Eure Geschichten

Das Le­ben ist zu kurz um nor­mal zu sein (Teil 9)

Theaterprobe

Es war so weit. Das, was alle so weit wie möglich vermeiden wollten, stand an. Die erste Theaterprobe. Obwohl ich mich zuerst gewundert hatte, was alle gegen eine Probe hätten dauerte es nicht lange, da wusste ich es genau so gut, wie die anderen Schüler. Oder vielleicht sogar besser. Ich trug an diesem Tag nämlich einen dicken Wollpullover. Ein Kleidungsstück, dass mir Mutsch aufgedrängt hatte. „Es ist zu kalt ohne Pullover.“, hatte sie gesagt und ihre Meinung nicht geändert als ich sie auf die zwanzig Grad auf dem Thermometer hingewiesen hatte. Also schwitzte ich in der stickigen Pausenhalle, die höchstens einmal pro Monat gelüftet wurde vor mich hin und begriff, warum meine Klassenkameraden diesen Raum mit einem Glashaus verglichen. Die Sonne knallte gnadenlos durch die riesigen Fenster und machte die Probe noch schlimmer, als sie eigentlich war. 

„Los geht’s!“, rief Bella und rieb sich die Hände, wobei ich an eine verrückte Fitnesstrainerin denken musste, die ich einmal im Fernsehen gesehen hatte. Nun hätte ich gerne erzählt, dass wir alle enthusiastisch aufsprangen und mit den Vorbereitungen begannen, aber das wäre eine Lüge. Alle, einschließlich mir schlurften auf Bella zu, die sich sichtlich bemühte, ihre gute Laune bewahren. "Die Rollen sind verteilt, jetzt brauchen wir nur noch die Bühnenbilder und ein Drehbuch. Wer übernimmt es?"   

"Ich mache das." Die Worte waren mir herausgerutscht, bevor ich noch darüber nachdenken konnte. Aber einen Rückzieher wollte ich auch nicht machen.

"Gut. Ich bemale die Bühnenbilder. Camilla, wenn du magst kannst du mir helfen." Camilla nickte erfreut. Soweit ich wusste holte sie sich von Bella öfters Inspiration zu ihren Bildern, die auch ziemlich gut gemalt waren.

Am Planen

In Gedanken ging ich unsere Ideen durch. Zwei vermischte und verdrehte Märchen. Sechs Schauspieler. Ein Beleuchter. Wenn ich das ganze so betrachtete konnte ich mir gut vorstellen, dass sich Thomas nicht mit seinem Job begnügen wollte. "Vielleicht könnten wir noch eine Nebenrolle gebrauchen." Niemand hatte mich gehört. Deshalb versuchte ich es lauter: "Vielleicht könnten wir noch eine Nebenrolle gebrauchen." "Für Thomas?", fragte Bella zerstreut.  "Ich habe es mir anders überlegt. Ich will nicht schauspielern.", lehnte er ab. Komisch. Ich hatte gedacht, er sei wild darauf gewesen, ein Teil der Aufführung zu sein. Eine ungewollte Erleichterung machte sich in mir breit. Unmerklich schüttelte ich den Kopf, als ob das helfen würde Gefühle abzuschütteln, die ich nicht verstehen konnte. Was allerdings helfen würde war, sich auf die Diskussionen zu konzentrieren. "Hat jemand an die Kostüme gedacht?", wollte Lukas plötzlich wissen. Ach ja, die Kostüme. Auch wenn ich mir dabei etwas lächerlich vorgekommen war, hatte ich Mutsch nach meiner alten Verkleidungskiste gefragt. Ohne Erfolg. Nichts. Wir hatten gesucht und gesucht bis mir eingefallen war, dass wir die Kostüme letztes Jahr an einen Kindergarten verschenkt hatten. Alle anderen, sogar Thomas zogen jetzt ihre Ausbeute aus ihren Taschen. Ich war die einzige, die nichts dabei hatte.

Der Unfall

Eine Viertelstunde später sah Bella ein, wie heiß es hier war und beendete die Probe kurzentschlossen. Nach und nach verschwanden alle, bis auf Bella, Nina und mich. Ich war noch da, weil ich den Reißverschluss meines vollgestopften Rucksacks nicht zu bekam, Bella war noch da, weil sie jemanden zum volllschwafeln brauchte und Nina war noch da, weil Bella sie als Zielperson auserkoren hatte. Man sah Nina an, wie gerne sie das Gespräch unterbrochen hätte. Aber bestimmt hätte sie lieber weiter zugehört als unter einer mobilen Trennwand begraben zu werden. Davon ging ich aus, als genau das geschah. Die Wand kippte um, Nina verschwand darunter und hinter der Bühne kam Thomas verschrecktes Gesicht zum Vorschein. Mit einem Fluch zog er die Wand beiseite.                                                                                                                                  

"Ist dir etwas passiert?"

