Aben­teu­er ei­ner Sei­fe

Wie alles begann...

Diesen Vormittag werde ich wohl nie vergessen... Oh, hi! Ich bin Soapy! Ich habe euch gar nicht bemerkt, ich war in Gedanken. Ich bin... das weiss ich selbst nicht genau. Meine Mutter sagte immer, dass ich ein wunderbares Seifchen sei, also bin ich wohl ein Seifchen, obwohl ich nicht weiss, was das ist. Ich habe auch einen kleinen Bruder, Bubbles. Mein Lieblingsessen ist Wasserkuchen, aber ich weiss noch längst nicht so viel wie meine Mutter. Sie war sogar schon auf echten Reisen dabei! Aber vielleicht erzähle ich euch mal von meinem Abenteuer am Vormittag...

Ich lag in meinem Bett am Wasserfall - so nennen wir den Ort in unserer Familie. Ich schlummerte tief und fest... Als mich plötzlich etwas aus meinem Zimmer hob! Ich zog mich zurück, nach einer Zeit wagte ich mich aber wieder raus. Zuerst schielte ich ein wenig über den Rand, aber dann kraxelte ich aus meinem Bett. Als ich draussen war, schlitterte ich - und fiel ins Wasser! Ich weiss nicht, wo das ganze Wasser herkam, aber mir schien es nichts auszumachen, denn ich kam schnell wieder heraus. Plötzlich fühlte ich, wie ich von etwas weichem umklammert wurde. Ich dachte, dass ich hier nicht wieder rauskam, als ich gegen einen Gegenstand gerieben wurde und mich danach wieder in meinem Bett befand. Wie war das möglich?, dachte ich, denn ich wusste doch, dass ich gegen einen Gegenstand gerieben wurde! Ich konnte doch nicht schweben, oder? Dann wurde ich wieder umklammert, aber danach glitt ich wieder ins Wasser. "Mist!" rief eine Stimme. Wer konnte das gewesen sein? Doch nicht etwa ein Mensch?!

Erste Gespräche

"Mist was?" wagte ich mich zurückzurufen. "Hä?" sagte die Stimme verdattert. "Seit wann können Seifen denn sprechen?" "Was ist eine Seife?" fragte ich. "Und was bist du?" "Ich? Ja, ich bin ein Mensch!" Ich erstarrte. Mensch? MENSCH?! Meine Mutter hatte mich immer vor Menschen gewarnt, da diese uns benutzen, und immer, wenn wir gegen ihren Körper gerieben werden, dann schrumpfen wir ein wenig. Wie das funktioniert, habe ich noch nie gewusst, und meine Mutter eigentlich auch nicht. "Und du bist auch eine Seife!" rief die Stimme zurück. "Ich dachte immer, ich wäre ein Seifchen, so hat mich meine Mutter immer genannt!" rief ich empört. "Was auch immer ein Seifchen sei, du bist und bleibst eine Seife!" Aha. Ich bin also eine Seife. Interessant.

"Und was war mit deiner Mutter? Ist sie hier irgendwo?" "Nein, meine Mutter war vor einiger Zeit geschrumpft, sie war wie verschwunden..." antwortete ich. "Du meinst geschmolzen, oder?" Meine Mutter soll geschmolzen sein? Das ist doch Unsinn! Ich wagte es nicht, meine Gedanken auszusprechen. Stattdessen fragte ich: "Hä?". "Ja, immer, wenn eine Seife in Berührung mit Wasser kommt, nimmt das Wasser ein Stück von der Seife mit."

Ja, wie soll das denn funktionieren? Ich sah plötzlich etwas hellgefärbtes mit einem roten Streifen in der Mitte, zwei weissen Punkten ein bisschen weiter oben drin und wuscheligem... ich glaube es hiess Haar. Ich guckte dumm rein. "Was? Hattest du noch nie zuvor ein Menschengesicht gesehen?"

"Ehrlich gesagt, nein." antwortete ich. "Wie heisst du überhaupt?" "Elisabeth, aber du kannst mich auch Lizzy nennen. Und du?" fragte Lizzy. "Soapy." antwortete ich zögernd. "Ah, schöner Name für eine Seife." "Und ich habe auch einen kleinen Bruder, Bubbles." sagte ich. "Und wo ist der?" "Dort, beim Wasserfall" erklärte ich und guckte in dessen Richtung. "Du meinst das Waschbecken?"

Fragen über Fragen

Ich wusste zwar nicht, was ein 'Waschbecken' ist, trotzdem bejahte ich. "Ich könnte vielleicht eine Geschichte über unser Erlebnis schreiben! Auf KidsVille.de!" rief Lizzy erfreut. "Kidswas?" "KidsVille.de!" "Was ist das?" fragte ich. "Das ist eine Website." "Und was ist eine Website?" "Weisst du überhaupt über's Internet?!" fragte Lizzy genervt und verdrehte die Augen. "Nein, was ist das denn?" Lizzy stöhnte und erklärte es mir.

