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Die Regeln des Krieges nennt man Kriegsvölkerrecht oder humanitäres Völkerrecht. Das Wort „humanitär“ bedeutet so viel wie menschlich. Die Regeln sollen Krieg so menschlich wie möglich machen. Also, Menschen im Krieg so weit wie möglich schützen. Geschützt werden vor allem zwei Gruppen von Menschen: die, die nicht kämpfen und die, die dazu nicht mehr in der Lage sind.
Regeln für den Krieg gibt es schon lange, zum Beispiel im islamischen Recht. Das ist schon viele hunderte Jahre alt. Die „modernen“ Regeln stehen vor allem in den Genfer Konventionen I – IV (das bedeutet: 1 bis 4) von 1949 und seinen Zusatzprotokollen geschrieben. Das sind Verträge. Sie wurden von fast allen Ländern dieser Erde unterschrieben. Man sagt deshalb auch, dass sie überall und für alle Länder der Welt gelten. Einige mächtige Länder haben die Zusatzprotokolle nicht unterschrieben. Viele Regeln gelten aber trotzdem, weil sie über die Zeit von fast allen Ländern der Erde akzeptiert wurden.
Es gibt ganz viele und komplizierte Regeln im Krieg. Wir stellen euch hier einige der wichtigsten Regeln vor. Wichtig ist, dass das Kriegsvölkerrecht für alle Seiten im Krieg gleich gilt. Also unabhängig davon, ob ein Land oder eine Gruppe angegriffen wird oder selbst angreift.
Im Krieg muss immer unterschieden werden zwischen Menschen, die kämpfen und denen, die nicht kämpfen oder nicht mehr kämpfen können. Menschen, die nicht kämpfen, nennt man auch Zivilisten und Zivilistinnen. Sie dürfen nie gezielt angegriffen werden. Menschen, die kämpfen, dürfen angegriffen werden. Dazu gehören Soldaten und Soldatinnen, solange sie nicht aufgeben oder verletzt sind.
Auch bei Objekten, also zum Beispiel Gebäuden, wird unterschieden zwischen zivilen und militärischen Objekten. Eine Waffenfabrik ist ein militärisches Objekt. Zerstört man die Fabrik, hat man nämlich einen Vorteil: Es können keine Waffen mehr hergestellt werden. Und sie ist im Krieg nicht extra geschützt, wie es andere Gebäude sind. Zivile Objekte hingegen dürfen im Krieg nicht gezielt angegriffen werden. Dazu gehören Krankenhäuser, kulturell wichtige Orte und Gebäude, die für das Überleben der Menschen wichtig sind.
Auch kämpfende Menschen oder militärische Objekte dürfen nicht einfach so angegriffen werden. Unnötiges Leid muss immer vermieden werden. Vor dem Angriff müssen Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden. Falls es möglich ist, müssen Zivilisten und Zivilistinnen vor einem Angriff gewarnt werden. Und der Angriff muss so ausgeführt werden, dass möglichst wenige Zivilisten und Zivilistinnen verletzt werden.
Zusätzlich muss ein Angreifer oder eine Angreiferin immer zwischen zwei Dingen abwägen: dem Vorteil des Angriffs und dem Schaden an Zivilisten und Zivilistinnen. Wird eine ganze Stadt zerstört, um einen Soldaten zu töten, steht das in keinem Verhältnis. Der Angriff ist deshalb nicht erlaubt.
Das Kriegsvölkerrecht regelt auch, welche Waffen und Methoden im Krieg benutzt werden dürfen. Waffen dürfen keine unnötigen Schmerzen verursachen. Deshalb sind bestimmte Waffen verboten. Dazu gehören Landminen, Chemiewaffen und biologische Waffen. So darf zum Beispiel giftiges Gas nicht eingesetzt werden, denn es könnte auch Zivilisten und Zivilistinnen treffen.
Das Kriegsvölkerrecht gilt nicht nur während des Angriffs. Es schützt auch Soldaten und Soldatinnen, die gefangen werden. Sie dürfen von der Gegenseite nicht dafür bestraft werden, dass sie am Krieg teilnehmen. Ihre Gefangenschaft ist nur dafür da, sie daran zu hindern, im Krieg weiterzumachen. Sie dürfen auch nicht in einem Gefängnis festgehalten werden.
Auch Zivilisten und Zivilistinnen, die im Krieg gefangen genommen werden, sind durch die Genfer Konventionen geschützt. Sie müssen menschlich behandelt werden. Das heißt, sie müssen Essen und Wasser bekommen. Außerdem haben sie ein Recht, Briefe an ihre Familie zu schreiben. Kinder und Frauen sind besonders geschützt.
Meistens halten sich Länder und Menschen an das Kriegsvölkerrecht. Es gibt aber auch Situationen, in denen das nicht der Fall ist. Hält sich ein Mensch nicht an bestimmte Regeln, sollte er gefangen genommen werden und vor Gericht kommen. Das kann vor einem nationalen Gericht oder einem internationalen Gericht passieren. Ein Beispiel für solch ein internationales Gericht ist der Internationale Strafgerichtshof. Er urteilt über besonders schlimme Verbrechen im Krieg. Er hat aber keine eigene Polizei. Das heißt, er ist darauf angewiesen, dass die Polizei in anderen Ländern ihm hilft. Das klappt nicht immer.