Die Freun­din­nen 5

In Indien

„Und hier sind wir richtig?!“ Irritiert sah Zoe sich in der Hauptstadt von Indien um. Sie war müde und kaputt vom Kanu fahren.

„Ich glaube schon“, meinte Laura und warf einen Blick auf die Karte, die sie in den Händen hielt. Dann schaute auch sie in alle Richtungen.

„Wenn ich mich nicht irre oder die Karte falsch herum halte, müsste das große Gebäude da vorne ein Hotel sein.“

Zielstrebig marschierte sie auf ein modernes, großes Haus mit weißem Dach zu.

„Hast du Geld dabei?“, rief Zoe ihr hinterher. „Ich nämlich nicht!“

Laura antwortete nicht. Kopfschüttelnd lief Zoe ihr nach.



Im Hotel „Ke bergang dongdeng“ sah es wunderschön aus. Die Decke war verziert mit kleinen Engeln und drei Kronleuchtern, die den Eingangssaal erhellten. Vier goldene Säulen waren in der Mitte angebracht, und an der Reception saß ein junger Mann mit schwarzem Anorak und einer roten Krawatte, der sich immer wieder an die Sonnenbrille fasste.

„Wie willst du an dem da vorbei kommen?“, flüsterte Zoe und nickte dem Mann mit der roten Krawatte zu. „Du hast doch kein Geld dabei, oder?“

„Tja, da habe ich so meine Tricks“, meinte Laura lächelnd und schlich sich an der Reception vorbei.

Ein schlauer Trick

„Das hätten wir schon mal geschafft. Aber was ist mit der da?“ Zoe zeigte unauffällig auf eine alte Dame im roten Kleid.

„Warte ab.“ Stolz lief Laura auf die Dame zu, und gab ihr freundlich die Hand.

„Hallo, mein Name ist Laura. Und das ist meine Zwillingsschwester Zoe. Wir wollten unseren Onkel besuchen. Er wohnt für zwei Wochen in der Suite im Ostflügel. Nur wissen wir nicht welche Zimmernummer er hat. Deshalb wollten wir es Sie einmal fragen.“

„Wie heißt euer Onkel denn? So weit ich weiß ist die Suite im Ostflügel zurzeit nicht bewohnt. Und … Eigentlich braucht man um hier rein zu kommen einen Chip der Märchen. Hat er euch einen gegeben?“, wollte die Dame misstrauisch wissen.

„Ähm, ich glaube wir haben einen. Aber wo zu ist er denn? Und wo bekommt man einen?“ Zoe drehte sich im Kreis und schaute die Dame gespielt fragend an.



Diese lachte und erklärte ihnen: „Diesen Chip kriegt man an der Reception. Das hier ist nämlich ein fünf Sterne Hotel, und wir wollen auf Nummer sicher gehen, dass hier niemand, ohne zu bezahlen rein kommt. Also, ohne dem kann ich euch leider nicht rein lassen.“ Mit einem strengen Blick verschränkte die Dame die Arme vor der Brust.

„Ja klar, hier.“ Zoe steckte sich die Hand in die Tasche und stolperte der Dame auf die Füße. Die Dame im roten Kleid ließ alle Chips fallen und duckte sich, um sie wieder auf zu sammeln.

„Oh, das tut mir ja so furchtbar leid. Warte, ich helfe dir“, bot Zoe an.

Doch die Dame winkte ab und meinte: „Ihr habt schon genug Unheil angerichtet. Jetzt geht und sucht euren Onkel.“

Laura streckte Zoe einen Daumen hoch entgegen und lief zum Fahrstuhl.