"Das Internet ist wie ein unsichtbares grosses, nein, GIGANTISCHES Netz! Das heisst es ja auch! Internet heisst so etwas wie 'grosses Netz'. Ich weiss es aber nicht genau. Das Internet ist dazu da, dass Menschen miteinander reden können und so. Eine Website ist ein Ort im Internet, auf dem man Sachen machen kann und eben mit anderen Leuten kommunizieren kann, wie ich vorhin schon gesagt habe.

KidsVille.de ist eine von diesen Websites." "Aha. Und was macht man alles so dort?" fragte ich wieder. "Man kann sich dort anmelden und..." "Was ist anmelden?" unterbrach ich sie. Lizzy verdrehte die Augen und begann es mir zu erzählen. "Anmelden ist, wenn man sich einen Benutzernamen aussucht und ein Passwort." "So viele schwierige Dinge! Was zur Welt ist denn jetzt ein Passwort?" "Ein Passwort ist ein Wort, dass aus Buchstaben und Zahlen entsteht!" sagte Lizzy leicht gereizt.

Oje, vielleicht hätte ich nicht so viele Fragen stellen, sondern lieber zuhören sollen..., dachte ich. "Und... was sind Buchstaben und Zahlen?" fragte ich vorsichtshalber. Lizzy stöhnte wieder... und erklärte es mir. "Buchstaben und Zahlen... ich kann dir nicht beschreiben, wie sie aussehen, aber ich kann es dir auf die Glasscheibe zeichnen." "Was ist eine Glasscheibe?" fragte ich, bekam aber keine Antwort. Lizzy begann Zeichen hin zu malen. Sie sahen irgendwie so aus: A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z. "So, das ist das Alphabet. Und jetzt male ich dir noch Zahlen hin." Lizzy fing an, noch mehr Zeichen hin zu zeichnen, die diesmal ganz anders aussahen: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0. "Aus diesen zehn Ziffern entstehen Zahlen. Es gibt kleine, wie die 11, und es gibt ganz grosse, wie die 134'700." Wow, das war eine grosse Zahl.

"Und was macht man auf KidsVille? Das hast du mir noch nicht zu Ende erklärt!" "Ach, so! Also, auf KidsVille.de kann man sich anmelden und zum Beispiel der Benutzer Bibo55 sein. Dort kann man Geschichten veröffentlichen, Witze erzählen und so. Das alles sieht man dann auf seiner Homepage." "Okay, verstanden. Aber... was ist jetzt ein Homedingsbums?" "Eine Homepage ist ein Ort, wo du wie an den Anfang gehen kannst. Es heisst eigentlich sowas wie 'Hausseite' oder so. Was ich aber eigentlich sagen wollte ist, das man die Geschichten und so auf seinem Profil sehen kann. Das ist genau das gleiche, nur dass es sich um seine eigene 'Hausseite' handelt!" erklärte sie ruhig. Was Lizzy alles weiss, dachte ich bewundernd. Aber ich wollte eigentlich wissen, was hier vor sich geht, und warum sie mich aus meinem Zimmer gehoben hatte!

Auf Wiedersehen!

"Warum hast du mich aus meinem Schlaf gestört?" fragte ich Lizzy und zeigte auf mein Bett. "Du hast mich samt Bett aus meinem Zimmer gehoben!" "Das ist kein Bett, sondern eine Seifenschale. Und wir brauchen euch Seifen zum Waschen! Das mache ich hier nämlich. Ich bade und wasche mich." Mein Bett soll also eine Seifenschale sein?! Was die sich erlaubt! Echt, das kann sie doch mir nicht vorschreiben, wie ich mein Bett nennen soll! Aber das werde ich vielleicht nicht sagen... Sonst werde ich sie ja sauer machen... "Oh! Meine Mutter kommt rein! Ich sollte jetzt vielleicht nicht mehr mit dir sprechen, oder sie wird denken, dass ich fantasiere!" rief Lizzy. "Es war schön, dich kennenzulernen, Lizzy. Tschüss!" sagte ich.

"Elisabeth! Mit wem hattest du da geredet?" rief da eine Stimme, die Lizzys Stimme sehr ähnelte. Es trat eine sehr grosse Gestalt herein. "Mit mir selbst, Mama!" "Dann wird's bald mit Waschen? Du bist schon sehr lange hier drin!" Ich hatte, ehrlich gesagt, ein bisschen Angst. "Ich komme ja schon raus!" rief Lizzy ihrer Mutter zu. "Na gut. Ich warte draussen auf dich!" rief ihre Mutter und ging wieder raus. "Tschüss, Soapy. War schön, dich kennenzulernen." flüsterte sie, während sie mich wieder zurück in mein Zimmer stellte.

Als ich in meinem Bett lag und weiterschlief, kam Bubbles zu mir gerannt und fragte mich: "Soapy! Wo warst du so lange, Schwesterherz?" Ich antwortete meinem Bruder: "Ich habe eine neue Freundin" und erzählte ihm mein Abenteuer...

"Soapy! Abendessen!" Oh, mein Papa ruft mich zum Abendessen! Bestimmt lecker Wasserkuchen! Mmm, lecker! Tschüss!