Natur und Mensch

Un­ser neu­es Huhn und war­um es so trau­rig ist

Manche von euch wissen vielleicht, dass wir 14 Hühner haben. Nun, jetzt sind es 15.

Aber ich habe sehr gemischte Gefühle und habe in letzter Zeit mehrmals darüber geweint. Ihr denkt bestimmt: "Hä, das ist doch schön!" Ja, es ist wunderschön, dass wir jetzt noch die Mini aufgenommen haben! (Wir haben sie Mini genannt, denn sie ist klein, obwohl sie schon 4 Jahre alt ist)

Aber die Zustände, aus denen Mini gekommen ist, sind sooo traurig. Es ist nämlich so:

Hühner in Legebetrieben

Mini ist aus einem Brut-Automaten mit tausenden anderen Küken geschlüpft, in einem großen Betrieb. Alle diese kleinen Küken piepsten nach ihrer Mutter (Küken brauchen ihre Mama, nachdem sie schlüpfen). Aber es kam keine Antwort. Denn der Betrieb hatte die Hennen von ihren Eiern getrennt, um die Eier auszubrüten. Auf einem Fließband ging es weiter.

Dann kam sie in den Legebetrieb, wo Hennen einfach Eier legen sollen, die dann verkauft werden. Die Hühner in den Legebetrieben werden normalerweise schlecht behandelt. Gar nicht wie Tiere, sondern eher wie Nutzgegenstände. Zum Glück wurde sie nicht schwer verletzt, denn vielen Hühnern geht es da leider so.

Sie war 12 Monate dort und hat in der Zeit über 300 Eier gelegt. Dieser Legebetrieb hatte sogar ein Bio-Siegel. Es gab auch einen Freilauf. Aber das war für Mini auch nicht wirklich toll: Es waren einfach so viele Tiere, da ist jedes Huhn überfordert. Hühner brauchen eine feste Freundegruppe mit einer klaren Rangfolge. Bei so einer Masse an Tieren war es total unmöglich, feste Freundschaften zu finden. Stellt euch mal vor, in eurer Klasse wären nicht 20-30 Kinder, sondern 500! In so einer Klasse könnte man gar nicht richtig lernen, es wäre immer zu laut und es wäre auch schwer, richtige Freunde zu finden. So ging es Mini.

Und so ging es auch allen anderen Hühnern, und das macht sie traurig und aggressiv. Dann greifen sie sich gegenseitig an. Viele Hühner haben sich dann trotz des Freilaufs nicht mehr nach draußen getraut. Es gab dort zu viele Attacken von Greifvögeln, zu viel Angst vor den anderen Hennen.

So ging es also 12 Monate für Mini. Und die Leute kauften ihre Eier mit dem Gewissen, dass es ja Bio ist und es den Hennen ja sooo gut geht. Klar ist Bio mit Freilauf besser als Bodenhaltung, aber die Betriebe sind meistens so groß, dass die Tiere trotzdem psychische Störungen bekommen, krank werden und ein trauriges Leben haben.

Minis Leben danach

Nach diesen 12 Monaten sollte sie eigentlich getötet werden, aber ein Bekannter von uns kannte den Besitzer des Betriebs und hat sie übernommen.

Sie verstand sich allerdings nicht so gut mit seinen anderen Hühnern und deswegen hat er uns gefragt, ob wir sie übernehmen. Jetzt haben wir eine Testphase gemacht und sie scheint sich gut mit unseren Hühnern zu verstehen. Deswegen bleibt sie jetzt hier.

Sie ist vernarbt, dünn und war am Anfang noch total ohne Federn, jetzt wachsen ihr die ersten wieder nach und sie nimmt gerade an Gewicht zu, endlich. Sie hatte schon zwei Arzttermine und hat demnächst einen dritten.

Aber sie ist total ängstlich und flieht immer vor uns Menschen und manchmal auch vor den anderen Hühnern. Dabei ist sie eigentlich sehr neugierig. Wenn ich sie heimlich vom Fenster aus beobachte und sie mich nicht sehen kann, sieht man, wie sie an den Büschen rumpickt oder die Schaukel ausprobiert oder einfach mal kurz rumrennt und gackert. Aber wenn wir kommen, versteckt sie sich. Daran merkt man auch, dass die Menschen im Legebetrieb sicher nicht nett zu ihr waren.

Das kannst du tun! 

Bitte, wenn ihr irgendwie die Möglichkeit habt, eure Eier von einem kleinen Bauern in der Nähe zu kaufen wo ihr den Hühner-Auslauf und Stall sehen könnt, dann kauft sie dort. Hühner brauchen kleinere Gruppen, sie brauchen Freiheit, Wiese, Bäume, Büsche. Hühner sind ursprünglich Dschungeltiere! Sie mögen es, ein kleines Waldstück auf dem Gelände zu haben! Sie mögen Überdachungen, Spielzeug, Klettermöglichkeiten, leckeres Biofutter, Freunde! Sie haben eigene verschiedene Persönlichkeiten und die müssen sich auch entfalten können! Das ist in riesigen Betrieben nicht möglich, selbst wenn sie Freiland- oder Biosiegel haben.

Wenn ihr die Möglichkeit nicht habt und die Eier im Supermarkt kaufen müsst, dann ist Bio natürlich trotzdem immer noch die beste Wahl. Vielleicht könnt ihr es in dem Fall auch ein bisschen reduzieren, wie viele Eier ihr kauft. Für Kuchen backen gibt es ja 1000 Rezepte ohne Ei.

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Eure Kommentare

Toll, dass ihr es bei euch aufgenommen habt!!! 

Oh nein, die arme 😢 Mit Euch hatte sie echt Glück! Es ist so traurig, dass Tiere so behandelt werden, als wären sie keine Lebewesen 😢

Wir bekommen die Eier immer von Oma und Opa, die haben nämlich auch eigene Hühner, wir müssen also nie welche kaufen 

Danke für diesen tollen Artikel! Ich glaube vielen ist gar nicht bewusst wie schlecht es den Tieren eigentlich geht und wie schrecklich das Allgemein ist. Ich finde es toll das ihr euch um Mimi kümmert!

Die arme Mini !!! Sehr traurig 😢. Hoffentlich hat sie bald keine Angst mehr und vergisst die Vergangenheit 🙂