Politik

In­ter­view mit ei­nem Ver­an­stal­ter der U18-Wahl 2021

Karl Ulke ist Leiter des Kinder- und Jugendzentrums "Die Oase" in Berlin, dass bei der U18-Wahl auch ein Wahllokal ist. Uns hat er ein paar Fragen beantwortet. 

Warum haben Sie das Wahllokal eröffnet?  

Karl Ulke: Die Wahl ist ein super Anlass, Projekte mit Kindern und Jugendlichen zu machen. Das finde ich ganz toll. Wir haben die Wahl im Vorfeld mit den Kindern und Jugendlichen gemeinsam organisiert. Ein Team von ein paar Kids hat uns geholfen, die Wahlurne zu basteln und sich überlegt, wie das heute ausschauen soll und wie das heute gemacht werden soll.

Warum ist Ihnen Partizipation bei Kindern und Jugendlichen wichtig? 

Karl Ulke: Partizipation ist uns wichtig, weil das die Grundlage unserer ganzen Arbeit ist. Wir machen offene Kinder- und Jugendarbeit und die Idee bei uns ist es, dass Kinder und Jugendliche sich den Raum aneignen. Das heißt, dass sie selber entdecken, was sie machen wollen und wie sie den Raum gestalten und verändern wollen. Wir machen im besten Fall alles, was wir machen, mit den Kindern und Jugendlichen zusammen. Meistens braucht es irgendeinen Anlass und dafür sind zum Beispiel solche Sachen wie die U18-Wahl gut.

Jedoch glaube ich, die U18-Wahl ist ein ganz schönes Beispiel für Partizipation zum einen, zum anderen aber auch nicht. Die Frage kommt irgendwann immer: Wird meine Stimme auch in echt gezählt? Das ist ein Beispiel dafür, wie Partizipation nicht laufen sollte: Man fragt jemanden, aber eigentlich ist das Ergebnis gar nicht so wichtig. Die Straße soll umgestaltet werden und Kinder werden mit einbezogen. Aber die Kinder kommen mit lustigen, verrückten Ideen, die oft gar nicht machbar sind.  

Ich glaube, die U18-Wahl ist zweiseitig, aber deswegen nicht schlecht. Es geht vielmehr um politische Bildung und Demokratieerziehung. Mit Kindern über Erst- und Zweitstimme zu reden, ist schon eine spannende Sache.

Wie viel Arbeit steckt eigentlich hinter dem Eröffnen eines Wahllokals?

Karl Ulke: Das ist, glaube ich, ganz unterschiedlich. Bei uns war es extrem viel Arbeit. Das liegt aber auch daran, dass die Einrichtung Anfang des Jahres einen Neustart hatte. So ein Anlass ist auch für uns gut, um uns bei solchen Veranstaltungen auszuprobieren. Umso mehr Arbeit ist es aber. Wir haben viele Stationen für die Wahl, zum Beispiel Siebdruck und Buttons. Wir haben  auch einen Wahl-O-Mat für die Kinder gebastelt. Also es war schon sehr viel Arbeit für uns.

Andere Kinder- und Jugendeinrichtungen meinten, dass sie mit einer Wahlbeteiligung von 25 Stimmen rechnen würden. Ist das nicht etwas enttäuschend?

Karl Ulke: Aber die Frage ist ja auch: Warum sollte sich ein Kind für eine U18-Wahl faszinieren, wenn diese Stimme nicht in der Politik gezählt wird? Die U18-Wahl wirft auch interessante Diskussionen auf. Gerade mit den Jugendlichen: Wir haben auch einige geflüchtete junge Menschen. Da sind einige auch über 18. Mit denen haben wir auch darüber gesprochen, warum es so ist, dass sie mit über 18 Jahren auch nicht wählen dürfen.

Also erhoffen Sie sich jetzt nicht so richtig was von der Wahl? 

Karl Ulke: Doch schon, es geht ja um Beteiligung. Ich glaube, was trainiert wird ist, dass Kinder sich Gedanken über eine Wahl machen. Sie setzen sich mit den Rahmenbedingungen einer Wahl auseinander: Warum ist die geheim? Was heißt geheim? Die Erst- und Zweitstimme – das ist dann schon Champions League. Man spricht über Parteien. Wir haben in den Sommerferien ein Projekt gemacht, wo wir Wahlplakate erstellt haben. Wir haben Wahlplakate von den Parteien bekommen und uns die angeschaut. Wir haben vieles besprochen. Aber es ist auch immer die Frage, mit welchen Kindern man wie einsteigen kann. Mit den Älteren natürlich mehr. Es bleibt auf alle Fälle was hängen. Ich glaube jedoch, dass je nach Kind unterschiedlich ist, was hängen bleibt.

Danke für das Interview.

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