"Ich habe mir den Knöchel verknackst.", stöhnte Nina, die kalkweiß im Gesicht war. Dann kippte sie nach hinten um und stöhnte laut auf.  "Kann jemand schnell einen Lehrer holen?" Thomas fuchtelte hektisch mit den Händen herum bis Bella ihm half, Nina wieder aufzurichten. Draußen näherten sich Schritte und Frau von Stern lief vorbei. "Frau von Stern!", rief ich besorgt, weil Nina hinter mir immer noch gestützt werden musste. "Wir brauchen ihre Hilfe. Nina Schramm ist gestürzt." Von der Trennwand wollte ich ihr lieber nichts erzählen. Nicht dass wir ein Probenverbot bekamen! Frau von Stern fummelte ein Handy aus einer ihrer unzähligen Taschen und telefonierte mit dem Schularzt. Kurz darauf traf er mit seinem verbandskasten ein, verabreichte Nina eine Schmerztablette und schiente ihren Fuß.  "In zwei Wochen wird alles wieder gut sein.", sagte er beruhigend. Doch das beruhigte uns ganz und gar nicht. "In zwei Wochen?", rief Bella. Das war viel zu spät. Zu diesem Zeitpunkt würde der Wettbewerb längst vorüber sein. Halb ängstlich halb enttäuscht wartete ich, was Bella nun beschließen würde. Wenn sie das Projekt abblasen würde müsste ich nicht auf der Bühne vor hunderten Zuschauern stehen. Aber auch dei ganze Arbeit wäre umsonst gewesen. "Egal. Wir ziehen das durch.", sagte sie.

War das Sabotage?

"Das war schon wieder Sabotage. Ich bin mir ganz sicher.", erzählte ich Bella als wir uns von Nina verabschiedeten.  "Das glaube ich auch. Was können wir nur unternehmen?" "Wieso stellen wir ihm nicht eine Falle?", fragte ich. "Gute Idee! Wenn wir Glück haben ist der Täter noch in der Schule." Bella zog mich in den Kunstsaal, holte eines ihrer Bilder und trug es in die Pausenhalle in der sich noch einige Schüler aufhielten."Mit diesem Bild kann ich den Wettbwerb leicht gewinnen. Nicht auszudenken, was passiert, wenn es verschwindet.", rief sie laut. Ich brauchte einen Moment um ihre Strategie zu verstehen. Wer uns daran hindern wollte, einen Preis zu gewinnen, würde versuchen das Bild verschwinden zu lassen. Auch ich versuchte, die Aufmerksamkeit auf uns zu lenken. "Am Besten stellen wir es im Gang ab. Dann können wir noch unsere Taschen holen." Den ersten Teil meiner Aussage befolgten wir. Wir stellten die Leinwand in den Gang, gut sichtbar für alle, die die Schule betreten-oder aber hastig verlassen wollten. Aber unsere Taschen holten wir nicht.

Auf frischer Tat ertappt!

Wir versteckten uns in einem leeren Klassenzimmer. Und warteten auf Schritte. Genauer gesagt, auf hastige Schritte, wie die von Menschen, die es eilig haben von einem Ort wegzukommen. Und schon eine Minute später war es so weit. Ohne zu zögern sprang Bella auf den Gang und rief erbost: "Was machst du da, wenn ich fragen darf?" Dann hörte man ein Stimmengewirr worauf sie mit hochrotem Kopf wieder zurück kam. "Das waren Handwerker. Zusammen mit Herrn Schröder. So etwas peinliches ist mir noch nie.." "Sei still.", flüsterte ich ihr zu.

Draußen lief eine Gestalt vorbei, bückte sich kurz und setzte ihren Weg mit einem Gegenstand unter dem Arm fort. "He! Gib das sofort wieder her!", schrie ich und verfolgte den Dieb um eine Ecke, während Bella mir hinterher rannte. Ich packte den Saboteur an der Schulter und drehte ihn um. Wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. "Du?", riefen wir entzetzt wie aus einem Mund.

Was bisher geschah....

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Eure Kommentare

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Wooooooooow!!!!!!🙂

Suuuuuper

Super 

danke, Danke und nochmal Danke! Es ist toll, dass euch die Geschichte so gut gefällt!

Ich liebe die Reihe auch! So sehr, das ich bald wahrscheinlich noch mal von vorne anfange!

Super coole Reihe😀 Wer wohl der Sabotör ist ?Lg Lotti_H😁

Soooo spannend!!! I love it! Weiter so!

Dankeschön! :)

Ich liebe diese Reihe!! Mega toll!

LG, Anton