Die Ma­gie des Schnees — Teil 4

Überlegungen

Meine Mutter antwortete nicht so, wie ich gedacht hatte, auf die Frage, die ich ihr gestellt hatte. Bevor ich sie nämlich gefragt hatte, hatte ich mir überlegt, was sie wohl antworten würde, und ich war zu dem Entschluss gekommen, dass sie etwas in dieser Richtung sagen würde: „Aber dein Vater und ich haben hier doch eine Arbeit. Was sollen wir denn dann da arbeiten?“ oder „Aber was ist denn mit Chris, er hat doch seine Freunde hier.“ Chris war mein großer Bruder und hieß eigentlich Christoph, aber er fand, dass das bescheuert klingt, und dabei gab ich ihm insgeheim recht. Aber zu meinem Erstaunen sah sie mich nur ruhig an und sagte: „Stefan und ich haben das auch schon überlegt, weil es bei ihm auf der Arbeit nicht so gut läuft und außerdem auch noch sein Freund die Boxenmiete erhöht hat. Lass mich noch mal mit ihm darüber reden, ja?“ „Worüber reden?“, ertönte die Stimme von Chris. Er war gerade aus der Schule zurückgekehr

t und warf achtlos seinen Rucksack in die Ecke. „Über einen Umzug“, teilte ihm meine Mama vorsichtig mit; sie wusste, was gleich passieren würde. Und da war es auch schon: „Wohin denn? Doch nicht etwa auf den Schrotthof von Opa und Oma?! Was ist denn dann mit meinen Freunden? Und gibt‘s daüberhaupt ein Kino?“, brüllte Chris durch die ganze Wohnung, sodass Flocke den Schwanz einzog, winselnd aus dem Zimmer verschwand und Papa mit Händen über den Ohren aus seinem Büro gestürzt kam. Papa arbeitete bei einer Zeitung und war sehr empfindlich, was Lärm aller Art betraf. „Jetzt reg dich doch mal ab“, sagte Papa zu Chris, „es steht ja noch gar nicht fest, und was deinen Wortausdruck betrifft: Es ist kein Schrotthof, sondern ein Pferdehof. Du magst doch auch Pferde, oder habe ich mich da getäuscht?“