptome zusammenzählt, und das ist ein echter Notfall. Die Lunge im Amazonas wird abgeholzt, der Jetstream-Kreislauf bricht zusammen, die Meere sind verstopft mit Plastik und können bald keine Wärme mehr aufnehmen. Wenn man noch lachen könnte, könnte man sagen, die Erde hat eine schwere Infektion mit Homo Sapiens und anderen Rindviechern.

Was können Kinder noch selbst tun, um umweltbewusster und klimafreundlicher zu leben?

Dr. von Hirschhausen: Es gibt Maßnahmen, die Kinder mit ihren Eltern einfach umsetzen können: Einen Pulli anziehen, statt die Heizung aufzudrehen, den Familienurlaub am Bodensee statt in Botswana planen. Und aufhören, Lebensmittel zu verschwenden, denn ein Drittel landet in der Tonne. Aber individuelle Maßnahmen allein reichen nicht. Deshalb ganz wichtig: politisches Engagement, die eigene Stimme und Plakate erheben – auch wenn man noch nicht wählen darf, freuen sich Umweltverbände über engagierte Mitarbeiter. Gemeinsam schafft man so viel mehr. 

Haben Sie in letzter Zeit Dinge in Ihrem Leben geändert – der Umwelt zuliebe?

Dr. von Hirschhausen: Das wichtigste was jeder tun kann ist, darüber zu sprechen. Die Gesellschaft und die Politik muss daran erinnert werden: Wir müssen JETZT was tun! Ich bin viel unterwegs, und bringe das Thema auf eine witzige Art und Weise jeden Abend zu vielen Tausenden Zuschauern und fahre grundsätzlich, wo immer es geht mit meiner Bahncard 100. Ich bin Botschafter für ATMOSFAIR, um den CO2-Ausgleich konsequent zu bezahlen, wenn ich fliegen muss. Und meine Stiftung HUMOR HILFT HEILEN kompensiert auch über ATMOSFAIR ihren Energieverbrauch. Persönlich esse ich seit einem halben Jahr kaum mehr Fleisch – und es fehlt mir nicht. Mein letzter Lustkauf war ein schickes Rad, mit dem ich super gerne vor mich hin strampele. Ich freue mich, wenn ich an allen Autos vorbeiziehe, die im Stau stehen. Ein bisschen Schadenfreude ist okay.

Vielen Dank für das Interview!

Über Dr. Eckart von Hirschhausen

Dr. Eckart von Hirschhausen ist Doktor der Medizin und Journalist. Seit über 20 Jahren ist er als Komiker, Autor und Moderator unterwegs.

In der ARD moderiert Eckart von Hirschhausen unter anderem die Familienquizshow „Frag doch mal die Maus“ und „Hirschhausens Quiz des Menschen“.

Seit 2018 engagiert er sich in „Scientists for Future" und setzt sich so für eine bessere Klimapolitik ein.

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Ich liebe diese Sendung

Ich habe die Sendung im Fernsehen gesehen und fand es echt toll. ich fahre fast nur mit dem Fahrrad zur Schule.