Wolfs­haar – Ka­pi­tel 3

Das Krankenzimmer

„Suna“, hörte sie eine Stimme sagen, „aufwachen“. Suna schlug die Augen auf. Sie lag auf einem Bett. Genauer gesagt auf dem Krankenbett der Schule. Fast wollte sie schon wieder ihre Augenlieder schließen, aber hielt sich noch zurück. Schließlich wollte sie wissen, wer sie zum aufwachen gebracht hatte. Suna blickte sich also um, konnte aber alles nur verschwommen sehen. Kein Wunder, jemand hatte ihr ihre Brille abgelegt. Suna tastete auf dem Nachttischchen herum. Endlich hatte sie die Brille in der Hand und setzte sie sich auf. Schon wurde alles schärfer und die Umrisse, die Suna zuvor gesehen hat, wurden klarer. Jetzt konnte sie auch sehen, wer sie geweckt hatte. Es war Miss Melbourny, die Krankenschwester an der Schule. Neben ihr saß Melanie, Sunas beste Freundin. Nala war nirgends zu entdecken. Miss Melbourny legte Suna ihre Hand auf die Stirn, nahm sie aber nur einen Bruchteil einer Sekunde später wieder herunter und sprang von ihrem Stuhl auf. Miss Melbourny rannte zu einem der Waschbecken an der Wand und hielt sich ihre Hand unter fließendes Wasser. Inzwischen war Melanie aufgesprungen und sofort zu Miss Melbourny gerannt. „Ist alles gut, Miss?“, fragte sie. 

„Ja, ja, schon okay“, antwortete Miss Melbourny. Dann wandte sie sich an Suna: „Es ist nur so, dass … dass, nun ja…, deine Stirn… sie ist so, so heiß. Ich glaube ich hole mal das Thermometer…“, schon war Miss Melbourny aus dem Krankenzimmer gerannt und kehrte auch schon wenige Minuten später wieder zurück. In der Hand hielt sie ein türkisfarbenes Fieberthermometer. „So“, sagte sie, „jetzt mach mal bitte deinen Mund ganz weit auf.“ Melanie öffnete ihren Mund. „Nein, nein, doch nicht du. Suna!“, ärgerte sich Miss Melbourny, woraufhin Melanie ihren Mund schloss und Suna ihren ganz weit aufriss. „Sehr gut!“, lobte Miss Melbourny und steckte Suna das Thermometer in den Mund.

Suna hat Fieber

Es brauchte eine gefühlte Ewigkeit, bis es endlich zu piepsen anfing. Miss Melbourny warf einen Blick auf das Display und erstarrte.

„Was ist denn?“, fragte Melanie.

Miss Melbourny begann zu sprechen: „Suna muss sofort ins Krankenhaus gebracht werden. Ihre Temperatur ist außergewöhnlich hoch. Ich habe noch nie jemanden behandelt, der 46°C Fieber hatte.“

Etwa eine halbe Stunde später wurde Suna schon in ein anderes Bett gebracht. In eines im Krankenhaus, dass sich in der nächstgelegenen Stadt befand. In ihrem neuem Zimmer war es höllisch heiß und noch dazu durfte Suna keinen Besuch empfangen. Das gab ihr genügend Zeit, darüber nachzudenken, woher dieses graue Haar kam, was sie im Schrank, in dem die Tassen aufbewahrt wurden, gefunden hatte. Wie gesagt, wohnten bei Suna keine alten Leute, außer man zählte Katrin dazu, die grade mal 42 Jahre alt war. Plötzlich kam Suna die wahrscheinlichste Theorie in den Kopf: Katrin hatte mal erzählt, dass sie seit neustem Mäuse in der Speisekammer hatten. Vielleicht war eine von ihnen ja in die Küchenschränke ausgewischt und dort eins ihrer Haare hinterlassen?! Konnte ja sein…

Es klopfte an der Tür. Suna schreckte hoch. Bei ihren Überlegungen musste sie wohl eingeschlafen sein. „Herein“, rief sie müde. Die Tür ging auf und herein kamen Melanie und Nala!

„Die Krankenschwester hat gemeint, wir dürfen dich besuchen kommen.“, erklärte Melanie. Da fiel Suna eine Frage ein: „Nala, warum warst du eigentlich nicht an der Esche, wo wir uns verabredet haben?“ Nalas Gesicht wurde käseweiß. Sie öffnete ihren Mund und heraus kam…

Ich weiß, hier ist jetzt ein Kliffhänger, aber bald geht es ja weiter…