Panorama

Was macht ei­gent­lich ei­ne Pi­lo­tin?

PLANES Interview mit der Lufthansa-Pilotin Victoria Beck

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Pilotin zu werden?

Es war bei mir ein wirklich sehr langer Weg, um dorthin zu kommen. Immer ein Bauklotz mehr über die Jahre. Es fing damit an, dass ich als kleines Kind immer meine Oma besuchen durfte. Da durfte ich dann alleine von Stuttgart nach Frankfurt fliegen und das fand ich total aufregend, immer mit dieser großen, gelben Lufthansa-Tasche zu reisen, wo der Name, die Telefonnummer und das Ticket drin waren. Da durfte ich dann schon im Cockpit sitzen, wovon ich total begeistert war und hatte dort auch gar keine Angst. Später lernte ich dann den Papa einer Freundin kennen, der auch Pilot war. Da war ich dann hin und weg, einen Kapitän kennen gelernt zu haben. Meine Freundin wollte dann auch Pilotin werden, was sie jetzt auch ist.

Ich habe dann das Gleitschirmfliegen angefangen und hatte in der Schule eh schon viel Spaß an Mathematik und Naturwissenschaften, das muss ich zugeben. All das in Verbindung mit dem Gleitschirmfliegen hat mich in meiner Freude am Fliegen nur bestärkt.

Dann bin ich ein halbes Jahr als Flugbegleiterin geflogen, weil ich wirklich dachte, „Mensch, jetzt möchte ich mich bewerben“, aber ich habe mich nicht so richtig getraut. Das war für mich rückblickend der beste Weg, erst mal in der Kabine mitzufliegen und sich alles ein bisschen von hinten anzuschauen und auch zu fühlen, wie ist es denn so, so früh aufzustehen und dort in einem Flugzeug zu arbeiten. Ich saß auch ständig im Cockpit bei jedem Start und jeder Landung und war oft im Flugsimulator und war dann sicher: Das ist der Beruf, den ich machen möchte!

Verdient man viel als Pilotin?

Das erste Jahresgehalt eines jungen Copiloten beträgt rund 60.000€ brutto. Aber vielleicht ist es hier ganz gut, wenn ich ein bisschen was zur Ausbildung erzähle, um das Ganze den richtigen Rahmen zu geben. Die Ausbildung kostet ja tatsächlich auch Geld bei der Lufthansa. Wir müssen da natürlich zuerst die Eingangstests bestehen, um die Ausbildung machen zu können. Einmal aufgenommen, muss man 60.000 € selbst bezahlen, das ist die Hälfte der gesamten Ausbildungskosten. Aber die bezahlt man erst dann, wenn man die Ausbildung auch bestanden hat und das Fliegen anfängt. Also erst dann, wenn ich Geld verdiene, zahle ich die Kosten monatlich zurück. Ich merke das gar nicht, denn das wird von meinem Brutto-Gehalt abgezogen. 250 oder 500€ im Monat. Das kann ich selbst wählen und wird dann über die nächsten zehn Jahre zurückgezahlt. Die restlichen 60.000 €, die Ausbildung kostet, zahlt dann Lufthansa.

Wenn Sie jetzt ein Flugzeug steuern von Stuttgart bis Chicago – bleiben Sie dann in Chicago oder fliegen Sie zurück oder wie ist das dann? Wo wohnen Sie in der Zeit?

Nach der Landung steigen die Passagiere zuerst aus und dann machen wir den Flieger endfertig. Es gibt noch verschiedene Checklisten, die wir dann abarbeiten müssen, bevor auch wir aussteigen und unsere Koffer holen. Danach werden wir mit einem Bus, der schon auf uns wartet, direkt ins Hotel gebracht, das die Lufthansa für uns bucht. Das sind dann immer sehr schöne Hotels und in Chicago schätze ich mal, hätten wir dann ca. 24 Stunden Aufenthalt, bevor wir wieder zurückfliegen. Das Flugzeug, mit dem wir angekommen sind, wartet natürlich nicht auf uns, sondern fliegt gleich wieder zurück mit einer anderen Crew.

Wie hoch könnte so ein Flugzeug theoretisch fliegen, bevor die Luft dünn wird oder anderes?

Auf dem A320, das Flugzeugmuster, welches ich zurzeit fliege, sind es  etwa 39.000 Fuß, umgerechnet knapp zwölf Kilometer. Diese Höhe ist aber natürlich auch abhängig von dem Gewicht des Flugzeuges und z.B. auch von der Temperatur der Atmosphäre. Da mit zunehmender Höhe der Luftdruck und damit die Dichte der Atmosphäre sinkt, verringert sich auch der Auftrieb des Flugzeuges und beschränkt somit die Flughöhe.

Was ist für Sie das Beste: Landung, Start oder das Fliegen zwischendrin?

