Ein Som­mer auf Ze­hen­spit­zen Ka­pi­tel 5

Mittagspause

Nach der dreistündigen Ballettstunde lief Sara aufgeregt zu Marinette. 

Diese lag mit Sonnenbrille über den Augen auf dem Dach der Tanzschule und entspannte sich. Anscheinend hatte sie nicht mit Besuch gerechnet, denn als Sara sich vorsichtig neben ihr auf den Boden kniete, schreckte sie hoch und steiß dabei versehntlich ihre Limonade um. Scheppernd knallte das Glas auf den Boden und zerfiel zu tausenden von Scherben.  

"Oh, das wollte ich nicht", versicherte Sara besorgt. "Ich hole schnell einen Handbesen." Als sie wiederkam, war Marinette gerade dabei, ihren Liegestuhl weg zu schieben um an die Scherben zu gelangen. Langsam kam Sara näher. Seitdem sie hier im Camp war, war ihr noch nie etwas so peinlich gewesen. Ob Marinette ihre Frage überhaupt hören wollte? 

"Da bist du ja endlich!" Erleichtert nahm Marinette Sara den Handbesen ab. Während die zwei die Scherben zur Seite räumten, traute Sara sich ihrer neuen Freundin die Frage zu stellen: "Sag mal, Marinette? Wieso hast du gestern eigentlich die Schlüssel für die Zimmer gehabt?" 

"Oh, weißt du? Mein Vater arbeitet hier. Ich bin jeden Sommer hier. Mein Vater zwar immer, aber ich muss ja auch mal zu meiner Mutter." 

"Wieso macht ihr dann nicht jeden Sommer zusammen hier in der besten Tanzschule von Paris Urlaub?", fragte Sara weiter. 

Wenn jemand so etwas bei Sara gemacht hätte, wäre sie wahrscheinlich ausgeflippt. Aber Marinette blieb ruhig. 

"Meine Eltern sind geschieden", flüsterte sie traurig. 

Plötzlich war ihre gute Laune wie weg geblasen. Und das war allein Saras Schuld! 

"Kommst du gleich zur nächsten Ballettstunde?", hakte sie nach um das Thema zu wechseln. 

"Es gibt heute noch eine Stunde?", schrie Sara entsetzt. 

"Ja, zwei Stunden pro Tag. Aber keine Sorge, diese dauert nur 2 Stunden. Doch jetzt müssen wir in die Cafetaria. Da gibt es gleich Mittagessen." 

Üben üben üben

Ohne sich noch einmal umzudrehen lief Marinette davon. Doch als Ersatz tauchte Ines hinter Sara auf. Sie hatte die zwei belauscht. 

"Und du willst die nächste Stunde wirklich verpassen? Also, Entschuldigung dass ich das jetzt sagen muss, aber du bist echt schlecht im Ballett. Ein bisschen Training würde dir bestimmt nicht schaden." 

Auch wenn Ines das nicht böse meinte trafen diese Worte tief in Sara Herz. 

"Na ja, also wenn das so ist..." 

Erst jetzt sah Sara ein, wie sie sich mit der letzten Stunde blamiert haben musste. So etwas sollte auf keinen Fall noch mal passieren. Und das hieß "Mehr üben!". Damit stand fest dass Sara zur nächsten Stunde kommen würde.