Eure Geschichten

Das Le­ben ist zu kurz um nor­mal zu sein (Teil 2)

Das bin ich

Hallo Leute, heute will ich damit beginnen, mich vorzustellen. Fangen wir mal mit dem Wesentlichen an. Ich bin 12 Jahre alt und werde im September 13. Was mein Äußeres betrifft bin ich eher durchschnittlich. Ich habe lange dunkelbraune Haare und hellgrüne Augen. Meine Augen sind so ziemlich das einzige an mir, was ich nicht ändern wollte, wenn ich könnte. Ja, ja, ich soll nicht so unzufrieden sein und positiver denken. Ich höre Frau Schlingel schon reden. Wer Frau Schlingel ist? Oh, das ist meine Schulpsychologin. Was ich bei einer Schulpsychologin zu suchen habe? Das werde ich euch später erzählen.

Also mache ich weiter: Ich bin relativ klein für mein Alter, aber nicht zu klein. Was Hobbys angeht: Sportlich habe ich gar nichts auf Lager. Die Runde um das Fußballfeld in der Schule bringt mich schon zum Schnaufen. Nicht, dass ich dort schon gelaufen wäre, nein!  So etwas weiß man als sportscheuer Mensch einfach. Wirkliche Hobbys habe ich nicht, ich habe  erst wenige Leute mit den selben Interessen wie ich gefunden, was daran liegen könnte, dass ich mich total für Biologie interessiere. Das wird von den meisten Leuten als langweilig abgestempelt. Ich werde auch als langweilig abgestempelt, aber ich finde alles, was damit zu tun hat toll. Ich könnte mich Stunden damit beschäftigen, mir Blütenblätter oder ähnliches unter dem Mikroskop zu betrachten, das Papa mir zum sechsten Geburtstag schenkte.

Nur leider geht das nicht mehr. Denn wie alles, was ihm gehörte, hat Mutsch es weggegeben. Sie konnte die Trennung nur verkraften, indem sie alles was mit ihm zu tun hatte aus dem Weg schaffte. Dazu muss ich noch sagen, dass ihre Trennung für mich natürlich schlimm war. Aber nicht ganz so schlimm, da Papa fast nie zu Hause war. Der Arbeit wegen. Das soll jetzt nicht so klingen, als ob ich ihn nicht geliebt hätte. Es war nur so, dass ich ihn manchmal eine Woche lang nicht zu Gesicht bekam. Immer, wenn er wieder nach Hause kam brachte er mir etwas mit. Einmal eben das Mikroskop. Das war sein schönstes Geschenk. Und andererseits halten mich die meisten Kinder für einen Freak. Und damit wären wir bei der Schulpsychologin angelangt.

Meine Bekanntschaft mit Frau Schlingel

Als ich in die zweite Klasse kam zogen wir um. Mama sagte, sie brauche ein neues Umfeld nach all den Strapazen (Sie meinte natürlich die Trennung, wobei sie es vermied das Thema anzusprechen). Ich bin von Natur aus so, dass ich mich schnell in ein neues Umfeld eingewöhne, doch neue Freunde zu finden fällt mir sehr schwer. In der ersten Klasse wird einem das natürlich auch noch nicht schwergemacht. Die Kinder hatten einfach noch keine Vorurteile. Doch als ich auf meiner neuen Schule die dritte Klasse übersprang wurde ich Streber und Freak genannt. Nicht besonders boshaft, nur so, dass es mir ein schlechtes Gefühl gab.

Zum Teil war ich selbst Schuld an dieser Geschichte. Warum hatte ich auch allen erzählen müssen, dass ich Synästhesie habe? Das ist jetzt nichts schlimmes wie eine Krankheit oder so, aber es gab den Kindern einen Grund, mich so zu nennen.

Bei Synästhesie kann man z.B. Farben riechen oder Töne sehen. Ich habe letzteres. Wenn ich einen sehr hohen Ton höre dann sehe ich eine helle eher gelbliche Farbe vor meinem innerem Auge. Für jeden Ton habe ich eine andere Farbe vor Augen. Das ist nicht schlimm, nur etwas besonderes. Doch ich habe auch für jeden Geruch ein Bild vor Augen. Wenn ich mich also in der Umgebung von vielen Menschen aufhalte werde ich sozusagen überflutet. Ich bekomme dann Kopfschmerzen und mir wird leicht schwindelig.

Zum ersten Mal bemerkte ich das, als unsere Lehrerin uns ein Lied abspielte und wir alle aufzeichnen sollten, wie wir die Musik empfanden. Alle anderen malten eine Blumenwiese oder etwas anderes friedliches zu dem ruhigen Stück, doch ich kritzelte alle Farben, die ich hörte auf mein Blatt. Als wir unsere Ergebnisse verglichen viel mir auf, dass ich anders war als meine Klassenkameraden. Ich sprach mit meiner Mutter darüber, auch darüber, dass mich manche deswegen hänselten und sie ging zu meiner Lehrerin. Nach einer festen Ansprache von dieser hörten die Hänseleien zwar auf, echte Freunde fand ich aber nicht mehr.

So, leider hatte ich wieder keine Zeit von Frau Schlingel zu erzählen. Dann eben beim nächsten mal. Ich freue mich jetzt schon total auf ein selbstgemachtes Limo von Mutsch. Keiner kann das so gut wie sie. Ach ja, das Limo riecht nach Zitronen, sehen tue ich aber nur himmelblau. Das schönste Blau, das ich  mir vorstellen kann.

eure Clara

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Eure Kommentare

Danke!!

Deine Geschichte ist echt superduper toll! Sie ist sehr gut geschrieben. Ich bin schon so gespannt, wie es weitergeht!

LG MrsDoglove

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Danke!!!!!

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