Eure Geschichten

Ge­fan­gen in der Zu­kunft (Teil 4)

Die verzweifelte Bitte

Ich war wie gelähmt. Der Kopf drehte sich immer weiter. Ganz langsam. Dabei ertönte ein schleifendes Geräusch, das in meinen Ohren weh tat. Jetzt konnte ich ein Auge von ihm sehen. Der halbe Kopf war schon zu sehen, als in mir die Frage aufkeimte, wo denn seine Nase war. "Du bist doch nicht ganz dicht." Sagte die Stime in meinem Kopf und ich stimmte stumm zu. Ich hielt es für unklug, jetzt in ein Selbstgespräch zu versinken, deshalb wandte ich mich wieder dem Roboter zu, der mich jetzt - und schon wieder musste ich einen Schrei unterdrücken - unverwandt ansah. Ich schaute zurück. So saßen wir da und starrten uns an - bestimmt eine halbe Ewigkeit. Und plötzlich - ohne jede Vorwarnung - begann der Roboter zu sprechen.

Leise, mit einer Stimme, die mir irgendwie bekannt vorkam: "Hilf uns." Ich hatte mit allem gerechnet: Mit einer Ankündigung zum Krieg, mit Fragen über mich, mit einer Warnung, vielleicht sogar mit einer Erklärung. Aber dass dieser Roboter meine Hilfe brauchte, haute mich total um. Ich fragte mich gerade, warum ich nicht damit gerechnet hatte; der kleine sah wirklich so aus, als könnte er Hilfe gebrauchen... doch dann fiel mir auf, dass sowas im Moment nebensächlich war. Allgemein war bekannt, dass ich eine sehr hilfsbereite Person war. Warum sollte ich dem kleinen Kerl vor mir nicht helfen? Wenn ich ihn so ansah, war er sogar recht niedlich. Fest stand, das ich ihm helfen wollte. Also fragte ich: "Wie?"

Unter die Erde

Der Roboter winkte nur kurz mit dem Arm und stand dann auf. Also, eigentlich ließ er kleine Räder ausfahren. Ich sah zu. Er erinnerte ein Bisschen an eine Mülltonne auf Rädern. Diese Feststellung sorgte dafür, dass ich ihm noch schneller Helfen wollte. Deshalb stand ich schnell auf während der kleine Roboter sich in Bewegung setzte. So gingen wir los. Je weiter wir gingen, desto ungeduldiger wurde ich. Ich fragte drei mal, wo wir hingingen, doch es war hoffnungslos. Als Antwort bekam ich meist nur ein schwaches Rattern. Wir gingen und gingen, bis wir schließlich - mein Herz setzte einen Schlag aus - wieder bei der Mauer ankamen. Langsam wurde ich nervös. "S-sind wir im Kreis gelauf-fen?" Fragte ich vorsichtig. Doch bevor ich eine Antwort bekam, fiel ich schon abwärts. Mein "Flug" dauerte circa 5 Sekunden und zu meiner Überraschung landete ich ziemlich weich auf einer Art Nest. Einen Meter rechts von mir war der Roboter gerade angekommen. Er stieß einen kurzen Pfeifton aus und gab mir ein Zeichen, dass ich ihm folgen sollte, indem er genauso winkte wie vorhin. Ich stand auf und wir gingen gemeinsam durch die Höhle. Ich wollte sie nicht verlassen, darin war es doch so schön warm... Kurz bevor wir uns durch ein Loch in der Felswand quetschten, sah ich mich noch einmal gründlich um. Nichts besonderes. Es sah einfach aus, wie in einer normalen Höhle. Doch der erste Schein kann ja bekanntlich trügen...

