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Was macht ei­gent­lich ein Ani­ma­tor?

Kindersache: Jo, du bist der Animation Director. Peter, du bist der Hauptanimator. Erklärt uns doch mal eure Jobs. Und was ist überhaupt „Animation“?

Jo: Also erst mal zur Animation: Animation beschreibt das, was man tut, um die Figuren in einem Film zu bewegen. Also sie zum Beispiel laufen, sprechen und lachen zu lassen. Man legt fest, zu welchem Zeitpunkt die Figur wo sein soll und in welcher Pose sie dasteht.

Peter: Puuh, das ist aber kompliziert gesagt! (lacht) Also eigentlich erweckt man mit Animation Figuren zum Leben. Erstmal entwerfen Zeichner die Figuren. Die sind dann, wenn man so will, tot. Sie bewegen sich nicht. Der Animator beginnt dann, sie hin zu her zu schieben und sie zum Leben zu erwecken. Oft werden wir übrigens auch mit Animateuren verwechselt. Also den Leuten, die auf Mallorca im Hotel für Stimmung sorgen und mit den Leuten Spiele spielen. Das passt aber auch ganz gut. Denn wenn man so will, erwecken sie die Leute ja auch zum Leben - wenn die dicken Touristen in der Sonne faulenzen, sagt jemand zu ihnen: „Hey! Komm mal mit. Wir spielen was Cooles!“. Sie animieren die Leute also dazu, sich zu bewegen.

Kindersache: Zurück zu euren Jobs- wo ist da der Unterschied?

Peter: Dass Jo sagt, was ich machen soll und ich das mache, was Jo sagt. (lachen) Etwas genauer: An einem Arbeitstag schaffe ich es, ungefähr 2 Sekunden Film zu animieren. Das ist ziemlich wenig, wenn man bedenkt, wie lang so ein Film am Ende ist. Damit es nicht ewig dauert, bis der Film fertig ist, gibt es ganz viele Animatoren. Jo muss darauf aufpassen, dass die Animatoren im gleichen Stil arbeiten. Also sich alle Figuren ähnlich bewegen und es am Ende so aussieht, als wäre alles von einem Animator gemacht worden.

Jo: Ja, und ich mache das, was der Regisseur oder die Regisseurin sagt.

Kindersache: Wie viele Animatoren haben bei „Luis und die Aliens?“ mitgearbeitet?

Peter: Also im Vergleich zu amerikanischen Produktionen, wo der Abspann immer genauso lange dauert, wie der Film, haben wir schon eher kleine Teams. Vielleicht 6-8 Animatoren? Aber wir arbeiten ja mit anderen Studios aus anderen Ländern zusammen. Die haben auch Animatoren, sodass wir am Ende auf ungefähr 30 kommen.

Kindersache: Am Anfang war noch nicht klar, welche Farbe die Aliens überhaupt haben sollen. Habt ihr jeden Alien in jeder Farbe extra animiert, um zu sehen, welche Farbe am besten passt?

Jo: Nein, als erstes werden die Aliens ja gezeichnet. Anhand der Zeichnungen wählen die Regie und die Produktion die Farben aus. Wir setzen es dann so um, wie sie es haben wollen.

Peter: Es muss aber in jedem Fall eine Farbe für die Aliens gefunden werden, mit der man sie gut erkennen kann, egal wo sie sind. Wenn also unser Film die meiste Zeit im Wald spielen würde, dann würden wir sie wahrscheinlich nicht grün machen. Dann sieht man sie ja kaum!

Kindersache: Wie viel Einfluss habt ihr eigentlich auf den Inhalt des Films? Kriegt ihr nur Vorgaben und müsst alles umsetzen oder dürft ihr auch ein Wörtchen mitreden?

Jo: Also wir können ratgebend zur Seite stehen, aber das letzte Wort liegt immer bei dem Regisseur/ der Regisseurin. Aber wenn es etwas Animatorisches gibt- zum Beispiel bestimmte Bewegungen, von denen wir wissen, dass sie einfach nicht funktionieren, dann können wir uns schon einbringen.

Peter: Manchmal kommen sie aber mit den Zeichnungen zu uns und fragen nach unserer Meinung. Sie fragen dann, ob wir das überhaupt so animieren können, wie sie sich das vorstellen. Wenn wir also beispielsweise einen Alien vorgelegt bekommen, der 200 Finger hat, können wir schon sagen: „Hallo? Wie stellt ihr euch das denn vor? Wer soll das denn alles bewegen?!“ Einfache Figuren sind uns da natürlich lieber.

Kindersache: Welche sind denn in „Luis und die Aliens“ eure Lieblingsfiguren?

Jo: Nag, der Dünne!

Peter: Ich mag alle drei Aliens gern!

Kindersache: Und eure Lieblingsszene?

Peter: Meine Lieblingsszene ist die mit dem Eismann. Ich erzähle jetzt mal nicht weiter, weil ich sonst ganz schön viel vom Film verrate. Aber so viel: Die Szene spielt am Ende des Films und mit dem Eismann passiert etwas ziemlich Überraschendes. ;-)

Jo: Meine liebste Szene ist die mit Marlon. Das ist ein Junge, der Luis nicht so gut leiden kann. Irgendwann verwandeln sich die Aliens in seine Eltern. Aber da sie Aliens sind, wissen sie überhaupt nicht, wie sie sich verhalten sollen. In einer Szene stehen die „gefälschten“ Eltern vor ihm und Marlon versteht gar nicht, was los ist. Das ist ein sehr witziger Moment.

Kindersache: Gab es Szenen, die besonders schwer zu animieren waren?

Peter: Es gibt sehr gefühlslastige Momente, in denen man spüren soll, dass Luis sich traurig und allein fühlt. Dabei soll er aber nicht viel machen- er soll nicht mit den Händen im Gesicht lauthals weinen, sondern nur verloren dasitzen. Und sowas hinzukriegen, ist sehr schwierig.

Kindersache: Ach ja, und für sowas habt ihr die Spiegel in den Büros, in denen ihr nachgucken könnt, wie Gesichtsausdrücke aussehen!

Peter: Die benutzte ich aber hauptsächlich nur, um zu gucken, ob ich was zwischen den Zähnen hab‘. (lacht)

Jo: Ich benutzte die schon ganz gern mal. Gerade fürs Sprechen sind die sehr hilfreich. Man weiß nämlich nicht immer, wie genau der Mund aussieht, wenn man ein bestimmtes Wort sagt. Da kann man dann nachgucken.

Kindersache: Was würdet ihr machen, wenn die drei Aliens bei euch landen würden?

Jo: Ich würde mit ihnen in den Heidepark fahren. (beide lachen)

Peter: Ich würd sie mit nach Hause nehmen und verstecken. Die sind so lustig!

Lieben Dank für das Interview!

Fakten zum Beruf

Beruf: Animatorin/ Animator

Voraussetzung: Abitur

Studium: Animation (2-5 Jahre)

Schulische Interessen: außergewöhnlich gut in Kunst

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Eure Kommentare

Ich bin sehr erstaunt darüber, dass man an einem Tag nur 2 Sekunden animieren kann.