Natur und Mensch

In­ter­view: Kin­der­rech­te sind wich­tig für den Kli­ma­schutz

Wir haben Jonas Schubert für euch interviewt. Jonas ist ein echter Kinderrechtsexperte. Er arbeitet bei der Kinderhilfsorganisation „Terre des Hommes“. Dort ist er zuständig für das Thema gesunde Umwelt.

Du arbeitest für die Kinderhilfsorganisation “Terre des Hommes”. Wie unterstützt du Projekte von Kindern, die sich für den Klimaschutz einsetzen? 

Jonas: Terre des Hommes unterstützt Kinder auf zwei unterschiedliche Weisen. Erstens geben wir Gelder für Klimaprojekte aus, an denen Kinder beteiligt sind oder die sie sich selbst ausdenken. Da geht es zum Beispiel um Umweltbildung  oder Aktionen, um auf Umweltprobleme in ihren Wohnorten aufmerksam zu machen. Wir setzen uns aber auch politisch dafür ein, dass Klimaschutzgesetze die Rechte von Kindern berücksichtigen. Und dass Kinder die Möglichkeit haben, sich am Klimaschutz zu beteiligen.

Was hat Klimaschutz mit den Kinderrechten zu tun? 

Jonas: Zweierlei. Nehmen wir das Beispiel Wasser. Der Klimawandel sorgt in einigen Ländern für immer stärkere Regenfälle. Die Folge ist, das Ernten buchstäblich ins Wasser fallen. Schulen schließen oder werden beschädigt, weil es zu Überschwemmungen kommt. In anderen Ländern fällt kein Regen mehr und es kommt zu Dürren. All dies hat negative Auswirkungen auf Kinderrechte, zu denen die Rechte auf Bildung, Wasser oder Nahrung gehören. Gleichzeitig haben Kinder das Recht, gehört zu werden. Sie haben das Recht auf Zugang zu verständlichen Informationen über Umweltbedrohungen oder das Recht auf Demonstrations- und Versammlungsfreiheit. Das zeigen die Klimastreiks. Diese Kinderrechte sind wichtig, weil sie zu mehr Klimaschutz beitragen können.

Steht das Recht auf eine saubere Umwelt in der UN-Kinderrechtskonvention?

Jonas: Nein, das Recht auf eine saubere Umwelt steht nicht in der Kinderrechtskonvention. Die Konvention betont aber, dass Umweltbildung ein wichtiges Ziel ist und Umweltprobleme eine Gefahr für die Gesundheit von Kindern darstellen. 

Deine Organisation sagt, die UN-Kinderrechtskonvention soll viel stärker die Herausforderungen berücksichtigen, vor die Kinder heute durch die Klimakrise gestellt sind. Was ist damit gemeint?

Jonas: Als die Kinderrechtskonvention in den 1980er Jahren geschrieben wurde, da spielten Umweltprobleme noch nicht die große Rolle wie heute. Wenn sich die Klimakrise verschärft, Wälder abgeholzt werden und die Luft verschmutzt wird, dann sind alle Kinderrechte in Gefahr. Man könnte also sagen, dass das Recht auf eine saubere Umwelt eine wichtige Grundlage für die Kinderrechtskonvention ist. Im letzten Jahr (2022) haben die Vereinten Nationen dann entschieden, das Recht auf eine saubere Umwelt offiziell als Menschenrecht anzuerkennen. 

Kannst du hier zwei oder drei Beispiele nennen, wie Kinder sich für den Klimaschutz engagieren?  

Jonas: Bekannt sind natürlich die Klimastreiks. Das ist ein wichtiges Engagement für alle Menschen, weil Kinder so dazu beitragen, dass Klimaschutz ein politisches Thema bleibt. Häufig beschäftigen Kinder Umweltprobleme, die sie zu Hause und an ihrem Wohnort erleben. Zum Beispiel ist Verschmutzung durch Müll ein großes Problem in vielen Ländern. In unseren Projekten treffen sich Kinder zu Aktionstagen, um Müll zu sammeln. Oder sie bereiten Radioprogramme und Theateraufführungen vor, um andere Menschen über die Folgen von Müll für die Umwelt und die Gesundheit zu informieren.

Wie und wo können Kinder sich eigentlich beschweren, wenn ihre Kinderrechte nicht eingehalten werden?

Jonas: Kinder haben wie alle Menschen die Möglichkeit, sich an Gerichte zu wenden, wenn sie das Gefühl haben, dass ihre Kinderrechte verletzt werden. Das oberste Gericht in Deutschland hat vor kurzem entschieden, dass das Klimaschutzgesetz der Bundesregierung nicht ehrgeizig genug ist, um das Klima zu schützen. Daraufhin hat die Regierung das Gesetz verbessert. Die Klage bei dem Gericht hatten auch Kinder eingereicht. 

Kannst du Beispiele nennen von Ländern, in denen schon sehr gut auf Klimaschutz geachtet wird?

Jonas: Mir fällt leider kein Land ein, dem ich ein gutes Zeugnis ausstellen würde. Damit meine ich vor allem die Länder, die einen Beitrag zum Klimaschutz leisten sollten: entweder weil sie das nötige Geld dafür haben oder weil sie viel zur Erderwärmung beitragen. Einige Länder tun viel für den Klimaschutz zu Hause. Aber sie tragen zur Erhöhung der Treibhausgase bei, indem sie Gas oder Öl an andere Länder verkaufen (zum Beispiel Norwegen). Deutschland hilft anderen Ländern dabei, Wind- und Solarenergie zu fördern. Aber der Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) zu Hause bleibt nach wie vor hoch, insbesondere durch die vielen Autos und ihre Abgase.

Vielen Dank für das Interview, Jonas!

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