Eine ganz neue Welt

Auf der anderen Seite blinzelte mir Sonnenlicht entgegen. "Wie das denn?" Schaltete dich die Stimme in meinem Kopf wieder ein. Wir mussten tief unter der Erde sein und trotzdem schien hier die Sonne. Das war doch nicht möglich, oder? Doch dann schaute ich richtig hin und es verschlug mir die Sprache. Überall wuchsen wunderschöne Pflanzen, die ich noch nie gesehen hatte; da waren kleine Flüsse und Bäche, ihr Wasser glitzerte im Licht - und das war der Grund für mein riesiges Staunen - der großen, glitzernd leuchtenden Sonne, die sich in der Mitte von Alldem befand. Wortlos nahm der Roboter meine Hand und führte mich weiter. Ich sah mir alles an, an dem wir vorbeikamen, aber nichts lenkte meine Aufmerksamkeit so auf sich, wie die Sonne. Es war einfach unglaublich! Wo zum Himmel waren wir, dass wir ihr so nah sein konnten? Und warum lebten wir überhaupt noch? Wir hätten doch schon längst - Moment... "Robo, wo sind wir?" Doch bevor 'Robo' antworten konnte, wurde mir klar, dass der Gedanke an den Tod völlig absurd war. Nein das musste anders sein. Wir konnten nicht... außerdem hätte ich es doch gemerkt wenn... aber wo kam der Roboter denn sonst... Meine wirren Gedanken wurden von der Antwort des Roboters übertönt. "Mein Name ist nicht Robo. Ach was soll's, wir sind da." 

Ich hob den Kopf, den ich zum Nachdenken gesenkt hatte. Ich konnte die Sonne noch sehen; wir waren also nicht in eine Höhle, wie die von vorhin, gegangen. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich eine Bewegung. Ich überlegte, wie ich es meinem Begleiter mitteilen sollte, doch der hatte es anscheinend auch bemerkt. Aber statt sich wie ich auf einen Angriff vorzubereiten, ging er direkt auf die Gestalt zu, von der die Bewegung kam. "Da bist du ja, Marshie!" rief er ihr zu. Jetzt trat sie aus dem Schatten heraus und ich konnte erkennen, dass es sich um ein Schwein handelte. Es lief auf den Roboter zu und ich hatte Sorge, dass es ihn umrennen würde, doch es rieb nur seinen Kopf an ihm. Dann trottete es langsam zu mir. Ich wurde etwas panisch, obwohl ich das Tier ganz süß fand. Doch meine Panik war umsonst. Es kam gar nicht viel näher, sondern blieb einfach stehen und guckte mich böse an. "Was... was ist?" Fragte ich den Roboter hilflos. "Hmm..." machte er nur. "Na ganz toll." Dachte ich.

"Setz dich doch." Sagte mein Gefährte und deutete auf einen flachen Stein nahe einem Busch mit Himbeeren. Ich befolgte den Vorschlag und nahm Platz; er und Marshie ebenso. Dabei achtete Marshie darauf, möglichst nah an dem Roboter und möglichst weit weg von mir zu gehen. "Hier ist es wirklich schön." Sagte ich. "Nicht wahr?" Erwiderte der Roboter. "Aber das wird es vielleicht bald nicht mehr." Sein Gesicht wurde Ernst. "Aber was mich wirklich interessiert, ist- " "Ja, das dachte ich mir, Mia. Du möchtest wissen, wo wir sind und was das alles zu bedeuten hat." "Woher weißt du, wie ich heiße? Und wer bist du eigentlich? Der Mund des Roboters verzog sich zu einem Grinsen. "Okay, ganz ruhig, Mia. Du schaffst das!" Äffte er mich nach. Ich muss zugeben, ausgesprochen gut. Man hätte annehmen können, dass ich es war, die da sprach. "Du! Du hast mich beobachtet!" Schrie ich lauter, als geplant. "Und ich, ich hatte Angst vor dir! Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viel Angst ich hatte!" "Oh doch. Das kann ich, Mia."

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Eure Kommentare

Spannend
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Danke, Julian147!
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Ich komme aus Deutschland, warum?
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An Cristal miau: Ja, ich denke schon. Ich weiß nur nicht worüber...
Die Geschichte ist sehr spannend. Ich freue mich schon auf den nächsten Teil.