Die Landung. Das ist für uns auch die Phase, in der wir am konzentriertesten sind. Beim Start natürlich auch, aber bei der Landung noch mehr. Es ist einfach die größte Herausforderung da wir meistens das Flugzeug manuell landen. Mal kommt der Wind besonders stark von links oder mal besonders stark von rechts und es wird turbulent. Gerade im Sommer haben wir viele Turbulenzen, weil die ganze warme Luft nach oben steigt. Das merkt man dann auch im Flieger, wenn es ordentlich ruckelt und schaukelt. Dieses Gefühl hat man im Winter eher nicht, wenn es so kalt ist. Da kann es dann sogar eher sein, dass der Autopilot die Landung macht und wir uns auf die Instrumente verlassen, da wir aufgrund von einer Nebelwetterlage wenig  sehen. Es ist weiterhin ein tolles Gefühl, dieses Flugzeug ganz weich auf dem Boden aufzusetzen und dann auch diesen Applaus der Passagiere hinten zu hören. Über den freuen wir uns jedes Mal.

Meine Mutter hat Flugangst wie Dusty in PLANES und will deshalb nicht zu meiner Tante nach Amerika. Sie fürchtet einen Absturz oder so was. Ist diese Angst begründet? Was für Argumente gibt es dagegen?

Tatsächlich ist es ja so, dass Fliegen um einiges sicherer ist, als Autofahren. Von daher muss man da wirklich keine Angst haben. Aber ich verstehe es tatsächlich, dass man Flugangst hat. Es ist wirklich ein komisches Gefühl, einfach dem Piloten ausgeliefert zu sein. Da hinten drin zu sitzen und nicht zu wissen, was gemacht wird.

Das ist beim Autofahren ja anders, wo man direkt daneben oder hinter dem Fahrer sitzt. Man fliegt ja auch mit so einer schnellen Geschwindigkeit und es wackelt ein bisschen – das ungute Gefühl dabei kann ich schon verstehen. Aber ich kann der Mutter wirklich nur sagen, dass fliegen heutzutage so sicher ist und die Piloten da vorne auch so gut ausgebildet sind, dass sie sich wirklich da keine Sorgen zu machen braucht. Wenn die äußeren Umstände es auch nur andeuten würden, dass es zu kritisch wäre, zu fliegen, würden wir a) gar nicht starten oder b) einen Ausweichflughafen nehmen.

Was ist, wenn der/die Pilot/in mal aufs Klo muss?

Das ist gar kein Problem. Dann gehen wir einfach auf die Toilette. Wir haben leider keine private Toilette, sondern benutzen die, die auch die Business Class oder die Erste Klasse benutzt. Die ist direkt hinter unserer Tür und wenn ich die Toilette benutzen muss oder mich einfach mal frisch machen möchte, dann sage ich zum Kapitän „ You have control“. Er übernimmt dann die Steuerung des Flugzeuges und den Funk. Das heißt, er muss dann beides gleichzeitig machen und ich gehe dann kurz auf die Toilette. Arg lange lasse ich ihn dann natürlich nicht alleine.

Sind nicht die meisten Piloten Männer? Wie ist das für Sie?

Ja, die meisten Piloten sind tatsächlich Männer. Aber wir haben mittlerweile auch eine große Anzahl Co-Pilotinnen und eben auch Kapitäninnen. Es macht sehr viel Spaß mit einer Kapitänin zusammen zu fliegen, aber es ist auch super, gemeinsam mit einem Kapitän im Cockpit zu sitzen. Es ist weder das eine negativer als das andere und überhaupt kein Problem, egal mit wem man zusammen fliegt.

Vielen Dank für das spannende Interview!

Fakten zum Beruf

Beruf: Pilotin/ Pilot

Voraussetzung: Abitur

Studium: Aviation Management and Piloting (2-6 Jahre)

Ausbildung: Verkehrsflugzeugführer/in  oder zum Berufsflugzeugführer/in

Schulische Interessen: Fremdsprachen, Mathematik, Deutsch, Geografie

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Eure Kommentare

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Wie kommen eigentlich die Streifen in die Schokocreme

 

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wirklich cool 

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ich liebe es

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ich finde es toll weil wen ich Erwachsen bin möchte ich auch Pilotin werden als ich klein war hatte ich auch angst vor ein Absturz aber dank euch habe ich keine Angst mehr und jetzt liebe ich mit dem Flugzeug zu fahren.
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DANKE FÜR DIE ANTWORTEN!

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Hallo, wie hoch könnte so ein Flugzeug theoretisch fliegen, bevor die Luft zu dünn wird oder anderes? Was ist, wenn der/die PilotIn mal aufs Klo muss? Und: Wenn Sie jetzt ein Flugzeug steuern von Stuttgart bis Chicago - bleiben sie dann in Chicago oder fliegen sie zurück oder wie ist das dann? Wo wohnen Sie in der Zeit? Danke :)

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waren sie schonmal in einem luftloch oder so? oder in einem sturm? was war ihr schlimmstes erlebnis an bord? ja, das würd mich auch interessieren, ob der pilot überhaupt das klatschen hört xD

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Ich bin geflogen, heute zurückgekommen und habe auch Fragen: Was ist für Sie das Beste - Landung, Start, zwischendrin? Hört der Pilot/die Pilotin überhaupt, wenn die Passagiere klatschen?^^

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1. Wie viele Stunden muss man circa arbeiten pro Tag? 2. Verdient man da viel? 3. Hat man keine Angst vor einem Absturz?